Läufer unterwegs
© On, Armin Walcher

"Grüner" Laufen mit Rizinus und Zuckerrohr

Die Laufsaison steht in den Startlöchern. Die Schuhhersteller versuchen bei ihren neuesten Modellen einen Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Hightech und hoffen, dass der durch Corona verbreitete„Laufvirus“ nicht verschwindet. Als Anreiz und Alternative. zum Kauf gibt es Mietabos für Schuhe.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Corona war der beste Trainer: Geschlossene Geschäfte, Homeoffice, Kurzarbeit und Reisebeschränkungen haben das Freizeitverhalten verändert und den Hunger nach Sport angeheizt. So erlebte Laufen einen wahren Boom.

Drei Jahre später ist die allgemeine Begeisterung zwar etwas verblasst, der Laufschuhmarkt gehört neben dem Fahrradsektor aber weiter zu den Umsatztreibern im Sporthandel. Das Geschäft wird dabei weniger über Stückzahlen als über den Preis gemacht. „Jene, die beim Laufen geblieben sind, sind bereit, in teurere Schuhe zu investieren“, bestätigt Thorsten Schmitz, Geschäftsführer von Intersport Österreich. Das Statistikportal „Statista“ weist unter dem unscharfen Sammelbegriff „Sportschuhe“ für 2023 ein globales Umsatzvolumen von 51,7 Milliarden Euro aus. In Österreich sollen es 233 Millionen Euro sein.

Neben der Konsumbereitschaft steigt auch die Nachfrage nach Beratung und Laufstilanalysen, um das individuell optimale Modell zu finden. Einfacher ist die Suche nicht geworden. Denn die Auswahl an Marken, Modellen und Materialien wächst. Neue Technologien sollen das Laufen zudem nicht nur körperschonender und den Läufer schneller, sondern die Produktion auch nachhaltiger machen.

Carbonplatten als „Gaspedal“

Das Potenzial ist groß. Denn ob Oberschuh, Sohle oder Schuhbänder: Das Material stammt meist aus erdölbasierten Ressourcen. Umso intensiver wird nach Alternativen gesucht, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Fast alle Schuhhersteller haben mittlerweile entsprechend „grüne“ Modelle in ihrem Sortiment. Sie setzen auf Eukalyptus- und Rizinussamen-Fasern, auf Zwischensohlen auf Zuckerrohrbasis, auf recyceltes Plastik und strapazierfähige Merinowolle. Um die Recyclingquote zu erhöhen, bietet die  Schweizer Marke On zudem ein Abo-Modell als Vertriebsalternative: Der Schuh gehört einem dabei nicht, sondern man zahlt eine monatliche „Miete“, schickt den Schuh zurück, wenn er „fertiggelaufen“ ist, und bekommt einen neuen zugesandt.  

Parallel zu den Öko-Ambitionen bleibt der Sohlenaufbau Spielwiese für Konstrukteure. Es geht um bestmögliche Dämpfungseigenschaften bei gleichzeitig maximaler Unterstützung beim Abdrücken. Dafür werden die Sohlen in eine sogenannte „Rocker“-Form gebogen, die sowohl die Abroll- als auch die Vorwärtsbewegung unterstützt. Tempoorientiertere Läufer mit sauberer Technik und ausreichend Kondition folgen indes dem Trend zu Schuhen mit auffallend dicken Sohlen, in die Carbonplatten verbaut sind. Sie machen den Schuh steifer und wirken beim Abdruck nach vorne wie kleine Sprungfedern. Ein Bestzeit-Boost.

           


Interview mit Katrin Spanner-Hierzegger
(Sportwissenschaftlerin, Trainerin)

Worauf ist beim Kauf von Laufschuhen zu achten? Braucht es eine Laufstilanalyse, um den richtigen zu finden?

Eine Laufstilanalyse ist definitiv notwendig. Das muss nicht am Laufband sein, eine Standanalyse reicht aber nicht. Nur durch eine Analyse der Laufbewegung kann der passende Schuh gefunden werden. Es hilft auch nichts, einfach das Nachfolgemodell von einem einmal passenden Schuh zu kaufen, denn diese Modelle können sich ändern. 

Wie startet man nach der Winterpause am besten in die Laufsaison?

Wichtig ist, nicht zu schnell und mit zu großen Umfängen zu beginnen. Tempomäßig sollte man während des Laufens in der Lage sein, sich zu unterhalten. Laufuhren können helfen, es nicht zu schnell anzugehen. 

Braucht es begleitendes Krafttraining?

Ja, weil der Körper die Stoßbelastungen erst wieder gewohnt werden muss. Dafür braucht es unbedingt Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen der Rumpf- und Beinmuskulatur.

Wie lässt sich die Motivation konservieren?

Ob, um abzunehmen, abzuschalten oder für einen Wettbewerb zu trainieren: Man muss vorab für sich das „Warum laufe ich“ abklären. So verliert man das Ziel nicht aus den Augen.

Worauf ist bei der Ernährung zu achten?

Gesunde Ernährung ist immer wichtig, weil der Konditionsaufbau besser wird, wenn man sich richtig ernährt. Also kein Zucker und keine Fertiggerichte.