Viele Menschen, teils tanzend, in Tracht am Bauernbundball.
© Foto Fischer

Das große Feiern ist zurück

Die Eventbranche freut sich drei Jahre nach dem ersten Lockdown über ein Comeback. Es gibt aber neue Hürden.

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Aktualisiert am 13.03.2023

Der Superlativ ist zurück. Mit dem Bauernbundball am Freitag in Graz feiert dieser Tage mit 16.000 Besuchern größte Ballveranstaltung Europas ein Comeback. Allein mit dieser Veranstaltung werden 5,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Auch die Festival- und Konzertkalender sind wieder gut gefüllt. Knapp drei Jahre nach dem ersten Lockdown und anderer pandemiebedingter Einschränkungen, die die Evenbranche mit voller Wucht getroffen haben, gibt es (bald) keine Restriktionen mehr. Zuletzt hat die Bundesregierung ein stufenweises Ende sämtlicher Corona-Maßnahmen bis 30. Juni angekündigt. Die Erholung ist spürbar. „Die Branche hat allgemein wieder Fahrt aufgenommen“, freut sich Daniela Gmeinbauer, Obfrau der Fachgruppe Freizeit- und Sportbetriebe. Die Lücke, die Corona hinterlassen hat, füllt sich (langsam) wieder. So verbuchte man bei Messe Congress Graz, der Dachmarke von Stadthalle, Messe, Congress, Eishalle und Merkur Arena, im Vor-Corona-Jahr 2019 rund 1,16 Millionen Besucher bei 394 Veranstaltungen. 2022 waren es 793.179 Besucher bei 431 Veranstaltungen. Tendenz steigend. Die allgemeinen Verwerfungen im Wirtschaftsalltag sind aber auch branchenintern spürbar. 

Teuerungen bremsen

Zum einen spürt man den allgemeinen Personalmangel. So hat sich laut Studien ein Drittel der Beschäftigten während der Pandemie beruflich neu orientiert. „Die Hauptarbeitszeiten sind am Tagesrand und am Wochenende, warum soll da jemand zurückwechseln“, sieht Gmeinbauer keine Entspannung.

Zum anderen schlagen die umfassenden Teuerungen bei den Zulieferern der Veranstaltungsbetriebe durch - von der Energieversorgung über die Technik bis zum Catering.  Dazu kommen Versorgungsengpässe beim Equipment. Andererseits waren nach zwei Jahren Stillstand viele Künstler auf Tour, womit neben dem Personal auch technisches Material konstant gebunden gewesen ist. 

Bei 4events, einer Grazer Agentur, die sich auf das Ausrichten und Ausstatten von kleinen Firmenmeetings bis zu großen Kongressen spezialisiert hat, merkt man zudem ein volatiles Kundenverhalten. Im Herbst habe es eine überdurchschnittliche Nachfrage gegeben. Mittlerweile liegt man wieder unter dem Normalniveau.  „Es wird mehr aufs Geld geschaut“, vermutet Geschäftsführer Helmut Knapp.

„Es ist sehr schwer geworden, zu planen“

Die Veranstaltungsbranche steht nach Corona vor einem Neustart - allerdings mit teilweise geänderten Vorzeichen. Der Zeitpunkt des Kartenverkaufs habe sich verschoben, erzählt Benjamin Grundauer vom obersteirischen Konzertveranstalter Ring-Events, der auf Burg Oberkapfenberg eine Konzertreihe und in Kapfenberg das United Colors-Festival organisiert: „Den typischen Vorverkauf gibt es fast nicht mehr, die Leute kaufen erst knapp vor der Veranstaltung“, sagt Grundauer.

Philipp Schaudy und Matthias Aberer, die beiden Erfinder und Macher des Grazer Reisevortragsfestivals „anderswo“, spüren ebenfalls eine Verhaltensänderung - aber in die umgekehrte Richtung. Die Besucher würden zwar tendenziell erst in den letzten Wochen vor der Veranstaltung buchen aber weniger an der Abendkasse, wo vor Corona noch ein Drittel der Karten verkauft wurde. Der Besucherandrang beim Comeback Anfang Februar nach zwei Corona-bedingten Festivalabsagen war erfreulich – „aber es braucht noch bis wir wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht haben“. Auch die Vereinigten Bühnen (Oper, Schauspielhaus, Orpheum, Next Liberty) liegen noch darunter. 208 Vorstellungen wurden in der vergangenen Saison abgesagt, die Besucherzahlen brachen um ein Drittel auf rund 334.000 ein. Die Unsicherheiten bezüglich Pandemieentwicklung hätten jedoch zu späteren Kartenkäufen geführt. In der laufenden Spielzeit gibt es wieder wachsendes Interesse.

Die Tendenz zur kurzfristigeren Buchungen hat Mathis Huber, Intendant der Styriarte, schon vor Corona festgestellt: „Das wird zunehmen, ausgenommen spezielle Events, bei denen angenommen wird, dass sie schnell ausgebucht sind“, ist er überzeugt. Generell würden konventionelle Formate und Inhalte weniger nachgefragt, neue Mischungen und Unterhaltung mit Haltung liegen dagegen im Trend, sagt Huber.  



Nachgefragt bei Veranstaltern

Mathis Huber, Styriarte: „Das Veranstalten ist schon vor Corona komplexer, bunter und unberechenbarer geworden. Nach der Pandemie ist das noch genau so - aber mit noch mehr Tempo.“

Daniela Gmeinbauer, Fachgruppenobfrau: „Die Branche hat wieder Fahrt aufgemommen, kämpft aber mit den allgemeinen Teuerungen auch bei Subpartnern und dem generellen Personalmangel.“ 

Philipp Schaudy, anderswo-Festival: „Es wird noch Zeit brauchen, bis es sich wieder völlig normalisiert hat. Wir setzen auf hochwertigen Inhalt. Der wird sich auch in Zeiten des Sparens durchsetzen.



Zahlen und Fakten

  • 40.000 Quadratmeter Ballfläche, sieben Sattelschlepper voll mit Licht- und Tontechnik, 70 Kilometer Kabel, 75.000 Gläser: der Bauernbundball als Megaevent.
  • 20.000 Liter Bier, 8000 Flaschen steirischer Wein, je eine Tonne Rind- und Schweinefleisch und 500 Kilo Kürbiskerne werden beim Bauernbundball konsumiert.