Uwe Damm
© Damm

Haare aus indischem Tempel

Haariges Nischenprodukt: Ein Hartberger Unternehmen hat recycelbare Trainingsköpfe für die Friseurbranche entwickelt.

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 18.04.2024

An ihnen arbeiten sich die Meister von morgen ab. Für Friseurinnen und Friseure werden Trainingsköpfe während der Berufsausbildung zu treuen Weggefährten. Sie färben deren Haare, kreieren kunstvolle Steckfrisuren, föhnen, glätten, wickeln und legen Locken jeder Dimension, schneiden Spitzen und Stufen, trimmen und rasieren. Am Ende steht ein ausgebildeter Friseur – und ein ausrangierter Trainingskopf. Letzterer landet achtlos auf der Deponie. Kühl entsorgt. Das Ende. Für Uwe Damm Startpunkt für eine neue Geschäftsidee. 

Der Oststeirer entstammt einer Berufsdynastie: Großeltern, Eltern – alle Friseure. Schon in den 1990er-Jahren erkennt Damm, dass es in der Ausbildung einen Mangel an Trainingsköpfen gibt, an denen die Lehrlinge ihre Skills lernen und perfektionieren können. 2012 steigt Damm in die erkannte Nische – weltweit gibt es nur zehn Anbieter von Trainingsköpfen – ein und gründet im Ökopark in Hartberg sein eigenes Unternehmen. Heute zählt es zu den drei größten in Europa. 

Alle zwei Wochen kommen in Hartberg 10.000 neue Köpfe im 500 Quadratmeter großen Hochlager von Damms Drei-Mann-Betrieb an. Macht über 240.000 Köpfe pro Jahr. Produziert werden sie in China bei einem Exklusivpartner, der als einer von nur zwei Herstellern weltweit in punkto Nachhaltigkeit umfassend zertifiziert ist. „Da arbeiten keine Kinder oder Gefangene, es werden faire Löhne bezahlt und umweltfreundlich produziert“, betont Damm. 80 bis 260 Gramm Haare braucht es pro Kopf. „Am besten eignen sich indische Tempelhaare. Sie sind nicht so dick wie asiatische Haare, sondern den europäischen Haaren sehr ähnlich, und es gibt sie in großen Mengen und entsprechenden Längen“, erklärt Damm. Die Haare werden von Gläubigen in Indien aus religiösen Gründen in eigenen Tempeln gespendet und von dort an Händler verkauft.

93 verschiedene Modelle hat er im Angebot. Entwickelt und de­signt werden die Köpfe in Hartberg, die 3D-Modelle, die als Vorlage für die Produktion dienen, stammen aus der Südsteiermark.