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WKÖ-Wirtschaftsbarometer Winter 2022

Ausblick auf 2023 mit Licht und Schatten 

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 19.12.2021

Die Folgen des Ukrainekriegs trüben die Stimmung in Österreichs Wirtschaft. Besonders hohe Preise bei Energie und Rohstoffen belasten die Betriebe enorm, zeigt der aktuelle WKÖ-Wirtschaftsbarometer, für den österreichweit Rückmeldungen von mehr als 5.400 Betrieben aus allen Branchen und Regionen analysiert wurden.

Zu diesen aktuellen Herausforderungen kommen schon „altbekannte“ Hemmnisse wie der Arbeitskräftemangel, der den Unternehmen anhaltend Sorgen bereitet


Aussichten zeigen Licht und Schatten

In Folge des Ukrainekriegs belasten die hohen Preise und die Knappheiten bei Energie und Rohstoffen die Betriebe enorm. Zusätzlich bereitet der bereits „altbekannte“ Arbeitskräftemangel den Unternehmen anhaltend Sorgen und hemmt die Entwicklung.

Das führt zu folgender Situation für Österreichs Wirtschaft:

  • Geschäftsaussichten trüben sich ein: Angesichts der internationalen Abkühlung der Konjunktur und der aktuellen Energiekrise erwartet jeder zweite Betrieb sinkende Aufträge.
  • Zurückhaltung bei Investitionen: Der Saldo der Investitionserwartungen fällt aktuell negativ aus. Erfreulicherweise planen jedoch 37 % der befragten Unternehmen Neuinvestitionen. Es zeigt sich ein Trend in Richtung ökologische Investitionen.
  • Preisdruck nimmt etwas ab, bleibt aber hoch: 9 von 10 Unternehmen nennen die Energiekosten als Kosten- und Preistreiber und fast 90 % sehen auch Löhne und Gehälter als Preistreiber. 66 % der Betriebe fordern Maßnahmen zur Lösung der Energiekrise auf europäischer Ebene. 




Auftragslage: Unternehmen aller Größen pessimistisch



Unternehmen aller Größenklassen erwarten eine Eintrübung der Auftragslage. Ein differenziertes Bild zeigt sich bei den Aussichten zu Beschäftigten. Die Beschäftigung bleibt stabil, lediglich 8 % der Großunternehmen erwarten hinsichtlich der Beschäftigungszahlen einen Rückgang. In Summe schlagen sich die deutlich pessimistischen Geschäftserwartungen aufgrund des vorherrschenden Arbeitskräftemangels nur in eingeschränktem Ausmaß auf die Beschäftigungsplänen der Unternehmen nieder. 




Trend geht zu ökologischen Investitionen

Der Anteil der Unternehmen, der keine Investitionen plant, ist in den vergangenen eineinhalb Jahren gestiegen und liegt nun bei 23 %. Erfreulicherweise planen jedoch 37 %  Neuinvestitionen. Der Trend geht in Richtung ökologischer und nachhaltiger Investitionen. 

Gründe für Neuinvestitionen

Grafik Neuinvestitionen
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Auch bei den Investitionen zeigen sich Unterschiede nach Größenklassen: Bei den kleineren Unternehmen planen knapp 40 %, ihre Investitionen zu senken. Die großen Unternehmen schätzen zwar ihre Auftragslage ähnlich schwach ein wie die KMU, dennoch planen nur 7 % der größeren, ihre Investitionen zu senken. Bei jenen Unternehmen, die zukünftig Investitionen planen, überwiegen in Summe die Ersatzinvestitionen. Auch der Trend zu ökologischen und nachhaltigen Investitionen setzt sich fort. Die hohen Energiepreise mögen dazu beigetragen haben. 65 % geben weiterhin an, grüne Investitionen tätigen zu wollen. An zweiter Stelle folgen Investitionen in Innovation und Digitalisierung. Auch sie befinden sich weiterhin auf hohem Niveau.





Größte Herausforderungen der Unternehmen: Energiepreise und Arbeitskräftemangel


Grafik Herausforderungen für Betriebe
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Die Belastung der Betriebe durch Energiepreise sowie Preise von Rohstoffen und Vorleistungen ist auf Rekordniveau: Sie sind für 83 % eine Herausforderung (im Vorjahr noch 64 %). Mehr als jeder zweite Betrieb ist von der Energiekrise stark oder sogar sehr stark betroffen. Klassische Branchenunterschiede zwischen produzierenden und Dienstleistungsbereichen bestehen zwar weiterhin, die Energiepreise setzen jedoch zunehmend alle Wirtschaftszweige unter Druck. 

Arbeitskräftemangel weiterhin starker Hemmschuh. Die zweitdrängendste Herausforderung für heimische Betriebe ist der Arbeitskräftemangel. Rund drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass der Arbeitskräftemangel auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Insbesondere mittlere und große Unternehmen sind stark betroffen.

Über alle Branchen und Unternehmensgrößen hinweg wird stellen auch die hohen Arbeitskosten für die Unternehmen eine Belastung dar.


Hohe Betroffenheit von Energiepreisen

6 von 10 Unternehmen sehr stark bzw. stark von Energiekrise betroffen: Die Energiekrise belastet die österreichische Wirtschaft über nahezu alle Branchen hinweg. Insgesamt geben 29 % der Unternehmen an, dass sie von der aktuellen Energiekrise sehr stark betroffen sind, weitere 32 % sind stark betroffen. Besonders die hohen Strompreise machen 84 % der Unternehmen zu schaffen. Treibstoff-Preise belasten 58 % der Unternehmen und die Gaspreise bereiten 48 % der Unternehmen Probleme.


TOP-Forderungen aus Sicht der Betriebe

Maßnahmen auf europäischer Ebene als prioritäre Lösung für Energiepreise: Zwei Drittel der Betriebe fordern eine europäische Herangehensweise zur Eindämmung des Energiepreisschocks. Zudem verlangen 66 % der Betriebe, die nationale Strompreisbremse auch auf Unternehmen auszuweiten. Für 57 % ist die Erschließung weiterer Energiequellen ein Lösungsweg.

Die Top-3 der geforderten Maßnahmen

Grafik Top-Forderungen der Wirtschaft
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Fazit

Der WKÖ-Wirtschaftsbarometer zeigt Licht und Schatten: Beim Blick auf 2023 gibt es Unsicherheiten, aber auch Aussicht auf viele stabilisierende Faktoren.

In einer schwierigen Situation wie jetzt ist es unerlässlich, dass die Politik einen wettbewerbsfähigen Rahmen für die Betriebe schafft und rasch die richtigen Weichen stellt, die Planungssicherheit schaffen. Dann kann Österreich vom Krisenmodus schnell in den Zukunftsmodus umschalten.