Mann mit grünen Handschuhen bohrt in eine Wand
© dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

Arbeit im Wandel der Zeit

Von der Industrialisierung bis zur Digitalisierung: Wie sich die Arbeitswelt verändert hat, analysiert Historiker Thomas Krautzer.

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Aktualisiert am 25.04.2024

Eine 40-Stunden-Woche, kollektivvertraglich geregelte Löhne, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie finanzielle Absicherung bei Krankheit und Unfall: Was uns heute selbstverständlich erscheint, war lange Zeit ungeregelte Materie. Aber wie hat sich diese zur Arbeitswelt, wie wir sie heute kennen, entwickelt? Wir haben anlässlich des Tags der Arbeit mit Thomas Krautzer, Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte an der Universität Graz,  gesprochen.„Die Ursprünge der Feierlichkeiten rund um den 1. Mai reichen bis ins Jahr 1886 zurück“, weiß Krautzer. Damals wurde in Chicago die Einführung eines Acht-Stunden-Tages gefordert, wenige Jahre später dann auch in Österreich. Die Regelung war lange Zeit höchst umstritten.

Bis ins 20. Jahrhundert war der Großteil der Bevölkerung mit landwirtschaftlicher Arbeit beschäftigt, auch wenn der Industrialisierungsgrad stieg. „Im Gegensatz zur Landbevölkerung bekam die Arbeiterschaft über die soziale Bewegung relativ rasch ein Sprachrohr“, so Krautzer. Dennoch waren Zehn- bis Elf-Stunden-Tage durchaus üblich.Mit dem  Slogan „Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit und Bildung, acht Stunden Schlaf“ schaffte der Sozialreformer Robert Owen schließlich nachhaltig ein Bewusstsein: So wurde in Australien bereits 1856  der Acht-Stunden-Tag (wenn auch nur für Steinmetze) eingeführt, in Österreich war es 1919 so weit. „Damals freilich auf Basis von 48 Wochenstunden, weil ja am Samstag auch gearbeitet wurde.“

Hierzulande hatte schon zuvor der Staatsmann Eduard Taaffe die Weichen für eine staatliche Sozialgesetzgebung gestellt – inklusive Sonntagsruhe und Jugendarbeitsverbot. „Nach dem ersten Weltkrieg wurden das Arbeiter-Urlaubsgesetz, die Arbeitslosenversicherung, das Kollektivvertragsrecht sowie die Indexierung der Löhne fixiert.“ 

Die Sozialpartnerschaft etablierte sich schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit Jahrzehnten ziehen Vertreter der Arbeitnehmer und Arbeitgeber für einen Interessenausgleich an einem Strang und sorgen auch dafür, dass es in Österreich kaum Streiks gibt. Von Kollektivverträgen bis zur Kurzarbeit kommt den Sozialpartnern bis heute eine wichtige Rolle zu. 

Was aktuelle Arbeitszeitdebatten betrifft, mahnt Krautzer zu Vorsicht: „Mit jeder Arbeitszeitverkürzung ist bisher der Produktivitätsdruck gestiegen.“ Mit Blick auf die demographische Entwicklung sei „es jetzt schon schwierig, die Produktivität aufrechtzuerhalten“. Für die Zukunft müsse man regeln, wie die Früchte dieser Produktivität verteilt werden.