Alex Picker
© WKS/Andreas Kolarik

Mit Genuss kommunizieren

Seit 20 Jahren ist Kommunikation ihre Leidenschaft. Essen und Trinken auch. Im SW-Interview erzählt Agenturinhaberin Alexandra Picker, was gute Kommunikation ausmacht und warum sie seit 2017 ihren Schwerpunkt auf "Food & Beverage" setzt.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 21.03.2024

Alex, du feierst heuer dein 20-Jahre-Jubiläum. Was waren die Agentur-Highlights in den vergangenen 20 Jahren?

Da gab es viele. In jüngster Vergangenheit war das sicher die Veröffentlichung unseres zweiten Brot-Buches „Brot und Bier“, das ich Ende 2023 im Servus Verlag gemeinsam mit meiner Freundin, der Food-Redakteurin Ilse Fischer, herausgebracht habe. Der zweite Platz beim diesjährigen Landespreis für Marketing, Kommunikation und Design, den wir für unser nachhaltiges Stiegl-Projekt erhalten haben, ist auch ein schönes Beispiel. Hier war meine Agenturleiterin Julia Fischer-Colbrie federführend. Sie war es, die die Einreichung vorangetrieben hat. Die Freude war groß, dass wir die Jury mit einem klassischen Medienarbeit-Projekt – ohne eingesetztes Werbebudget – überzeugen konnten.

Ein wichtiger Meilenstein war für mich sicher die Schärfung des Agenturschwerpunktes auf „Food & Beverage“, den wir im Claim „talk about taste“ kommunizieren. Mit diesem Profil waren wir in Westösterreich vermutlich die erste Kommunikationsagentur. Stolz macht mich, dass wir über viele Jahre hinweg namhafte Unternehmen wie Stiegl, Teekanne und Woerle mit unserem Know-how begleiten dürfen. 

Was waren die größten Herausfor­de­run­gen?

Die Veränderung in der Kommunikationslandschaft und die rasanten technologischen Entwicklungen. Dabei habe ich mir immer wieder die Frage gestellt: Was brauchen wir als Agentur, damit wir auch in zehn oder 20 Jahren Kund:innen haben, die auf unsere Expertise zurückgreifen wollen?

Alex Picker mit Agenturleiterin
© WKS/Andreas Kolarik Alexandra Picker mit ihrer Agenturleiterin Julia Fischer-Colbrie

Was braucht es dafür?

Lebenslanges Lernen, sich mit neuen Tools und Kommunikationstechniken auseinanderzusetzen. Zum Beispiel nehmen meine Mitarbeiter:innen gerade an einer KI-Schulung teil, weil diese den Arbeitsalltag unterstützt. Dadurch haben wir mehr Zeit für die persönliche Beratung unserer Kund:innen, die in unserer Branche enorm wichtig ist. 

Welchen Stellenwert nimmt die klassische PR im Vergleich zum immer größer werdenden Pool der Sozialen Medien und des Online-Marketings ein?

Schon an der Universität haben wir uns intensiv mit Paul Watzlawick befasst, der sehr treffend sagte, dass „man nicht nicht kommunizieren kann“. Alles ist Kommunikation. Das Entscheidende in der heutigen Zeit ist, dass uns mehrere Kanäle in der Kommunikation zur Verfügung stehen, in denen wir unsere Inhalte und Botschaften ausspielen können. Zudem haben die Menschen weniger Zeit, um diese aufmerksam zu verfolgen. Deshalb ist es umso wichtiger, die relevanten Botschaften zielgruppenaffin aufzubereiten und auf den für die jeweilige Teilöffentlichkeit adäquaten Kanälen zu verbreiten.  

Wie schaut das in der Praxis aus?

Zu Beginn schauen wir, wo die Kernbotschaft der Geschichte ist und ob es überhaupt für eine Story reicht. Dann erst stellt sich die Frage, welcher Kommunikationskanal am besten geeignet ist. Was es jedoch in jedem Fall braucht, ist eine Botschaft! Diese kann dann unterschiedlich interpretiert und formuliert werden.  

Was macht gute Kommunikationsarbeit aus?

Sich im Vorfeld zu überlegen, ob man etwas zu sagen hat.  

Inwiefern verändert KI euren Agenturalltag?

Momentan ist es noch eine „Spielerei“, das heißt, wir probieren aus und tüfteln. Aktuell nützen wir beispielsweise ChatGPT zum Ideen sammeln und üben uns im Briefing des Tools, damit am Ende etwas Nützliches herauskommt. Die KI ist eine weitere Kollegin, die mit uns mitarbeitet. 

Du stammst aus einer Unternehmerfamilie. Inwiefern hat dich das geprägt?

Insofern, als meine Eltern Berufliches mit dem Privatleben immer sehr gut verbunden haben. Als „Unternehmerkind“ bekommt man auch eine gewisse Leistungsorientierung mit, aber auch die Freude am Tun. 

Warum hast du dich auf den Bereich „Food & Beverage“ spezialisiert – aus Leidenschaft für gutes Essen und Trinken, oder liegt dahinter eine Strategie?

Es ist eine Mischung aus allen Komponenten. Über die Jahre hat sich über die Zuwanderung von Kund:innen unser Agentur-Schwerpunkt herauskristallisiert. Zu Stiegl kamen dann Woerle, das Salzburger Agrar Marketing, die Via Culinaria, bei deren „Geburtsstunde“ ich mit von der Partie war, Teekanne, Salzkammergut Tourismus sowie die Hoteliers bzw. Gastronomen Imlauer und Gassner u. a. Als meine Geschäftspartnerin Doris Hebenstreit aus der Agentur ausstieg, hatte ich die Idee. Mit den Themen Food & Beverage kenne ich mich aus, ich beschäftige mich selbst damit und verfüge über ein entsprechendes Netzwerk an Medien und Partnern. Und: Weil es Spaß macht! Die Analyse des Marktes zeigte mir, dass es einen Bedarf für diese Spezialisierung gibt. Natürlich bedeutet es auch manchmal ein „Nein“ zu anderen Projekten. 

Wie schaut dein Erfolgsrezept aus?

Neben einem Grundkonzept auch eine gewisse Agilität bzw. Flexibilität beizubehalten. Es ist wie beim Kochen: Wenn irgendein Gewürz oder eine Zutat für den perfekten Geschmack fehlt, darf man improvisieren und Neues ausprobieren. Das Entscheidende ist, dass man das Handwerk beherrscht. Das gilt auch für die Kommunikation. Zu wissen, was macht einen guten Text, eine gute Story aus.  

Wie schaffst du es, in einer schnelllebigen Zeit schon mehrere deiner Kund:innen über zwei Jahrzehnte zu betreuen?

Grundsätzlich ist für eine so lange Partnerschaft eine gemeinsame Wertebasis unumgänglich. Es ist aber auch die Offenheit, Wege mitzugehen, sich in Neues hineinzudenken und am Ende des Tages gute Arbeit zu leisten. Gemeinsam Ziele zu setzen, diese konsequent zu verfolgen und zu erreichen.  

Alex Picker
© WKS/Andreas Kolarik Alexandra Picker mit ihrem zweiten Brotbuch "Brotzeit"

Du bist Mitherausgeberin von zwei Büchern zum Thema Brot. Wie kam es dazu?

Meine Freundin Ilse Fischer und ich haben uns als Slow-Food-Salzburg-Präsidentinnen gemeinsam überlegt, was der Inbegriff für Zeit ist, und waren uns einig: es ist das Brot. Die Idee war, verschiedene Bäcker und ihre Brotsorten vorzustellen. Dabei lassen wir die Tradition des „Brotzeitens“ ebenso aufleben wie herrliche Ideen und Rezepte für den passenden Belag aufs Brot.  

Wie schaffst du es, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?

Das frage ich mich manchmal auch. Doch in Wirklichkeit ist es so, dass – vorausgesetzt man macht es mit Freude – dies auch leicht bzw. leichter von der Hand geht. Die Arbeit ist Teil meiner Lebenszeit. Ich achte darauf, dass Familie und Beruf entsprechend Raum bekommen. Was mir dabei hilft, sind ein genauer Plan und über viele Jahre gelebte Achtsamkeitspraxis. Heuer war ich erstmals in einem buddhistischen Kloster. Dort übte ich mich in Mediation und habe erkannt, dass das Leben ständiges Trainieren und Jonglieren braucht, um „in Balance“ zu bleiben, um es mit den Worten von Conny Hörl zu sagen. 

Was kannst du jungen Unternehmerinnen mitgeben?

Alles ist Lebenszeit. Tu das, was du leidenschaftlich gerne tust, und versuche, darin besser zu werden als andere!

Was bringt die Zukunft?

Nach 20 Jahren wollen wir einen weiteren Standort in Wien eröffnen. Da setzen wir auf die Kooperation mit der gebürtigen Salzburgerin Gabriele Liebl.