Moser mit Briketts
© Irene Kernthaler-Moser

Steirisches Testlabor für „saubere“ Kohle

Das Unternehmen „NextFuel“ produziert in Frohn-leiten „grüne“ Kohle aus Biomasse. In Finnland entsteht die erste Großanlage.

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Aktualisiert am 14.03.2024

Aus Privathaushalten ist Kohle heute vielfach verschwunden, industriell bleibt sie weiter wichtig – von der Stahl- bis zur Zementproduktion, aber auch in der chemischen Industrie. Seit 2010 arbeitet die „NextFuel Technology GmbH“ daher an einer technologischen Innovation, einem riesigen Schritt in Richtung Energiewende: „saubere“ Kohle aus Biomasse. Was in der Pilotanlage in Frohnleiten schon erfolgreich umgesetzt wurde, wird nun in einer ersten Großanlage in Finnland ausgebaut.

Wir können erneuerbaren Kohlenstoff aus den laufenden Kreisläufen nutzbar machen!


„Wir stellen torrefizierte (sozusagen „geröstete“, Anm.) Biomasse her“, erklärt NextFuel-Geschäftsführer Wolfgang Moser das patentierte Verfahren. Das Ergebnis ist ein verkohltes Produkt in Brikett-Form, auf halbem Weg zwischen Rohmaterial und Holzkohle. Ein Mittelweg mit wenig Energieverlust – so stammt ein großer Teil der benötigten Energie aus dem Rohmaterial selbst. Den Heizwert klassischer Holzpellets kann man deutlich übertreffen.

Die silbrige Anlage
© NextFuel Technology GmbH Die Torrefizierungsanlage.


„Wir wollen einen Ersatz für fossile Kohle aus erneuerbarer Bio­masse ermöglichen“, fasst Moser zusammen. Als Grundstoff könne man, je nach regionaler Verfügbarkeit, etwa rasch nachwachsendes Elefantengras, Hackschnitzel, aber auch Abscheideprodukte wie Bagasse nutzen. In der vollindustriell ausgestatteten Testanlage in Frohn­leiten wird weiter experimentiert, sogar aus Olivenkernen wurden schon Briketts produziert. Spannende Möglichkeiten, gerade vor dem Hintergrund der begrenzten Verfügbarkeit von Biomasse. Gräser wachsen etwa auch auf wenig fruchtbaren Böden – die fertigen Briketts lassen sich auch leichter transportieren als die Rohstoffe.

Die potentielle CO2-Einsparung ist enorm. Moser: „Mit Holz als Grundstoff unserer Briketts rechnen wir mit einer möglichen CO2-Einsparung von 85 bis 90 Prozent. Mit Gräsern können wir sogar zu einer CO2-negativen Bilanz kommen, da beim Wachsen eine Menge Kohlenstoff im Boden bleibt.“ Ein großer Schritt zu einer nachhaltigen Produktion von Stahl, Zement, aber auch flüssigen Bio-Kraftstoffen. 

Blick auf die Anlage von außen
© NextFuel Technology GmbH Die Pilotanlage in Frohnleiten.


Wieso Frohnleiten? In der dortigen Deponie steht ein Bandtrockner, der einst zur Trocknung von Klärschlamm genutzt wurde. Mit der Stadt als Partner wurde die Einrichtung der Pilotanlage möglich. Aufgrund des starken industriellen Interesses sind laut Moser weltweit weitere Großanlagen in Planung. Im Testbetrieb in Frohnleiten kann man schon jetzt jährlich rund 8.000 Tonnen Output produzieren, in Finnland sollen sogar 60.000 Tonnen möglich werden.