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Gerlinde Kaltenbrunner im Interview: „Brennen, um Visionen wahr zu machen“

Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner über Geduld, Achtsamkeit und was man auf den höchsten Bergen der Welt lernen kann. Am 31. Mai spricht sie beim „Zukunftstag der steirischen Wirtschaft“ in Graz.

Gerlinde Kaltenbrunner
© Schöffel Gerlinde Kaltenbrunner

Am Mount Everest und den Berggiganten im Himalaya beginnt gerade die  „Gipfel“-Saison. Sie schafften es als erste Frau ohne Flaschensauerstoff auf alle 14 8000er der Welt. Was hat Sie zu dieser Leistung angetrieben?

Kaltenbrunner: Gerlinde Kaltenbrunner: Die Tibeter sagen „Unterschätze niemals die Kraft deiner Träume“. Wie wahr dieses Sprichwort ist, habe ich gleich bei meiner ersten Expedition erfahren dürfen. Da war von Beginn an diese tiefe innere Begeisterung für das große Ziel, diese Leidenschaft und Hingabe. Sie gaben mir unheimlich viel Kraft und Motivation. Heute weiß ich, dass das der Grundstein für alles Große im Leben ist: Man muss brennen für das, was man tut, es wirklich lieben. Daraus entstehen der Wille und der Weg, Visionen wahr zu machen. 

Was lernt man beim Höhenbergsteigen fürs Leben?

Kaltenbrunner: Was ich sofort gelernt habe, ist, meinen Körper sehr genau wahrzunehmen, achtsam, fokussiert und hellwach zu sein. Diese Haltung lernst du nicht in der Theorie, da wirst du am Berg richtiggehend hineingeführt. Im steilen Gelände zählt jeder Schritt, schon ein winziger Moment der Unachtsamkeit kann einen Fehler nach sich ziehen, der ernsthafte Konsequenzen hat. Außerdem hat mich die Praxis Geduld gelehrt, denn wir hatten auch lange Schlechtwetterphasen, in denen sich nichts erzwingen ließ.


Kaltenbrunner an einer Felswand beim Bergsteigen
© Ralf Dujmovits Können, Achtsamkeit und Angstmanagement waren auf den höchsten Bergen der Welt Energiequellen von Gerlinde Kaltenbrunner.


Wie haben Sie diese Widerstandskraft, diese Resilienz erworben? Und was können Sie Menschen für krisenhafte Situationen weitergeben?

Kaltenbrunner: Ich wurde geprägt durch viele Erfahrungen, die nicht alle rosig waren, und Rückschläge. Gerade aus ihnen bin ich gestärkt hervorgegangen und habe am meisten fürs tägliche Leben gelernt. Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist, ruhig und gelassen zu bleiben – auch in schier ausweglosen Situationen. Der Mensch neigt ja dazu, sich aufzuregen beziehungsweise sich in Dinge hineinzusteigern, selbst wenn sie oder er nichts daran ändern kann. Das kostet unendlich viel Energie und ist oft der Grund, warum wir uns am Abend erschöpft und ausgelaugt fühlen. Damit sollten wir aufhören. Es ist, wie es ist, und es gilt, jede Situation voll anzunehmen, nach vorne zu blicken und das Beste daraus zu machen.

Wann hat Ihnen diese Gelassenheit geholfen?

Kaltenbrunner: Als ich von einer Lawine verschüttet und mit meiner eigenen Vergänglichkeit konfrontiert wurde, weil ich nicht wusste, ob ich das überlebe. Oder wenn du bei eisiger Kälte auf knapp 8.000 Metern Nächte sitzend im Biwakzelt verbringst. Da werden emotionales Hineinsteigern oder Panik lebensgefährlich, denn sie ziehen dir ganz viel Energie ab, die später fehlt. Hier ist es wichtig, ganz ruhig und gelassen zu bleiben. Es braucht Disziplin, Geduld, Willensstärke und auch ein tiefes Vertrauen in die eigene Intuition.

Wie kann man diese Resilienz auch auf niedriger Seehöhe trainieren?

Kaltenbrunner: Ich habe begonnen zu meditieren. Ich wurde dadurch zentrierter, konnte meinen Fokus besser halten, vor allem gelassen bleiben und den Überblick bewahren in kritischen, scheinbar ausweglosen Situationen. Man glaubt nicht, wie viel Energie es freisetzt, wenn der Geist zur Ruhe kommt und man Gedanken und Gedankenmuster loslässt.

Wie kann man andererseits den Verstand nutzen, um Visionen zu verwirklichen?

Kaltenbrunner: Die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist eine ganz wichtige: das eigene Handeln ganz aufrichtig zu hinterfragen. Was mache ich hier, warum und wie; was kann ich das nächste Mal besser oder anders machen, wie flexibel bin ich? Wesentlich ist, nicht mit dem Vergangenen zu hadern oder sich für Fehler zu verurteilen. Das bringt nichts und kostet wiederum immens viel Energie.

Welche Spuren haben Ihre Erfahrungen in Ihrem heutigen Leben hinterlassen?

Kaltenbrunner: Unter anderem die Erkenntnis, dass wir im Überfluss leben, ohne das wirklich zu schätzen. Beim Höhenbergsteigen hat man so wenig dabei und erreicht damit so Großes. Auch zuhause in der Zivilisation werfe ich immer wieder Ballast ab, reduziere mich auf das Wesentliche, dann fühle ich mich leichter und freier.


Zur Person:

Gerlinde Kaltenbrunner, ausgebildete Krankenschwester, schaffte es als erste Frau ohne Hilfe von Flaschensauerstoff auf alle 14 8000er-Gipfel der Welt. Die 52-jährige Oberösterreicherin ist weiterhin in den Bergen unterwegs, hält Vorträge und Seminare und ist Bewusstseinscoach. 


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