Werner Brunner im Röstraum in seinem Haus in Oberalm.
© Carolina Auer Photography

Kaffeeröster aus Leidenschaft

Zu seinem Traumberuf kam Werner Brunner erst über Umwege. Der Unternehmer aus Oberalm ist seit sechs Jahren mit Leib und Seele Kaffeeröster.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Werner Brunner arbeitete 25 Jahre lang im Finanzministerium. Bei einer Veranstaltung lernte er zufällig einen Kaffeeröster aus Bayern kennen. "Von da an hat mich das Thema nicht mehr losgelassen. Ich habe meinen sicheren Job an den Nagel gehängt und komplett neu angefangen“, erzählt der 48-Jährige.
Brunner durfte dem bayerischen Röster einige Tage lang über die Schulter blicken, kaufte sich einen Röstofen und gründete 2017 das Unternehmen "Herr Werner". "Weil es für Kaffeeröster keine formale Ausbildung gibt, musste ich mir das Fachwissen selbst aneignen. Dieser Lernprozess ist nie ganz abgeschlossen“, berichtet Brunner. "Man muss sich mit dem Rohkaffee beschäftigen und unzählige Male rösten und verkosten, bis man seinen eigenen Stil entwickelt hat.“

Der Oberalmer setzte von Anfang an auf hohe Qualität und verarbeitet ausschließlich zertifizierten Biokaffee, der im Einkauf deutlich teurer als konventionell angebaute Kaffeebohnen ist. "So trage ich dazu bei, dass die Kaffeebauern laufend die Qualität verbessern und in nachhaltige Anbaumethoden investieren können“, meint Brunner.  

Der Rohkaffee kommt bis zu 20 Minuten in einen Trommelröstofen und wird dort auf gut 200 Grad Celsius erhitzt. "Das sogenannte Slow Roasting wirkt sich auf den Geschmack aus und macht den Kaffee verträglicher. In der Industrie werden die Bohnen meist nur sehr kurz und mit 600 Grad geröstet“, erklärt Brunner. 

Kaffee mit Charakter

Zu Beginn produzierte der Röstmeister nur rund 60 Kilo Kaffee pro Monat, inzwischen sind es mehrere Tonnen jährlich. "Dahinter steckt noch immer sehr viel Handarbeit. Wir füllen zum Beispiel jedes Sackerl Kaffee händisch ab“, betont Brunner. Das Sortiment von "Herr Werner“ umfasst sieben verschiedene Sorten.

Neben reinen Arabica-Sorten verkauft Brunner auch Mischungen aus Arabica- und Robusta-Kaffeebohnen. Beim Rösten gehe es vor allem darum, den Charakter der Bohnen herauszuarbeiten. "Ich bezeichne deshalb unsere Produkte auch gerne als Charakterkaffee.“

Renommierte Kunden

Brunner arbeitete von Anfang an mit Partnern zusammen, die den Schwerpunkt auf Qualität und Nachhaltigkeit legen. Zu seinen Kunden zählen mittlerweile Vier-Sterne-Superior-Hotels sowie Spitzenrestaurants in der Region. Der 2020 gestartete Webshop für Privatkund:innen läuft ebenfalls gut. 

Drittes Standbein ist das Kaffeecatering für Firmen und bei Veranstaltungen. Brunner hat dafür eine ausrangierte Gondel der Jennerbahn in Berchtesgaden in eine mobile Kaffeebar umbauen lassen. "Covid war eine kurze Zäsur, weil die Gastronomiebetriebe wegen der Lockdowns kurzfristig weggefallen sind. Danach ist es aber rasant bergauf gegangen. Neue Lokale haben aufgesperrt und die Kaffeekultur hat bei den Privatkunden an Bedeutung gewonnen“, resümiert der leidenschaftliche Kaffeeröster.