Gesundheit hat in vielen Branchen Einzug gehalten
© Nuhr Medical Center, Croma-Pharma, Tischlerei Neulinger, Herka

Gesundheit: Ein Markt mit viel Potenzial

Die Nachfrage nach gesundheitsbezogenen Waren und Dienst-Leistungen steigt. Der Gesundheitssektor ist eine Branche mit vielen Akteuren und großen Chancen – auch für niederösterreichische Unternehmen. 

Lesedauer: 7 Minuten

Aktualisiert am 05.08.2023

von Simone Stecher


Es geht um das höchste Gut, das wir haben: die Gesundheit“, bringt es Professor Martin Nuhr auf den Punkt, während er die Eingangshalle seines Medical Centers (Martin Nuhr Hotel GmbH) in Senftenberg durchquert – begleitet von den Klängen sanfter Entspannungsmusik und vorbei an den Porträts der Gründer Otto und Rosemarie Nuhr, die in einem kleinen Lounge-Bereich an der Wand hängen. 
1954 als erstes Gesundheitszentrum der Region gegründet, hat sich das NUHR Medical Center zu einer Institution im Gesundheits- und Rehabilitationsbereich entwickelt. „Wir setzen mit unserem Nuhr-Med-Konzept auf Individualität, Intensität und Regelmäßigkeit der Therapien und bieten hochspezialisierte Produkte im Bereich der Rehabilitation und Schmerztherapie“, erklärt Nuhr, der das Unternehmen in dritter Generation führt. 
Sein Großvater, Gründer Otto Nuhr, gilt als Pionier der hochfrequenten Elektrotherapie in Österreich und machte die von ihm weiterentwickelte Arsonvalisationstherapie (Verfahren für Schmerztherapie) über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. „Wir wenden diese Therapieform nach wie vor an, ebenso wie Heilgymnastik, Elektro-, Hydro-, Mechanotherapie (Heilmassagen), psychologische Einzelberatungen, medizinische Trainingstherapie, ästhetische Medizin und Yoga, um einige zu nennen“, sagt Nuhr und nickt einer Patientin zu, die im Warmwasserbecken mittels Cervicalzug an „maximaler Muskelentspannung“ arbeitet. „Jeder Patient hat sein eigenes Fachärzte- und Therapeutenteam, das ihn während des gesamten Aufenthaltes begleitet. Wir bieten personalisierte Spitzenmedizin im Ambiente eines gehobenen Hotelbetriebs.“


Arbeiten im Labor
© Pharma Die Produktion ist das Herzstück des NÖ Pharma-Konzerns Croma-Pharma. 5.000 Hyaluron-Säurespritzen werden pro Stunde in Leobersdorf abgefüllt – auf 1.000 Quadratmetern Reinraum


Naturverbunden
© Tischlerei Neulinger Die Tischlerei Hermann Neulinger setzt schon seit Ende der 1970er-Jahre auf gesundes Wohnenn


Initiative „Bleiben Sie Gesund“ 

Der Gesundheitstourismus ist in NÖ für rund ein Drittel der Nächtigungen verantwortlich. Spezielle Angebote für Prävention und Gesundheitsvorsorge werden unter dem Motto „Bleiben Sie gesund! Eine Initiative der NÖ Gesundheitsbetriebe“ vermarktet (www.gesund-bleiben.at). Zwölf Gesundheitsresorts, darunter das Nuhr Medical Center, setzen dabei auf die Themen Gesundheitsvorsorge, gesunde Ernährung, Kraft-Tanken und Bewegung.
„Prävention ist ein wesentliches Thema“, bestätigt Nuhr und ergänzt, mit Blick in den Therapiegarten: „Und hier ist es wichtig, die Natur miteinzubinden.“ So werden viele Produkte, etwa Säfte oder Salze, selbst hergestellt, Kräuter und Heilpflanzen angebaut, es gibt eigene Bienenstöcke und einen Sinnespfad. Als nächstes Projekt wird ein Heilwald umgesetzt. 
Dass Expertise und Kompetenz des Nuhr Medical Centers über NÖ hinaus bekannt sind, zeigen die vielen Patienten aus dem Ausland, wie Zentral- und Osteuropa, Deutschland, den Niederlanden oder der Schweiz. „Wir setzen künftig auch verstärkt auf den arabischen Raum.“ Ebenso sollen die Onkologische- und Long-Covid-Reha ausgebaut werden. „Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen wächst. Sie suchen immer mehr nach einem medizinischen Mehrwert, nach hochwertiger und spezialisierter Medizin. Hier sehen wir großes Potenzial“, betont Nuhr. 

Gesundes Reisen

Auch die Reisebürobranche setzt zunehmend auf das Thema Gesundheit. „Es ist ein Segment, das sich wachsender Beliebtheit erfreut“, weiß Gregor Kadanka, Geschäftsführer von Mondial Reisen mit Sitz in Baden und Fachverbandsobmann der Reisebüros in der WKÖ. Bereits seit den 1990er-Jahren legt das Familienunternehmen einen Fokus auf Wellness. 2014 ging der Betrieb dann noch einen Schritt weiter und implementierte die Medical-Schiene „Best Treatment“. „Mit medizinischen Behandlungen in hochklassigen Medical Care Hotels haben wir damals einen neuen Markt erschlossen“, erklärt Kadanka. „Beste gesundheitliche Versorgung im exklusiven Kur-Stil, hauptsächlich für Gäste aus dem Ausland – in Österreich sowie dem benachbarten Ausland.“
Das NÖ Unternehmen hat die Zeichen der Zeit  früh erkannt: „Wir bedienen die Nachfrage nach Ayurveda, Wellness und Yoga bereits seit Beginn des Booms vor rund 20 Jahren und konnten so über viele Jahre für unsere Kunden tolle Resorts an uns binden“, sagt Kadanka und greift zu einem Katalog mit entsprechenden Angeboten. 

„Detox und Ayurveda sind das ganze Jahr über sehr gefragt, speziell in Kombination mit Yoga oder anderen ganzheitlichen Konzepten wie Qigong und Meditation.“ Künftig wird sich das Reisebürounternehmen noch stärker auf die Gesundheitsbranche konzentrieren. „Wir wollen unser Angebot ausbauen und schärfen. Insbesondere im Bereich Ayurveda und Yoga. Hier liegt, jetzt, wo die Grenzen wieder offen sind, großes Potenzial. Bei den österreichischen Anbietern wird verstärkt nach Wellness in der Natur gesucht – auch hier haben wir ein umfangreiches Angebot für alle Gruppen. Und erweitern es laufend.“

Medizinische Produkte

Während Kadanka für seine Kunden die nächsten Reisen konzipiert, tüftelt das Forschungs- und Entwicklungsteam bei Croma-Pharma in Leobendorf an neuen Produkten für die ästhetische Medizin. Was 1976 im Hinterzimmer der Familie Prinz begann, hat sich zum Global Player und führenden Experten im Bereich von Hyaluronsäurespritzen für ästhetische und medizinische Anwendungen entwickelt. „Als ich damals angefangen habe, wollte ich nur beste Produkte mit höchster Qualität herstellen – dieses Credo gilt auch heute noch“, betont Gründer Gerhard Prinz, von seinen Mitarbeitern liebevoll „Herr Apotheker“ genannt. 
Österreich ist ein guter Standort für die Pharma-Branche: Gut ausgebildete Fachkräfte, Investitions- und Forschungsprämien sowie generell stabile Verhältnisse zeichnen das Land aus. Das wirkt sich positiv auf die Standortentscheidungen der Unternehmen aus. So baut etwa der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim um 1,2 Mrd. Euro ein neues Werk in Bruck an der Leitha. In den vergangenen Jahren wurden, so aktuelle Zahlen des Fachverbandes der Chemischen Industrie, hunderte Millionen Euro in den Ausbau von Produktions- und Forschungsanlagen investiert. 

Das beste Produkt mit höchster Qualität.


Um beste Produkte herstellen zu können, hat auch Croma-Pharma über Jahrzehnte in Forschung, Mitarbeiter und Technik investiert. So eröffnete  der Konzern 2018 in Österreich die weltweit modernste Abfüllanlage für Hyaluronsäure-Spritzen. „Wir haben von Anfang an auf vollautomatisierte Prozesse gesetzt. Bei unserem Produkt ist das nicht selbstverständlich. Das unterscheidet uns klar von unseren Mitwerbern“, weiß Martin Prinz, Sohn des Unternehmensgründers und CTO (Chief Technical Officer), der die Geschicke des Konzerns gemeinsam mit seinem Bruder Andreas führt. Croma-Pharma, Gesamtanbieter in der minimalinvasiven ästhetischen Medizin, ist mit 13 Niederlassungen in Europa und Brasilien sowie 60 Export- und zwei Joint Venture-Partnern in 80 Ländern und auf allen Kontinenten vertreten. 
Damit das Unternehmen weiterhin innovativer Treiber am globalen Markt bleibt, setzt es auf hauseigene Forschung und Entwicklung. „Unser Team entwickelt ständig neue Inhaltsstoffe, innovative Produkte und effiziente Herstellungsprozesse. Von der Grundlagenforschung bis zur Produktion – alles unter einem Dach“, erklärt das Führungstrio und gewährt einen Einblick in die Produktion – „das Herzstück unseres Unternehmens.“ Auf 1.000 Quadratmetern Reinraum werden mit modernster Technik rund 5.000 Hyaluronsäure-Spritzen pro Stunde abgefüllt. „Wir hören nicht auf, uns stetig zu verbessern und neu zu erfinden. Wir erweitern unser Portfolio laufend und werden weiter geografisch expandieren“, gibt CEO Andreas Prinz die Richtung vor. 

Gesundes Wohnen

Ortswechsel. Ein kleines Waldstück in Rapottenstein, inmitten des Waldviertler Hochlandes, nahe der Tischlerei von Hermann Neulinger. „Als Waldviertler Betrieb haben wir einen besonderen Bezug zur Natur und zum Wald. Diese Beziehung wollen wir in unsere Arbeit miteinfließen lassen. Wir wollen die Produkt-Kreisläufe in unserer Umgebung stärken, um gesundes und nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen“, versucht der Tischlermeister die Philosophie des Familienbetriebs in Worte zu fassen. Neulinger atmet tief die frische Morgenluft ein und berührt die harzige Rinde. „Wir achten auf die Wuchsrichtung des Baums und verwenden regional eingekauftes Holz – besonders gerne verarbeiten wir die Waldviertler Fehra (Föhre)“, erklärt der Profi und klopft gegen den Stamm einer solchen. „Wir setzen Föhren bevorzugt bei Betten und Schlafzimmermöbeln ein.“ 

Das Gesundheitsbewusstsein wächst. Auch bei der Gestaltung des Eigenheims. „Die letzten Jahre ist definitiv ein Trend zum gesunden Wohnen spürbar geworden“, bestätigt Neulinger und führt aus: „Auch das Wissen der Kunden ist größer geworden – ob es um Schadstoffe durch Ausgasung bei Spanplatten-Möbeln oder die beruhigenden Effekte vom Duft des Holzes geht. Die Menschen beschäftigen sich auch immer mehr mit Qualität, Nachhaltigkeit und der Herkunft der Produkte.“
Themen, mit denen sich Firmengründer Hermann Neulingersen schon Ende der 1970er-Jahre auseinandergesetzt hat. „Mein Vater wurde damals als Spinner bezeichnet. Heute können wir durch seinen Weitblick auf jahrzehntelanges Handwerkswissen und Erfahrung in diesem Bereich zurückgreifen.“ So ist der Betrieb mit 14 Mitarbeitern (zwei Lehrlinge) in vielen Bereichen Trendsetter. „Schon 1999 haben wir ein Bettmodell aus Massivholz mit metallfreien Holzverbindungen auf den Markt gebracht – gefertigt aus Waldviertler Föhre und gestaltet nach der Lehre des Feng Shui“, erzählt Neulinger.
Der Trend gehe auch bei gewerblichen Anbietern, wie Hotels, zu qualitativ hochwertiger und naturnaher Einrichtung und Gestaltung. „Wir sind kein Großausstatter, sondern gestalten einzelne hochwertige Wohlfühlzimmer zum Übernachten. Hier sehen wir noch viel Potenzial.“ 

Gesundheit in der Textilbranche 

Nicht nur beim Wohnen, auch in der Textilbranche spielt das Thema Gesundheit zunehmend eine Rolle. „Wer in Ostösterreich schon einmal im Krankenhaus oder auf Reha war, hat sich ziemlich sicher mit einem Herka-Handtuch abgetrocknet“, erklärt Thomas Pfeiffer, CEO der Herka GmbH in Kautzen (Waidhofen/Thaya), und führt aus: „Rund 40 Prozent unserer Produktion geht in das Gesundheitswesen – vorwiegend Österreichs.“ 
1927 von Karl Hermann gegründet, ist Herka Frottier eine der letzten verbliebenen Webereien in der einstigen Textilhochburg Waldviertel und spezialisiert auf Sonderanfertigungen für Hotels, den Promotionbereich und umweltbewusste Endkunden. Herka erzeugt Frottierwäsche für Luxushotels wie The Alpina Gstaad, Imperial oder Bristol, für die Filmfestspiele Cannes und Golfclubs von Schottland bis Guam.
„Wir haben schon immer Wert auf Qualität und Made in Austria gelegt. Seit 2020 verstärkt sich dieser Trend. Und auch das Interesse an Bio-Qualität steigt. Wir sind unter anderem nach dem strengsten internationalen BIO-Siegel GOTS – Global Organic Textile Standard – zertifiziert“, sagt Pfeiffer, der das Unternehmen in vierter Generation führt. „Der Anteil unserer BIO-Produktion hat sich verdoppelt.“ 
Auch im Privatkunden-Bereich stellt Pfeiffer ein stark wachsendes Inte-
resse an Bio und Zero-Waste-Produktion fest. „Bei uns fällt im gesamten Produktionsverlauf kein textiler Abfall an. Außerdem produzieren wir nach nachhaltigen, gesundheitsförderlichen und transparenten Prinzipien. Seit 24 Jahren werden die Arbeitsbedingungen (Lärm, Staub, etc.) jährlich im Zuge unserer Zertifizierungen evaluiert und laufend verbessert“, berichtet der Unternehmer und betont: „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter steht bei uns im Fokus. So gibt es etwa einmal pro Woche eine kostenlose Bio-Obst- und Gemüsejause für alle.“

www.nuhrmedicalcenter.com
www.reisebuero-mondial.at
at.croma.at/home-at
www.neulinger.at
www.herka-frottier.at