Hutmacher
© Andreas Kolarik

Hüte nach Maß und mit Charakter 

Vor drei Jahren hat sich der heute erst 24-jährige Salzburger Leon Freiberger dazu entschlossen, seine Leidenschaft für ­maßgefertigte „Hüte mit Charakter“ zum Beruf zu machen. Was er darunter ­versteht, ­schildert er im SW-Interview. 

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 30.11.2023
Hutmacher
© Andreas Kolarik Hutmacher Leon Freiberger entwickelte aus dem klassischen Kniff der bayerischen 6er-Falte ein eigenes Design, den „Tropfen 6er“.

Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie dazu motiviert hat, Hutmacher werden zu wollen?

Ja, das war im Rahmen eines Praktikums bei einem Herrenschneider in der Linzer Gasse, das ich in der zweiten Klasse an der Modeschule Annahof machen musste. Dieser hat mir von seiner Tätigkeit bei den Salzburger Festspielen erzählt, wo er interessante Hutkreationen gesehen und mitgestaltet hat. Dieses Bild hat sich in meinem Kopf verankert und mich zum Hutmacher-Handwerk gebracht. 

Wann haben Sie Ihre Liebe zu Kopfbedeckungen entdeckt?

Das war in der Hauptschule, wo ich das Interesse für Textilien entdeckt habe. Meine Mutter hat das gefördert und mir das Nähen beigebracht. Schon damals habe ich meine eigenen „Caps“, also Kapperl, designt und genäht und mit 13 Jahren habe ich gewusst, dass ich Designer werden wollte. Damals erschien mir ein Hut noch als altmodisch. 

Wo haben Sie Ihre Lehre absolviert?

Es war schon schwer, eine Lehrstelle zu finden. Dank des Hinweises meines Vaters bin ich dann auf den Hutmacher Zapf in Werfen gekommen. Das war ein uriger, alter Handwerksbetrieb, in dem ich mich sofort gesehen habe. Die haben mich dann genommen, aber leider musste ich ein Jahr auf die Lehrstelle warten. 

Was haben Sie in diesem Jahr gemacht?

In diesem Zeitraum bin ich für drei Monate nach Portugal in eine Rohmaterialproduktion gegangen. Dort habe ich einen Hutmacher aus der Schweiz kennengelernt, der mir ein Praktikum in seiner Hutmacherei angeboten hat. Das geschah alles, bevor ich überhaupt die Lehre gestartet habe.  

Im Atelier
© Andreas Kolarik Hutmacher Leon Freiberger gibt einen Einblick in sein Atelier am Müllner Hügel.

Wann war für Sie klar, dass Sie sich mit einem eigenen Atelier selbstständig machen wollen?

Das war bereits während meiner Lehrzeit. Da bin ich abends meistens zwei oder drei Stunden länger geblieben, um für Freunde und meine Familie Hüte zu machen. Ich hatte Zugang zum Dachboden, wo uraltes Rohmaterial herumgelegen ist. Das habe ich verwenden dürfen, weil ich so lästig war und ständig danach gefragt habe. Da habe ich gemerkt, dass mir meine Arbeit großen Spaß macht und ich sehr dafür brenne. 

Was war ausschlaggebend dafür, dass der Hut Ihre „Caps“ abgelöst hat?

Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt, welche Möglichkeiten ein Hut mit sich bringt. Über die Zeit habe ich es zu schätzen gelernt, was ein Hut eigentlich ist. 

Was ist der Hut für Sie?

Für mich persönlich ist ein Hut alles, weil ich ihm einen Großteil meines Lebens widme. Ich gehe auch nie ohne Hut außer Haus, selbst wenn ich nur kurz wohinfahre. Er hat etwas Beschützendes. 

Was ist das Besondere an Ihren Hüten?

Jeder Einzelne ist von Hand und nach Maß gefertigt. Das ist ein großer Unterschied zu bloß handgefertigten Hüten. Die kriegt man auch „von der Stange“. Bei mir ist es so, dass die Kund:innen zu mir ins Atelier kommen. Während des Beratungsgesprächs, das ca. 1,5 Stunden dauert, messe ich auch die Kopfform und den Kopfumfang. Jeder Kopf ist individuell, so auch sein Hut. Als Hutmacher ist es meine Priorität, Hüte anzufertigen, die den Maßen der Kopfform gleichen. Meine Hüte sind angenehm zu tragen. 

Braucht es dazu ein spezielles Werkzeug?

Ja, dabei hilft mir ein uraltes Werkzeug, das hier Präzisionsarbeit in meiner Werkstatt leistet: Mit dem Conformateur werden seit dem 19. Jahrhundert Hüte passgenau geschneidert. Mithilfe des 3-D-Druckverfahrens habe ich dieser alten Tradition moderne Konturen verliehen und sie zu einem wichtigen Teil meines Handwerks gemacht.  

Unter wie vielen Hutmodellen können Ihre Kund:innen wählen?

Alles sind Unikate. Dem Design sind keine Grenzen gesetzt. Jeder Kunde kreiert mit mir gemeinsam seinen Hut nach seinen Vorstellungen. Das beginnt bei der Farbwahl, dem Design und endet bei der Materialvariante. Meine Kund:innen entscheiden, wie breit die Krempe sein soll, die Art der Kantenverarbeitung, und wählen die Farbe und das Material. Es liegt an mir, die Persönlichkeit meiner Kund:innen zu erkennen und Empfehlungen abzugeben.

Vor der Hutgalerie
© Andreas Kolarik Hutmacher Leon Freiberger vor seiner Hutgalerie.

Was braucht es neben dem handwerklichen Know-how?

Ein Gespür für die Menschen und Feingefühl für hochwertige Materialien. Als Gewerbetreibender muss ich mich aber auch um meine Buchhaltung und andere Dinge kümmern, den Einkauf der Materialien organisieren. Mit ein bisschen „Hut- Machen“ ist das nicht getan. 

Wer lässt sich bei Ihnen einen Hut anfertigen?

Das ist sehr unterschiedlich, quer durch die Bank. Junge wie alte Menschen. Es kommt aber auch Laufkundschaft zu mir, Tourist:innen, denen ich die Hüte nach Amerika oder Finnland schicke. Es kommen generell mehr Männer als Frauen zu mir, obwohl ich auch Frauenhüte mache. Meistens sind es Menschen, die über Medienberichte auf mich aufmerksam geworden sind und meine Hutphilo­sophie teilen. 

Wie lautet Ihre Hutphilosophie?

Für mich hat jeder Hut, den ich für meine Kund:innen anfertige, seinen eigenenCharakter. Ein Hut kann sein wie der raue Humor von Hermann, dynamisch und freundlich wie Darian oder wie das freche Augenzwinkern von Marie. Denn die Natur des Huts zeigt Charakter. Aus jedem Charakter entstehen ebensolche Unikate, die einander ergänzen. So möchte ein Hut sein – wie ein „LF Hat“, mit Persönlichkeit.  

Welche Materialien verarbeiten Sie?

Ich verwende Hasen- oder Biberfilz. Mittlerweile arbeite ich mit einem Produzenten zusammen, der für mich den Filz nach gewünschter Farbe und Ausführung anfertigt. Da kann ich zum Beispiel die Stärke und die Farben des Filzes bestimmen.  

Wie lange braucht es für die Herstellung eines Hutes?

Das ist je nach Modell unterschiedlich, aber im Schnitt dauert es drei bis fünf Stunden aktive Arbeitszeit, die Trockenzeit beträgt dann drei Tage. 

Was kostet ein LF-Hut?

Ein LF-Maß-Hut kostet je nach Material 440 € beziehungsweise 550 €. 

Auf welche Art von Werbung setzen Sie?

Auf Empfehlungsmarketing. Der Instagram-Kanal ist mein Hauptmedium, wo ich gerne selbst produzierte Huterklärungs-Videos platziere, die lustig und schnell geschnitten sind. 

Was braucht es für die erfolgreiche Um­­setzung einer Geschäftsidee?

Geduld, Durchhaltevermögen und eine große Portion Zuversicht, dass es funktioniert, weil man es gerne macht.