Peter Kaufmann ist seit Mitte März Obmann des Landesgremiums des Energiehandels.
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"Es gibt keine Patentlösung“

Der neue Obmann des Salzburger Energiehandels, Peter Kaufmann, spricht sich für einen Technologiemix bei der Klima- und Mobilitätswende aus.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Die EU hat vor kurzem beschlossen, Neuwagen, die mit E-Fuels betrieben werden, vom Aus für Verbrennermotoren ab 2035 auszunehmen.  Was bedeutet diese Entscheidung für den Energiehandel?

Sie bedeutet für uns vor allem eine Trendumkehr hin zur lange geforderten Techno­logieoffenheit und zu einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise. Wir müssen den Herausforderungen mit innovativen Lösungen und einem Technologiemix anstatt mit einer Scheuklappenmentalität begegnen. Es gibt keine Einzellösung für klimaneutrale Mobilität, sondern nur einen entsprechenden Mix aus Elektrifizierung und klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen wie HVO und E-Fuels. Dieser Mix kann die Defossilisierung des Straßenverkehrs deutlich beschleunigen. 

Sie halten E-Fuels also für eine taugliche und klimafreundliche Alternative?

Ja, flüssige Energieträger sind für das Gelingen der Energiewende unerlässlich und gemeinsam mit der E-Mobilität ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität. Ich vertrete generell die Meinung, dass es bei dieser großen Herausforderung der Klimaneutralität bis 2040 nicht um ein Entweder oder, sondern um ein Sowohl- als-auch geht. Der richtige Mix aus allen verfügbaren, klimaneutralen Energieprodukten wird ein entscheidender Faktor zum Erreichen dieser Ziele sein. 

Fossile Energieträger haben jedenfalls ein Ablaufdatum. Wie bereitet sich die Branche auf diese radikale Veränderung ihres Geschäftsmodells vor?

Es wird einerseits über die Jahre eine gewisse Marktbereinigung geben, andererseits sind die meisten Betriebe unserer Branche mittlerweile schon sehr breit aufgestellt und haben unter anderem auch erneuerbare Energieträger im Produktportfolio. Wir Händler haben uns vom klassischen Telefonverkauf hin zu Beratungsunternehmen entwickelt. Es gilt, unsere Kund:innen bei der Energiewende zu begleiten, zu beraten und auf klimafreundliche Flüssig-Brennstoffe oder erneuerbare Energieträger umzustellen.

Werden jetzt alle Tankstellen zu E-Tankstellen, oder muss man befürchten, dass in den nächsten Jahren viele Betreiber das Handtuch werfen?

Diese Einschätzung fällt nicht unmittelbar in meine Zuständigkeit. Ich sehe aber regulatorische Herausforderungen, die sowohl die Fahrzeuge als auch die Tankstellen betreffen werden. Alle Tankstellen können vermutlich nicht in E-Ladestationen umgerüstet werden, das muss von Fall zu Fall geprüft werden – in Bezug auf infrastrukturelle Voraussetzungen und dahingehend, ob sich eine Investition lohnt. Größere Standorte in frequentierten Lagen mit einem umfangreichen Serviceangebot wurden bereits mit E-Schnellladestationen ausgerüstet. Erste Erfahrungen zeigen, dass auch Kunden mit Elektrofahrzeugen einen bemannten Standort mit Zusatzservice sehr schätzen. 

Welche Herausforderungen muss der Energiehandel aktuell meistern?

Im Heizölgeschäft sind wir tagtäglich mit der Verunsicherung unserer Kund:innen konfrontiert, die nicht wissen, wie es mit ihrer Ölheizung weitergeht. Wir informieren sie darüber, dass ein stufenweiser Ausstieg seitens der Regierung geplant ist, es aber dazu noch kein Gesetz gibt. Es ist wichtig, dass nachhaltige und vor allem leistbare Lösungen für die Konsument:innen geschaffen werden, unter anderem durch den Einsatz von klimafreundlichen Flüssigbrennstoffen. Diese wären ohne Aufwand oder technische Umrüstungen sofort in den bestehenden Anlagen einsetzbar.

Die Preise für Benzin und Diesel liegen aktuell bei etwa 1,6 € pro Liter. Werden Sie jemals wieder in die Nähe der 1-€-Marke kommen?

Angesichts turbulenter Zeiten sind hier seriöse Prognosen kaum möglich. Zudem haben fossile Energieträger durch politische Einflussnahme im Rahmen der ökosozialen Steuerreform auch einen entsprechenden Preis bekommen, zusätzlich wirkte sich die Einführung der CO2-Abgabe preistreibend aus. Alles in Allem werden wir aus heutiger Sicht auf dem aktuellen Preisniveau bleiben.

Ist die Versorgung der Kund:innen mittelfristig ge­­währleistet?

Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit mit Treibstoffen und Heizöl besteht augenblicklich im gesamten Bundesland Salzburg kein Anlass zur Sorge, sofern keine unvorhergesehenen Ereignisse passieren, wie in den vergangenen drei Jahren. Der Salzburger Energiehandel konnte jedoch auch in diesen herausfordernden Zeiten die Versorgung seiner Kund:innen stets aufrechterhalten.

Die befürchteten Gasengpässe sind in den vergangenen Monaten ausgeblieben. Müssen sich Salzburger, die mit Gas heizen, dennoch vor dem kommenden Winter fürchten?

Ich kann die Versorgungs- bzw. Speicherlage im Detail nicht beurteilen. Die in den vergangenen Monaten seitens der Politik kommunizierten Maßnahmen lassen jedoch eine ausreichende Versorgung der Gaskunden für den nächsten Winter vermuten.