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© WKS/wildbild/Günther Freund

Laune auf den Fasching machen

Seit 1917 ist das Fachgeschäft Louis Lona die erste Ansprechadresse, wenn es um den Fasching und Kostüme für Festivitäten aller Art geht. Im SW-Interview erzählt Geschäftsführer Gernot Abraham, was es braucht, um selbst den größten Faschingsmuffel fürs Sich-Verkleiden zu begeistern. 

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 08.02.2024

Wie kam es, dass Sie zum Papierfachgeschäft Abraham das Geschäft Louis Lona übernommen haben?

Für uns waren der Jänner und Februar immer die umsatzschwächsten Monate. Deshalb hat mein Vater nach Möglichkeiten gesucht, dem entgegenzuwirken. Nachdem die Eigentümer von Louis Lona, die Familie Streubel, in Pension gegangen sind und auch keinen Nachfolger hatten, haben wir das Geschäft 1980 erworben, und zunächst am alten Standort – im Moltner-Durchhaus in der Getreidegasse 15 – weitergeführt. Erst später haben wir es auf dem Gebirgsjägerplatz im Tiefgeschoß angesiedelt. 

Zum Zeitpunkt der Übernahme – 1980 – waren Sie zehn Jahre alt? Gibt es dazu Erlebnisse, an die Sie sich heute noch gerne erinnern?

Natürlich! Als Schulkind habe ich im Fasching oft ausgeholfen. Meine Eltern haben mich als „Türsteher“ eingesetzt, da der Andrang so groß war, dass man den Zutritt kontrollieren musste, auch weil die Räumlichkeiten sehr verwinkelt waren. Das war für mich sehr lustig. Es gab auch nur einen Holzofen, mit dem geheizt wurde. Unsere Kundschaft war sehr prominent, vom Bürgermeister bis Niki Lauda sind alle zu uns gekommen. 

Haben Sie sich damals schon gerne verkleidet?

Mir hat das Verkleiden immer großen Spaß gemacht, und macht mir auch heute noch Spaß. Auch im Gymnasium hatte ich bei den Faschingsumzügen der Herz Jesu Missionare immer eines der besten Kostüme, weil ich natürlich an der Quelle saß. Auch meine Freund:innen profitierten davon.

Wie lange gibt es das Papierfachgeschäft Abraham schon?

1955 wurde es von meinem Großvater Rudolf Abraham als kleiner Zeitschriftenladen gegründet. 1970 hat mein Vater Manfred die Geschäfte übernommen, und ich bin sozusagen in der dritten Generation tätig. Mittlerweile sind wir in Salzburg mit zwei Standorten, im Europark und hier auf dem Gebirgsjägerplatz Marktführer. 

Wie ergänzen sich die beiden Geschäfte?

Im Papierfachgeschäft führen wir sämtliche Dekorationsartikel wie Luftballone, Partyartikel, Dekorationen und Papierartikel, die sich mit den Kostümen gut ergänzen. Es geht ja nicht nur um den Fasching, sondern um sämtliche Festivitäten und Motto-Partys, die immer mehr geworden sind. 

Inwieweit spüren Sie es, dass andere Jahresfeste dem Fasching den Rang ablaufen?

Halloween ist sicher ein Fest, das bei den Jugendlichen mehr gefeiert wird als der Fasching. Der 30. und der 31. Oktober gehören mittlerweile zu den umsatzstärksten Tagen im ganzen Jahr. Der klassische Fasching ist eher beim „jung gebliebenen“ Publikum angesagt.  

Wann startet der Verkauf für den Fasching?

Die Kostüme werden immer kurzfristiger gekauft. Der Verkauf beginnt so richtig vor dem Faschingssamstag und endet im Vergleich zu früher erst am Faschingsdienstag.  

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© WKS/wildbild/Günther Freund Gernot Abraham und SW-Redakteurin Margit Skias im beliebten Hippie-Look

Beobachten Sie unterschiedliche Verkleidungstypen?

Ja! Generell gibt es drei unterschiedliche Verkleidungstypen: Die Lustigen, die sich gerne verkleiden und mit ihrem Kostüm andere zum Lachen bringen wollen. Dann gibt es jene, die immer elegant und schön sein wollen, und es gibt den Verkleidungsmuffel. Dieser ist eine ganz eigene Kundenkategorie – der auf einen Faschingsball gehen muss, obwohl es ihn nicht freut. Die kennt man auch schnell heraus. 

Woran erkennen Sie diesen?

Sie treten zunächst eher dezent auf, lassen sich dann aber durchaus begeistern. Darin liegt die Kunst unserer Verkäufer:innen. Wenn diese zunächst vielleicht nur einen Hut und eine Brille kaufen wollen, freut es uns, wenn sie das Geschäft mit einem Komplettkostüm und freudig verlassen. 

Wie viel geben Ihre Kund:innen im Schnitt für ein Kostüm aus?

Diese Frage ist ganz schwer zu beantworten. Das kann man nicht pauschalisieren. Für ein Komplettkostüm werden durchaus schon mal 150 € ausgegeben. Aber man ist mit 10 € auch schon leicht maskiert. 

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© WKS/wildbild/Günther Freund Louis Lona bietet ein umfangreiches Sortiment an Kostümen und Zubehör an.

Gibt es vergleichbare Geschäfte?

Als Fachgeschäft nehmen wir in West­österreich eine Alleinstellung ein. Da gibt es keinen Mitbewerber, der das so betreibt wie wir. Unser stärkster Mitbewerber ist aber das Internet. Dieser Wettbewerb ist ein sehr unfairer. Unsere Aufgabe ist es, es trotzdem zu schaffen, dass weiterhin Kund:innen zu uns kommen. Dafür sind wir Unternehmer geworden.

Wie schaffen Sie es, sich gegenüber dem Online-Handel im Internet zu behaupten?

Indem wir ein vernünftiges Warensortiment und Präsentationsflächen haben und vor allem ein freundlich-kompetentes Fachpersonal, das mit Wissen und Ideen überzeugt. Anders als bei einem Kauf im  Internet kann der Kunde bei uns alle Kostüme samt Accessoires probieren. Zudem garantieren leistungsfähige Lieferanten, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten, unsere Zuverlässigkeit.  

Welche Kostüme sind heuer angesagt?

Barbie und Ken. Diese Kostüme sind seltsamerweise kein Kinder-, sondern ein Erwachsenenthema. Das Thema Hippie, die 80er-Jahre, Neonparty sind seit Jahren Klassiker. Die Kostüme sind bunt, passen immer und sind auch einfach zu handhaben. Bei den Kindern sind bei den Buben Figuren wie Superman, Batman, Harry Potter, Ritter oder Cowboy beliebt. Bei den Mädels ist es nach wie vor die Prinzessin. Bei den Kleineren sind auch die Tierkostüme begehrt. 

Wo holt ihr Euch die Ideen und wo kauft ihr ein?

Da gibt es eigene Fachmessen wie die Spielwarenmesse in Nürnberg, wo es eine eigene Faschingshalle gibt. Wir fliegen zu den Hausmessen unserer Großhändler nach Italien und Spanien, wo wir vor Ort ordern. 

Was sind die größten Herausforderungen, die es als Familienbetrieb zu meistern gilt?

Mitarbeiter:innen zu finden, die bereit sind, Kund:innen zu bedienen sowie 40 Stunden die Woche an sechs Tagen zu arbeiten. Aktuell sind es die überdurchschnittlichen Lohnerhöhungen, die uns zu schaffen machen. Auch, wenn ich verstehe, dass meine Mitarbeiter:innen das Geld dringend brauchen. Aber die Unternehmer:innen im Einzelhandel werden es schwer haben, die erhöhten Summen wieder zu verdienen.  

Wie viele Mitarbeiter:innen beschäftigen Sie?

Dreißig, davon sind drei Lehrlinge. 

Wie kommen Sie zu den Lehrlingen?

Wir bieten für die Schulen Praxistage an. Das hat sich gut bewährt. Vor kurzem hat bei uns ein syrischer Flüchtling eine Lehre begonnen. Sie ist schon 20 Jahre alt und spricht sehr gut Deutsch. Nach ein paar Monaten kann ich sagen, dass sie ihre Arbeit sehr gut macht. Uns ist egal, woher unsere Mitarbeiter:innen kommen. Wir brauchen Menschen, die motiviert sind, die sich im Team einbringen und auch noch gerne bedienen. Ohne Service geht nichts. 

In welchem Kostüm wird man Sie heuer am Faschingsdienstag im Geschäft antreffen?

Da meine Mitarbeiter:innen dieses meistens für mich aussuchen, befürchte ich, dass mir die Barbie droht.