Pressekonferenz
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Steirischer Handel erwirtschaftet im ersten Halbjahr 17,2 Milliarden Euro Umsatz

Das entspricht einem nominellen Umsatzplus von 0,6 Prozent, stellt aber real – also unter Berücksichtigung sämtlicher Preissteigerungen – ein Minus von 4,8 Prozent dar. 

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Aktualisiert am 22.09.2023

„Wir sehen in den einzelnen Handelsbranchen mitunter deutliche Abweichungen“, berichtet Spartenobmann Gerhard Wohlmuth. Diese reichen von einem Umsatzzuwachs in der Höhe von +8,7 Prozent im Blumenhandel bis hin zu einem Rückgang von -7,2 Prozent im Elektro- und Möbelhandel. Zu schaffen machen den Betrieben vor allem die hohen Energiepreise (+33,2 Prozent), aber auch die steigenden Personalkosten. Wohlmuth: „Umso dringender appelliere ich, bei den bevorstehenden KV-Verhandlungen Vernunft vor Emotionen zu stellen. Wir müssen den Teufelskreislauf der Inflation durchbrechen.“

Umso dringender appelliere ich, bei den bevorstehenden KV-Verhandlungen Vernunft vor Emotionen zu stellen. Wir müssen den Teufelskreislauf der Inflation durchbrechen.

Der Höhepunkt der Teuerungswelle scheint überschritten. Im ersten Halbjahr 2023 ist die Inflation auf 9,6 Prozent gesunken, die Preisrallye im Großhandel (+1,5 Prozent) ist vorbei und auch der Einzelhandel (+8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr) kommt wieder seiner inflationsdämpfenden Wirkung nach. Unterm Strich konnte der steirische Handel von Jänner bis Juni einen Netto-Umsatz in der Höhe von 17,2 Milliarden Euro erwirtschaften. „Nominell stellt das ein Plus von rund 100 Millionen Euro bzw. 0,6 Prozent dar. Berücksichtigt man allerdings auch die steigenden Preise, wird aus diesem Plus ein reales Minus von
4,8 Prozent“, berichtet Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft.

Umsatzzuwächse und Umsatzrückgänge

Festzuhalten sei, dass die Konjunkturentwicklung in den verschiedenen Handelsbranchen sehr unterschiedlich verlaufe. Sie reicht von einem nominellen Umsatzzuwachs von +8,7 Prozent im Blumenhandel bis hin zu einem nominellen Rückgang von -7,8 Prozent in der Branchengruppe Elektro und Möbel. Überdurchschnittlich hohe Umsatzzuwächse verzeichnen im ersten Halbjahr 2023 demnach der Modehandel (+7,9 Prozent; allerdings ausgehend von einem geringen Vorjahresniveau), der Lebensmittelhandel (+7,1 Prozent) und der Online-Handel (+5,3 Prozent). Ein nominelles Minus dagegen gab es im Uhren- und Schmuckhandel (-0,7 Prozent), während die Bereiche Spiel und Sport (+2,7 Prozent), Heimwerkerbedarf (+2,1 Prozent), Drogerien (+2,1 Prozent) sowie Zeitschriften und Bücher (+1,2 Prozent) zumindest nominell leicht im Umsatz zulegen konnten.

Peter Voithofer und Gerhard Wohlmuth
© Fischer Peter Voithofer vom Institut für Österreichs Wirtschaft undHandelsspartenobmann Gerhard Wohlmuth

Große Unterschiede zeigen sich auch in der Preisentwicklung: Während diese im Mode- und Schuhhandel sinken (-1,8 Prozent), steigen diese in der Branchengruppe Elektro/Möbel mit +14,9 Prozent deutlich an. Überdurchschnittlich hohe Preissteigerungen weist auch der Lebensmitteleinzelhandel auf, der mit +11,4 Prozent sowohl über dem Einzel-handelsdurchschnitt (+8,2 Prozent) als auch über der allgemeinen Inflationsrate liegt.

Konjunkturentwicklung: Große Unterschiede in einzelnen Handelsbranchen

Die reale (preisbereinigte) Konjunkturentwicklung zeigt ebenfalls eine sehr hohe Bandbreite, die von +9,7 Prozent im Schuh- und Modehandel bis zu -22,7 Prozent in der Einzelhandelsgruppe Elektro/Möbel reicht. Steigerungen des Absatzvolumens erzielten auch der Blumenhandel, der Spiel- und Sporthandel sowie der Einzelhandel mit Bau- und Heimwerkerbedarf. Was auch zu einer gewissen Trendwende am Arbeitsmarkt führt: Nach zwei dynamischen Jahren fand das Beschäftigungswachstum im ersten Halbjahr 2023 ein Ende. Der steirische Handel verzeichnet ein leichtes Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Zahl der Beschäftigten sinkt auf 74.100 (vor genau einem Jahr waren es 74.176).

Wir brauchen mehr Leistungsanreize, Arbeit muss sich für die Menschen lohnen.

Vor allem im Einzelhandel reduziert sich die Zahl der Beschäftigten um -0,8 Prozent auf rund 42.000, ein Plus gab es nur in den Bereichen Textilien, Bekleidung und Schuhe (+0,9 Prozent) sowie Blumen (+0,8 Prozent), das größte Minus in den Bereichen Elektro/Möbel (-5,1 Prozent) und im Online-Handel (-4,1 Prozent). Einen Rückgang verzeichnet auch die KFZ-Wirtschaft (-0,3 Prozent), im Großhandel gab es wiederum erneut einen Beschäftigungs-zuwachs (+1,5 Prozent auf rund 21.700 Beschäftigte). Gleichzeitig bleibt aber auch die Zahl der offenen Stellen weiterhin hoch: „2.483 Jobs konnten von Jänner bis Juni im steirischen Handel nicht besetzt werden“, weiß Voithofer. Darum sieht Spartenobmann Gerhard Wohlmuth hier auch noch weiteren Verbesserungsbedarf seitens der Politik: „Wir brauchen mehr Leistungsanreize, Arbeit muss sich für die Menschen lohnen.“   

Wohlmuth-Appell an KV-Verhandler: „Vernunft statt Emotionen“ 

Für Wohlmuth steht der Kampf gegen die Teuerung an oberster Stelle. Aus diesem Grund appelliert er auch in Richtung Gewerkschaften auf KV-Verhandlungen mit Augenmaß: „Wir müssen den Teufelskreislauf der hohen Inflation durchbrechen. Dafür braucht es im Herbst Kollektivvertragsverhandlungen mit Vernunft statt Emotionen, speziell im Handel.“ Sorgen bereitet Wohlmuth diesbezüglich auch die Situation bei den Energiepreisen, die noch immer um 33,2 Prozent über dem Vorjahr liegen: „Viele Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht, da sich diese Kostensteigerungen so nicht erwirtschaften lassen. Darum braucht es endlich Unterstützungsmaßnahmen in Form des längst versprochenen Energiekostenzuschusses II.“