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Bei Bestattungen geht Trend zur Individualisierung

Trotz digitaler Transformation und virtueller Friedhöfe – Sild: „Wiens Bestatter sehen Wiederbelebung von Trauerritualen und sind der richtige Ansprechpartner in jedem Trauerfall“

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Aktualisiert am 15.11.2023

„Die Beisetzung unserer Toten ist ein wichtiges Kulturgut und unterliegt besonderen ethischen Maßstäben“, sagt Jürgen Sild, Fachvertretungsvorsitzender der Wiener Bestatter: „Wiens Bestatter begleiten einfühlsam in der Zeit des Abschieds, sie helfen mit verständnisvoller und professioneller Beratung, eine Bestattung vorzubereiten und die richtigen Ansprechpartner in jedem Trauerfall zu finden.“ 

Trend geht zur Individualisierung

Laut Sild zählt Individualisierung bei den Bestattern zu den aktuell wichtigsten Trends. „Kunden wünschen sich Wahlmöglichkeiten. Oft entstehen Zeremonien, in denen selbst gewählte Rituale einen hohen Stellenwert bekommen. Rituale spielen ja stets eine wichtigere Rolle, wenn es darum geht, Abschied von Verstorbenen zu nehmen. Gerade Begräbnisse helfen Menschen bei der Trauerbewältigung der Hinterbliebenen. Eine moderne Bestattungskultur muss zeitgemäße Antworten finden.“

Alte Traditionen in neuem Gewand

Immer öfter gehe es darum, im Rahmen gesetzlicher Vorschriften Rituale zu kreieren, bei denen auf Bestandteile der konventionellen, kirchlichen Bestattung zurückgegriffen, aber gleichzeitig die Möglichkeit für neue Aktionen geschaffen wird. Sild: „Eine moderne Bestattungskultur sollte bestehende Traditionen mit modernen Anschauungen verbinden.“ Das österreichische Bestattungswesen wurde 2023 von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Bestatter seien zentrale Akteure, die ihr Wissen nicht nur erhalten und weitergeben, sondern auch fortwährend anpassen müssten, heißt es dazu in der Begründung der UNESCO. "Waren bis ins 19. Jahrhundert die vielfach durch religiöse Vorschriften und an der Aristokratie orientierte Bestattungspraktiken und Riten vorherrschend, kommt es insbesondere in den letzten 20 Jahren zur verstärkten individualisierten Gestaltung.“

Digitale Transformation

Auch bei Bestattungen orientieren sich viele immer häufiger online: Bis auf ein paar Amtswege, die man noch selber machen muss, kann man grundsätzlich eine Bestattung über unterschiedliche Internet-Unternehmen planen und organisieren lassen. Sild: „Umso mehr müssen sich seriöse Anbieter zukünftig darum bemühen, Mehrwerte und Qualität ihrer Dienstleistungen deutlich zu machen. Die Transparenz der Leistungen spielt dabei eine bedeutende Rolle.“

Virtuelle Friedhöfe

Als virtuelle Friedhöfe werden in aller Regel Websites bezeichnet, auf denen für Verstorbene eine oder mehrere Gedenkseiten erstellt werden können Bei allen Vorzügen, die solche Online-Plattformen haben können, sei laut Sild eines klar: Der Besuch einer Webseite könne das Aufsuchen einer physischen Grabstätte nicht ersetzen. Sild: „Der reale Ort, wo auch immer er sein mag, samt der dort vollzogenen Handlungen, sind für die Trauerbewältigung extrem bedeutsam.“


Über Wiens Bestatter

Die Fachvertretung der Wiener Bestatter weist aktuell 29 Mitglieder aus. Das Bestattergewerbe wurde in Österreich vor rund 20 Jahren liberalisiert. Der frühere Wiener Monopolist, die Bestattung Wien, ist heute noch der größte Bestatter Österreichs. Der Zugang zum Gewerbe ist reglementiert, eine Befähigungsprüfung wird vorausgesetzt.