Tischler bei der Arbeit
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WKÖ-Experte Gleißner: Stille Reserve ist zu mobilisieren, löst aber den Arbeitskräftemangel nicht

Zusätzlich braucht es mehr Anreize für Vollzeitarbeit, für längeres Arbeiten im Alter sowie mehr Kinderbetreuungsangebot

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Aktualisiert am 13.10.2023

"Am Ziel, das gesamte in Österreich vorhandene Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen, führt kein Weg vorbei. Aber es ist eine Illusion, dass damit der Arbeitskräftemangel gelöst wäre", sagt Rolf Gleißner, Leiter der Abteilung für Sozial- und Gesundheitspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Er spricht damit unter anderem die heute von Wifo und Arbeiterkammer präsentierte Studie zur sogenannten stillen Reserve an, also zu den Menschen, die grundsätzlich arbeiten wollen, aber aus verschiedenen Gründen keinen Job suchen. Diese für den Arbeitsmarkt zu gewinnen, müsse zwar weiter Ziel sein. Das allein aber wird nicht reichen.

"Viele Menschen aus der stillen Reserve wurden in den letzten Jahren in den Arbeitsmarkt integriert, nicht zuletzt dank der intensiven Personalsuche der Betriebe", erklärt Gleißner. Weitere notwendige Maßnahmen, um die stille Reserve bestmöglich auszuschöpfen, sind dem Experten zufolge ein Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten sowie von Beschäftigungsanreizen. "Eine Arbeit anzunehmen, muss sich lohnen. Die derzeitige Möglichkeit, während dem Arbeitslosengeld-Bezug geringfügig dazuzuverdienen und das zeitlich unbegrenzt, ist hier kontraproduktiv", sagt Gleißner.

Arbeiterkammer führt eigene Argumente ad absurdum

"Wenn die Arbeiterkammer davon spricht, Reserven zu aktivieren und damit einen Arbeitskräftemangel eingesteht, aber gleichzeitig Arbeitszeitverkürzung fordert, führt sie ihre eigenen Argumente ad absurdum." Eine Arbeitszeitverkürzung würde den demografisch bedingten Arbeitskräftemangel dramatisch verschärfen. "Es ist nicht die Zeit, von einem 'Weniger' zu sprechen. Es braucht Anreize für Mehrarbeit und ein generelles Umdenken", so Gleißner. Die Arbeiterkammer müsse hier ihre Blockadehaltung ablegen.

Darüber hinaus wird es Anreize für längeres Arbeiten im Alter sowie mehr qualifizierte Zuwanderung brauchen. „Demografie ist vorhersehbar und wirkt langfristig. Daher ist der Arbeitskräftemangel gekommen, um zu bleiben, selbst wenn sich die Konjunktur kurzfristig eintrübt. Wir müssen hier alle Hebel bewegen, um Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten", so der WKÖ-Arbeitsmarktexperte. (PWK351/DFS)