Dominosteine fallen um, auf dem letzten steht ein (animierter) Mann mit Aktenkoffer.
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Firmenkonkurse über dem Vor-Pandemie-Niveau

Im ersten Quartal wurde ein deutlicher Anstieg an Insolvenzen verzeichnet. Wirtschaftskammer fordert mehr Beratung.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Es sind Zahlen, die auf den ersten Blick beunruhigend wirken: 109 Firmeninsolvenzen verzeichnete der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) im ersten Quartal 2023 – ein Plus von 57,97 Prozent, elf Prozent mehr als 2019. Wöchentlich meldeten acht steirische Unternehmen Konkurs an. Allerdings, so beruhigt Ewald Verhounig, Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) der WKO Steiermark: „In den letzten Jahren gab es in der Steiermark aufgrund der Pandemie-Unterstützungsleistungen eine deutlich unterdurchschnittliche Entwicklung der Firmeninsolvenzen.“ Grund für die Zunahme seien vor allem Nachzieheffekte aus den letzten Jahren – eine Analyse, die Franz Blantz, AKV-Geschäftsstellenleiter in Graz, bekräftigt: „Allein in der Steiermark gibt es einen Rückstau von etwa 350 Verfahren.“ Der stärkere Anstieg gegenüber dem Österreich-Schnitt (siehe Tabelle links) liegt laut Verhounig auch an den gestiegenen Energiekosten. Und: „Wir haben ein starkes Zuliefergewerbe in Richtung der Industrie“, erklärt er. Bei einigen Leitbetrieben habe man eine gewisse Schieflage bei Lieferketten bemerkt – gerade Klein­unternehmen hätte das getroffen.


Letzteres zeigt sich auch an den Passiva: Diese sind geringer angestiegen als die Insolvenzzahlen – von 34,96 auf 36,61 Millionen Euro. Die größten steirischen Insolvenzen im ersten Quartal waren die GIPRO GmbH aus Peggau mit etwa 5,4 Millionen Euro, gefolgt von der fisatec GmbH aus Rottenmann (2,8 Millionen Euro). Auch bei der Anzahl gefährdeter Dienstnehmer führen die beiden Unternehmen die Statistik an – bei der GIPRO GmbH sind es 115, bei der fisatec GmbH 30.

„Es braucht eine geförderte Insolvenzberatung als Unterstützung für die steirischen Unternehmen!“

Beratung gefordert

Ganze 68 Fälle (+41,67 Prozent)   wurden im ersten Quartal mangels Masse abgewiesen – hier fehlte also schon ein freies Vermögen von 4.000 Euro für die Aufnahme eines Verfahrens. Auch eine andere Entwicklung bereitet Blantz Sorgen: Fast 60 Prozent der Firmeninsolvenzen wurden von Gläubigern beantragt, früher habe sich das mit Eigenanträgen der Unternehmen noch die Waage gehalten. Blantz: „Die Sanierungschancen sind mit einem früh gestellten Insolvenzantrag aber viel höher.“ Insgesamt gab es im ersten Quartal bei knapp 30 Prozent eine Entschuldung. 

„Wir müssen wieder mit mehr Insolvenzen rechnen – das ist aber Teil des normalen Wirtschaftsablaufs.“

Für WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk ist angesichts der neuen Zahlen klar: „Der steirische Wirtschaftsstandort ist gesund, aber es braucht eine geförderte Insolvenzberatung.“ Auch Verhounig betont, Beratung sei zur Prävention wichtig. In Zukunft rechnet er mit einem weiteren Anstieg der Konkurse. „Das ist aber nur eine Normalisierung“, beruhigt der Experte. 


Was bei einer Insolvenz zu beachten ist


Grundsätzlich sind Schuldner gesetzlich verpflichtet, innerhalb von 60 Tagen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit, bei juristischen Personen auch bei Überschuldung, eine Insolvenz­eröffnung zu beantragen. Eine Zahlungsunfähigkeit liegt dann vor, wenn die laufenden Verbindlichkeiten auf längere Sicht nicht mehr bezahlt werden können. Es genügt eine formlose Mitteilung über die Zahlungseinstellung wegen Zahlungsunfähigkeit bzw. Überschuldung an das Landesgericht, in dessen Sprengel der Betrieb seinen Sitz hat bzw. bei dem er im Firmenbuch eingetragen ist. Auch Gläubiger dürfen einen solchen Antrag stellen, wenn sie glaubhaft machen können, dass sie eine Forderung haben und der Schuldner zahlungsunfähig ist. Wenn die Anlaufkosten (bis zu 4.000 Euro) gedeckt sind, wird das Insolvenzverfahren eröffnet. Weiterführende Informationen zu Ablauf und Möglichkeiten bietet das Rechtsservice der WKO Steiermark: rechtsservice@wkstmk.at