Sebastian Juritsch
© Anita Arneitz

Handwerk öffnet Chancen

Selbstständigkeit als Schritt der Weiterentwicklung: Sebastian Juritsch eröffnete in Keutschach eine Werkstatt für Polster- und Tapeziererarbeiten.

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Aktualisiert am 21.03.2024

Von Anita Arneitz


Konzentriert steht Dekorateur, Polsterer- und Tapezierermeister Sebastian Juritsch (27) in seiner neuen Werkstatt in Keutschach und passt das neue Leder an den Vespasitz an. Im Hintergrund ist der frisch bezogene Autositz bereits fertig zum Abholen, daneben wartet die Sitzbank eines Old­timers auf ihre Restaurierung. Obwohl sich der Jungunter­nehmer erst vor Kurzem mit der „Kärntner Polsterschmiede“ selbstständig gemacht hat, ist sein Auftragsbuch gut gefüllt. Und das kommt nicht von ungefähr. 

Schon während der Lehrzeit im Stadttheater Klagenfurt entdeckte der Jungunternehmer seine Liebe zum alten Handwerk des Polsterers. Immer wieder wollte er Neues lernen und sammelte berufliche Erfahrungen im Yacht-Ausbau und Autobereich. In Frankreich lernte er Restaurationstechniken für Stilmöbel. 2021 folgte der Meisterabschluss in Salzburg. „Mir war früh klar, dass ich mich selbstständig machen möchte. Deshalb habe ich zuerst nebenbei zwei Jahre mit einem Kleingewerbe angefangen. Was ich für meine Arbeit brauchte, habe ich daheim trainiert und verfeinert“, erzählt Juritsch. Dann ergab sich aber die Möglichkeit mit der lichtdurchfluteten Werkstatt. 

Chancen nützen, wenn sie sich ergeben


Juritsch kündigte seinen fixen Job und bereitete innerhalb von zwei Wochen alles für den Start ins Unternehmertum vor. „Ich dachte mir, jetzt riskiere ich es einfach.“ Die Selbstständigkeit ist für ihn der nächste logische Schritt, um sich weiterzuentwi­ckeln. Sein Spezialgebiet ist die Aufbereitung von Motorradsitzen, Autositzen, Reparaturen und Neuausstattungen von Autohimmel, Kofferraum und Seitenverkleidungen. Oldtimer sind bei ihm in guten Händen. „Ich bin einer der wenigen, der die Innenausstattung von Null weg neu aufbaut.“ Oft bekommt er hierfür nur mehr das Gerüst oder den Rahmen. Federn, Sitzfläche, Schnürungen, aufwendige Steppungen, Ziernähte – alles macht Juritsch maßgeschneidert per Hand. Schaumstoff, klassische Stoffe für Autos und Leder hat er immer auf Lager. Aber auch alte Möbel und Wohnräume, Büros und Hotels peppt er auf. „Das Material kaufe ich in Österreich, Deutschland, Frankreich und Slowenien.“ Gute Qualität ist ihm wichtig. Wenn es um die Arbeit geht, ist er ein absoluter Perfektionist. „Es muss alles passen, sonst gebe ich es nicht raus.“ Das schätzen Kunden. 
Außerdem arbeitet er mit anderen regionalen Betrieben zusammen. „Wer die Leidenschaft zu seinem Beruf hat, sollte mutig sein und den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.“ Allein bleiben möchte Juritsch in seinem Unternehmen nicht lange: „Ich kann mir gut vorstellen, selbst auszubilden oder Mitarbeiter anzustellen.“ In einigen Jahren geht ein Kollege in Pension, gerne möchte er dann seinen Bereich inklusive Mitarbeiter übernehmen.


Dieser Artikel erschien in der sechsten Ausgabe „Kärntner Wirtschaft“.