Alexander Pinter im Interview
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"Wir müssen Holz in ganz neuen Anwendungen denken"

Seit Jahreswechsel hat der Holzcluster mit Alexander Pinter einen neuen Geschäftsführer. Im Interview spricht er über die Lage der Branche und seine Ambitionen.

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Aktualisiert am 29.02.2024

Als Holzcluster-Chef haben Sie Einblick in große Player genauso wie in Kleinbetriebe. Wie geht es der Holzbranche im Windschatten der schwächelnden Bauwirtschaft?

Pinter: Es ist keine einfache Zeit für die Holzbranche. Wenn am Bau die Nachfrage fehlt, ist es schwierig, auf die Produktionsvolumen zu kommen. Die KIM-Verordnung ist ein Verstärker, so gibt es starke Rückgänge bei Einfamilienhäusern und Wohnbauprojekten. Diesen Einbruch spürt auch die Einrichtungsbranche. Schwierig ist die Lage auch für heimische Parkettproduzenten: In der Ukraine stehen große Eichenbestände, die derzeit nicht verfügbar sind. Lichtblicke gibt es in Spezialsegmenten, da ist die Auftragslage besser.

Welche Wertschöpfung bringt das Waldland Steiermark?

Pinter: Die Steiermark ist mit einer Waldfläche von 60 Prozent Waldland Nummer eins in Österreich. Damit sind 55.000 Jobs und eine Bruttowertproduktion von 5,8 Milliarden Euro verbunden. Die Holzbranche ist nach dem Tourismus zweitwichtigster Arbeitgeber in Österreich. Bundesweit hängen 300.000 Jobs dran.  

Was kann der Werkstoff? Wo spielt er künftig eine Rolle?

Pinter:  Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, kann langfristig CO2 binden und hat hervorragende technische Eigenschaften. Holz wird künftig eine große Rolle spielen bei Wohnraumschaffung, Nachverdichtung und Aufstockung sowie beim Sanieren. Das leichte Material ist ein großer Vorteil. Doch Holz ist viel mehr als Holzbau, wir müssen den Werkstoff in neuen Anwendungen denken. Innovationen gibt es etwa in der Mobilität und der Energietechnik. So wurden ein Seitenaufprallschutz aus Holz, eine Windturbine, eine Stoßstange und eine Fahrwerksklappe entwickelt.

Wo möchten Sie im Cluster Akzente setzen? 

Pinter: Es gibt viel zu tun – sei es, internationale Projekte weiterzuführen, die Ausbildung zu modernisieren, Innovationen zu forcieren und Kooperationen auszubauen. Unser Credo ist Fördern, Vernetzen und Entwickeln. Mit entsprechenden Formaten und Beratungen wollen wir unsere Partnerbetriebe unterstützen. Unser Netzwerk ist Drehscheibe verschiedener Stakeholder. So vernetzen wir unsere aktuell 170 Betriebe mit Forschungseinrichtungen, Beraterfirmen und der Politik.

Was sind die größten Herausforderungen für die Industrie?

Pinter: Kurzfristig sind das Themen wie ESG-Reporting, Lieferkettengesetz und EU-Taxonomie. Langfristig wird sich durch den Klimawandel die Zusammensetzung der Baum­arten ändern. Darauf müssen die Betriebe vorbereitet sein. Die Industrie braucht Informationen, nur das schafft Planungssicherheit. 

Woher kommt Ihre Affinität zum Thema Holz?

Pinter: Ich bin von Jugend an geprägt durch die Arbeit im Wald. Mittlerweile führe ich selbst ein Forstgut in dritter Generation. Ich bin überzeugt, dass Holz der Rohstoff des 21. Jahrhunderts ist.