WKÖ-Analyse: Europäische Kommission sieht gute Rahmenbedingungen für KMU in Österreich

Zwischen 2012 und 2016 steigt Beschäftigung und Wertschöpfung bei KMU stärker als bei Großunternehmen

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

Laut aktuellem Datenblatt des Small Business Acts (SBA) der Europäischen Kommission weisen österreichische KMU nach wie vor ein starkes SBA-Profil auf. 
Österreich erreicht die besten Positionen mit dem 2. Platz im Bereich „Binnenmarkt“ und mit dem 3. Platz im Bereich „Internationalisierung“. In den Bereichen „Fähigkeiten und Innovation“ sowie „Umwelt“ schneiden österreichische KMU überdurchschnittlich ab. In vier weiteren Bereichen liegt Österreich im EU-Durchschnitt (u.a. „Zugang zu Finanzierung“, „öffentliche Verwaltung“, „Unternehmertum“).



Was ist der SBA?

Der Small Business Act (SBA) stellt den Grundpfeiler europäischer KMU-Politik dar. Der SBA zielt auf die Förderung von KMU, die Vereinfachung des regulatorischen Rahmens und die Beseitigung von Wachstumshindernissen ab. Inwieweit die Mitgliedstaaten der EU die Maßnahmen aus dem SBA in zehn Bereichen - vom Unternehmertum über KMU-kompatible Verwaltung, Innovationen und Finanzierung bis hin zu internationalen Geschäftsaktivitäten – umgesetzt haben, wird jährlich von der Europäischen Kommission (EK) bewertet (SBA Performance Review). Das SBA-Profil ergibt sich aus den Bewertungen der zehn Bereiche.


KMU in Österreich zählen zu den leistungsfähigsten in Europa

KMU in Österreich haben sich im EU-Vergleich seit 2008 dynamischer entwickelt. Besonders deutlich zeigt sich der Unterschied zur Entwicklung der KMU der EU-28 bei den Indikatoren Beschäftigung und Bruttowertschöpfung.


Positive Entwicklung zwischen 2012 und 2016

Zwischen 2012 und 2016 konnten die österreichischen KMU ihre Bruttowertschöpfung bzw. die Beschäftigung um kumuliert 11 % bzw. 4,8 % steigern, damit können KMU ihre Beschäftigten- und Wertschöpfungskennzahlen in diesem Zeitraum stärker als Großunternehmen verbessern. Zwischen 2016 und 2018 wird ein weiterer Anstieg der Bruttowertschöpfung um 7,4 % und ein Beschäftigungswachstum um 2,6 % erwartet (in absoluten Zahlen ergibt das einen Zuwachs von rund 50.000 Beschäftigten).  


Zwischen 2012 und 2016 tragen KMU stark zum Beschäftigungs- und Wertschöpfungszuwachs bei.



Österreichs SBA-Profil: Wettbewerbsfähigkeit ist nach wie vor gegeben 

Beim Umsetzen des Leitprinzips des SBA „Think Small First“ („Vorfahrt für KMU“) hat Österreich seit 2008 einige Fortschritte erzielt. Relative Verbesserungen gab es seit 2008 vor allem im Bereich „Zweite Chance“ (Förderung einer „Kultur des Scheiterns“), in diesem Bereich liegt Österreich nun leicht über dem EU-Durchschnitt. Im Bereich „Binnenmarkt“ konnte sich Österreich seit 2008 stärker als der EU-Durchschnitt verbessern und liegt nun EU-weit auf Platz 2. Dies ist vor allem auf die hohe Bedeutung der Intra-EU-Importe und Exporte zurückzuführen.


Top-Platzierungen für den Binnenmarkt und die Internationalisierung .


Beim Bereich „Internationalisierung“ erreicht Österreich ebenso eine Top-3 Platzierung, was vor allem auf die gute Integration der heimischen KMU in die internationalen Wertschöpfungsketten zurückzuführen ist. Im Jahr 2016 und im ersten Quartal 2017 hat Österreich 24 Maßnahmen in 6 von 10 Bereichen getroffen, um die Position der KMU weiter zu stärken.

In den Bereichen „öffentliche Verwaltung“, „Unternehmertum“ und „Zugang zu staatlichen Beihilfen“ und zum „öffentlichen Beschaffungswesen“ sind stärkere Anstrengungen notwendig, um zur Spitze aufzuschließen, da Österreich hier im EU-Durchschnitt liegt.

Obwohl gerade auch in der jüngeren Vergangenheit positive Maßnahmen im Bereich „Zugang zu Finanzierung“ gesetzt wurden und eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr verzeichnen werden konnte, hat sich Österreichs Position seit 2008 gegenüber des EU-Durchschnitts in diesem Bereich leicht verschlechtert.

Das mittelmäßige Abschneiden des Bereiches „Unternehmertum“ ist vor allem auf die schlechte Bewertung der unternehmerischen Erziehung in der Grundschule zurückzuführen. Verbesserungspotenzial gibt es gemäß dieser Umfrage ebenso beim Image des Unternehmertums: Weniger Menschen in Österreich halten eine unternehmerische Laufbahn für eine erstrebenswerte Karrierechance als im EU-Durchschnitt (46 vs. 56,9 Prozent im EU-Durchschnitt). Dieses Ergebnis wird mit den zahlreichen Jobmöglichkeiten im Angestelltenverhältnis begründet, die weniger risikoreich erscheinen. Österreichs Stärken liegen in diesem Bereich bei dem hohen Frauenanteil an Gründungen und jungen Unternehmen.


Verbesserungen bei Unternehmertum, öffentliche Verwaltung und Fähigkeiten und Innovation notwendig.


Der Bereich „öffentliche Verwaltung“ bezieht sich auf die Bereitschaft der Verwaltung, KMU-Bedürfnissen zu entsprechen und auf Änderungen zu reagieren. Für das relativ schlechte Abschneiden in diesem Punkt seit 2008 werden die hohe Anzahl an notwendigen Schritten bis zur Gründung einer GmbH wie auch die lange Dauer der Gründung einer GmbH angegeben.

Der Bereich „Fähigkeiten und Innovation“ stagniert seit Jahren auf einem hohen Niveau, da der Anteil vom E-Commerce-Umsatz am Gesamtumsatz seit rund 10 Jahren keine Zuwächse verzeichnet und der Prozentsatz an KMU, die über das Internet ihre Waren und Dienstleistungen anbieten, im EU-Vergleich unterdurchschnittlich ist. Obwohl Österreich in diesem Bereich noch eine gute Platzierung erreichen kann, ist der stagnierende Verlauf in einem für die Wettbewerbsfähigkeit so essenziellen Bereich kritisch zu betrachten. Weitere Maßnahmen müssen folgen, um wieder einen positiven Trend bei „Fähigkeiten und Innovation“ zu fördern. 

Fazit

Österreichische KMU beweisen abermals ihre Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Vergleich. Dennoch zeigt das aktuelle SBA-Profil der Europäischen Kommission einige Schwächen auf, die durch optimierte Rahmenbedingungen verbessert werden können. Wie dies zu erreichen ist,
finden sie im interessenpolitischen Programm der Wirtschaftskammern Österreichs „Zukunft | Wirtschaft Standort Österreich 2015-2020“.

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