WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf
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WKÖ-Kopf warnt: Allgemeine Arbeitszeitverkürzung verschärft Arbeitskräftemangel

Freiwillige Modelle bereits jetzt möglich und funktionieren am besten, ein Korsett für alle ist jedoch in der Praxis nicht umsetzbar

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 04.08.2023

"Die Forderung der Arbeiterkammer nach Arbeitszeitverkürzung mag für manche verlockend klingen, doch sie negiert die Realität am Arbeitsmarkt: Wir haben schon jetzt einen gravierenden Arbeitskräftemangel – auch, weil die durchschnittliche Arbeitszeit seit Jahren sinkt. Wenn wir noch weniger arbeiten und die Arbeitszeit für alle verkürzen, dann haben wir bald ein Riesenproblem", sagt WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

Dies belegen die Zahlen: Bereits jetzt fehlen laut Statistik Austria mehr als 200.000 Arbeitskräfte. Wird die Arbeitszeit auf 32 Wochenstunden gesenkt, entspricht das einer Reduktion um weitere rund 600.000 Arbeitskräfte. "Wir wissen, dass bis 2040 allein aufgrund der demografischen Entwicklung zusätzlich 363.000 Personen am Arbeitsmarkt fehlen werden. Eine weitere, hausgemachte Verschärfung des Arbeitskräftemangels würde uns massiv Wachstum und Wohlstand kosten", warnt Kopf.

Schrumpfende Produktivität, wenige Arbeitsmarktreserven

Dass eine Arbeitszeitverkürzung zuletzt in den 1970er-Jahren stattfand, hat zudem einen Grund: Damals stieg die Produktivität viel stärker als heute und die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter nahm ebenso zu. Heute hingegen schrumpft sie und es gibt auch nur noch wenige Arbeitsmarktreserven.

Auch das Argument, dass eine Arbeitszeitverkürzung zur Verbesserung der Gesundheit und work-life-balance beiträgt, lässt Kopf so nicht stehen: "Durch eine Arbeitszeitverkürzung steigt der Druck auf Arbeitnehmer, in weniger Zeit dasselbe zu leisten, die Arbeitsverdichtung nimmt somit zu." Eine Folge der Arbeitszeitverkürzung in Frankreich war außerdem die Zunahme an Arbeitnehmern mit mehr als einem Job.

Eine Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn würde den Faktor Arbeit, auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit, massiv verteuern. Das würde einen Abzug von Unternehmen ins Ausland und Wohlstandsverluste bedeuten.

"Wenn Betriebe und Mitarbeiter eine Arbeitszeitverkürzung vereinbaren, dann ist das jetzt schon jederzeit möglich. Aber Vorgaben oder ein Korsett für alle, hätte negative Folgen. KMU, von denen zum Beispiel eine bestimmte Öffnungszeit erwartet werden, könnten diese aufgrund von fehlenden Arbeitskräften nicht mehr erfüllen," stellt Kopf abschließend klar.

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