Bauarbeiter schaut auf eine Baustelle
© Adobe Stock

Baubranche unter Druck

Kräftiger Rückgang bei Aufträgen und Auslastung: Die steirische Bauwirtschaft strauchelt, wie Daten der KMU Forschung zeigen. 

Lesedauer: 1 Minute

Aktualisiert am 16.11.2023

Wovor Experten seit Monaten gewarnt haben, dürfte nun eingetreten sein: Die traditionell starke Baubranche kämpft mit einem massiven Einbruch. Das belegen nun auch brandaktuelle Zahlen, die die KMU Forschung Austria für die steirische Baubranche erhoben hat. Demnach sind die Auftragseingänge im ersten Halbjahr nominell um 11,6 Prozent gesunken, selbst im ersten Corona-Halbjahr 2020 waren die Rückgänge mit minus 8,2 Prozent geringer. Die Umsätze sind in den ersten sechs Monaten real sogar um 17,2 Prozent zurückgegangen. Auch das dritte Quartal führte zu keiner Besserung: So überwiegen in diesem Zeitraum die Betriebe mit einer schlechten Beurteilung ihrer Geschäftslage um 18 Prozentpunkte. Nur jedes fünfte Bauunternehmen spricht in diesem Zeitraum von einer „guten“ Geschäftssituation.

Wenig verwunderlich also, dass auch die Auslastung der weiß-grünen Bauunternehmen im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gleich um 18,7 Prozent gesunken ist. Entsprechend gedämpft sind auch die Erwartungen für das vierte Quartal: Jedes zweite Bauunternehmen erwartet demnach weitere Rückgänge, auch bei der Personalplanung zeigen sich die Betriebe angesichts der schwierigen Lage zurückhaltend.

Wie Branchenvertreter gegensteuern wollen

Eine Entwicklung, die die Branchenvertreter nun erneut auf den Plan ruft. „Die Rückgänge im Bauhauptgewerbe werden auch im Baunebengewerbe – vom Dachdecker bis zum Elektriker – noch massive Ausfälle verursachen“, warnt Bau-Innungsmeister Michael Stvarnik, der gleich eine Fülle von Maßnahmen fordert: „Der Konjunkturmotor Bau muss von der Landesregierung durch eine Neugestaltung der Geschoßwohnbauförderung wieder auf Vordermann gebracht werden.“ Zudem pocht er auf eine Forcierung der thermischen Sanierung. Auch bundesweit seien Hausaufgaben dringend zu machen: So macht sich der Innungsmeister für Anreize bei betrieblichen baulichen Investitionen stark, „etwa in Form vorzeitiger Abschreibungen“. 

Weiters fordert er die Eindämmung der KIM-Verordnung, „denn seit deren Einführung ist der Einfamilienwohnbau zum Erliegen gekommen“. Ins selbe Horn stößt auch Banken-Spartenobmann Martin Schaller: „Aus Bankensicht sollte die Verordnung im Sinne der Kunden abgeschafft werden. Die heimischen Banken kennen ihre Kunden sehr gut und können passende und leistbare Lösungen  mit den Kreditnehmern finden.“

Auch Gewerbe-Spartenobmann Hermann Talowski pocht einmal mehr auf „zielgerichtete Maßnahmen, damit die gesamte Bauwirtschaft  wieder auf die Beine kommt“. Bereits im September wurde ein Zehn-Punkte-Forderungskatalog an Landeshauptmann Christopher Drexler übergeben. Darin werden unter anderem die Einführung einer staatlichen Abwrackprämie für marode Immobilien, die Wiedereinführung der Zweckwidmung von Wohn­bauförderungsbeiträgen sowie die Einführung eines Handwerkerbonus gefordert. Doch Talowski wird nicht müde zu betonen: „Seit Monaten haben wir auf die drohende Talfahrt hingewiesen. Jetzt muss rasch gehandelt werden.“