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Baubranche weiter auf Wachstumspfad

Sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau geht es in Salzburg weiter aufwärts. Als Unsicherheitsfaktoren gelten allerdings die verschärften Rahmenbedingungen bei der Kreditvergabe an Private sowie hohe Energie- und Materialkosten.

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Aktualisiert am 13.03.2023

In Salzburg ist das Bauvolumen von 2020 auf 2021 um 21% gestiegen, was der Branche ein Allzeithoch beschert hat. Von 2021 auf 2022 hat es sich noch einmal um 5% erhöht und beträgt jetzt knapp 2 Mrd. €. „Laut Angaben unserer potenziellen Auftraggeber erwarten wir in Salzburg für 2023 im Hochbau ein Plus von knapp über 10%, im Tiefbau soll die Steigerung etwa 3% betragen“, erläuterte Bau-Innungsmeister Ing. Peter Dertnig die aktuellen Zahlen aus der Bauvorschau 2023. 2022 hat die Steigerung im Tiefbau knapp 20% betragen. Aufgrund dramatischer Rückgänge in den Jahren bis 2018 hat der Tiefbau dieses Wachstum auch dringend gebraucht“, sagte Ing. Peter Mall, Sprecher der Salzburger Bauindustrie.

Parallel dazu ist sowohl die Winter- als auch die Sommerarbeitslosigkeit am Bau gesunken. „Es herrscht praktisch Vollbeschäftigung und damit ein eklatanter Arbeitskräftemangel“, so Mall weiter. Leider sei, so Mall und Dertnig, speziell bei den privaten Häuslbau-Projekten in Zukunft ein empfindlicher Rückgang von bis zu 50% zu erwarten. Das sei vor allem auf die verschärften Bedingungen bei der Kreditvergabe zurückzuführen. Darüber hinaus könnten wegen der schwankenden bzw. stark erhöhten Materialpreise keine Fixpreise mehr angeboten werden.

Die größten Auftraggeber für den Hochbau in Salzburg sind mit 38% die gemeinnützigen Bauträger, die Gemeinden (33%), die gewerblichen Bauträger (13%) und das Land (10%). Im Tiefbau haben die ÖBB und die Salzburg AG mit je 24% die Nase vorne, gefolgt von der Asfinag (23%), dem Land (22%) und der Stadt Salzburg (7%). 

Strom- vom Gaspreis entkoppeln

„Bei der Bauwirtschaft wird klar deutlich, dass die Investitionsprämie voll gegriffen hat“, erläuterte WKS-Vizepräsident Manfred Rosenstatter. Dennoch stehe die Wirtschaft — aufgrund der multiplen Krisen —  insgesamt vor großen Herausforderungen. Laut einer aktuellen Umfrage der WKS stellen aktuell 57% der Unternehmen ihre Investitionen zurück, für das WIFO sei im kommenden Jahr eine Stagflation denkbar. „Gerade deshalb ist es wichtig, endlich den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln und das Merit-Order-Prinzip aufzuheben“, so Rosenstatter weiter. Im Hinblick auf den immer stärker werdenden Trend hin zur Teilzeitbeschäftigung forderte Rosenstatter ein gesellschaftliches Umdenken ein, da ansonsten die wirtschaftliche Produktivität in Österreich gefährdet sei. „Einsatz und Leistung müssen in unserer Gesellschaft wieder etwas wert sein“, unterstrich der WKS-Präsident. 

Wohnbau-Landesrätin Andrea Klambauer führte die stabile Baukonjunktur u. a. auch auf die zahlreichen Projekte des Landes im Schulbau, in der Kultur und bei den Spitälern zurück. Große kommende Projekte seien das neue Landesdienstleistungszentrum sowie der Umbau der Salzburger Festspiele. Auch bei der Wohnbauförderung sei der Zuschuss weiter steigend. 2021 wurden 636 Eigentumsprojekte, 631 Miet- und 2.600 Sanierungsprojekte gefördert. Das aktuelle Förderbudget wird von 151 Mill. € auf 163 Mill. € 2023 gesteigert. DI Bernhard Irnberger von der Landesstraßenverwaltung erläuterte, dass das Budget für die Straßeninfrastruktur von 85 Mill. € 2022 auf 100 Mill. € 2023 angehoben werde. Großprojekte wie der Ausbau der Lokalbahn Nord, die Erneuerung der Pinzgau Bahn oder Tunnel- und Straßensanierungen zwischen Golling und Werfen würden weitere große Aufträge für die Bauwirtschaft bringen. 

Rahmenbedingungen weiter verbessern 

Trotz großteils positiver Aussichten sei es laut Dertnig und Mall unabdingbar, dass die Politik die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft weiter verbessert. Dazu zählt etwa eine praxisgerechte Anpassung der Höchstsätze in der Wohnbauförderung an die geänderte Marktsituation bei gleichzeitiger Senkung der Ausstattungsstandards für den sozialen Wohnbau. Weiters die Gleichstellung des Holzbetonsteins mit dem Baustoff Holz in der Wohnbauförderung (bei den Zuschlagspunkten). Beides sind regionale Produkte mit hoher Nachhaltigkeit und hohem ökologischem Potenzial. Außerdem die Einbeziehung des Ziegelbaus in die Wohnbauförderung:  Denn mit einem „50er-Ziegel“ kann auf jede Zusatzdämmung verzichtet werden. Die Ziegel werden in Österreich produziert, Dämmmaterial kann damit komplett vermieden werden. Und last but not least eine baustoffneutrale Ausschreibung öffentlicher Bauten: Die Entscheidung für eine bestimmte Bauweise ist nach Vorliegen der Angebote und unter Abwägung aller Kriterien bei der Vergabe zu treffen. Es kann und darf nicht sein, dass Land oder Gemeinden durch einseitige Vorgaben einen Wirtschaftszweig komplett von der Angebotslegung ausschließen. „Den Kriterien der Ökologie und Nachhaltigkeit kann der Massivbau nach heutigem Stand locker gerecht werden“, resümiert Dertnig.


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Im Bild von links: Bgm. Günther Mitterer, Präsident Salzburger Gemeindeverband, Mag. Karl Scheliessnig, Geschäftsführer Landesinnung Bau, Manfred Rosenstatter, Dipl. Betr. Oec. (BI), Vize-Präsident WKS Salzburg, Dipl.-Ing. (BA) Christian Struber (MBA), Vertreter der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, LRin Mag. Andrea Klambauer, Bmst. Ing. Peter Dertnig, Landesinnungsmeister der Landesinnung Bau, Dipl.-Ing. Bernhard Irnberger, Leiter Landesstraßenverwaltung Land Salzburg, Ing. Peter Mall, Vorsitzender der Fachvertretung Bauindustrie.

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