Teilnehmer der Wirtschaftsmission nach Mailand
© KK

Wirtschaftsmission führte Unternehmer nach Mailand

Die Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Kärnten organisierte zusammen mit dem AußenwirtschaftsCenter Mailand eine dreitägige Wirtschaftsmission rund um das Thema Nachhaltigkeit in die Lombardei um Kärntner Unternehmen mit Stakeholdern und potenziellen Geschäftspartnern zusammenzubringen. Einige Geschäfte sind bereits konkret, andere in Anbahnung.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 27.09.2023

In weniger als fünf Stunden ist man von Klagenfurt in Mailand. Die kosmopolitische Metropole ist nicht nur Mode- und Kulturhotspot, sondern auch die führende Wirtschafts- und Industriestadt Italiens. Die Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Kärnten organisierte zusammen mit dem AußenwirtschaftsCenter Mailand eine dreitägige Wirtschaftsmission rund um das Thema Nachhaltigkeit in die Lombardei. Das Themenspektrum reichte dabei von Energie & Kreislaufwirtschaft zu Maschinenbau & Industrie 4.0 bis hin zur grünen Wende in der Wirtschaftsmetropole Mailand. Acht Kärntner Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen informierten sich über geplante Projekte und Kooperationsmöglichkeiten in der Lombardei und nutzten die Gelegenheit, Ihre Technologien und Dienstleistungen im Direktkontakt mit Entscheidungsträgern sowie potenziellen Geschäftspartnern vorzustellen. Ziel des Besuches war es, Kontakte zwischen der Kärntner Wirtschaft und italienischen Unternehmern zu knüpfen. „Wirtschaftsmissionen sind wichtiger denn je. Im Rahmen dieser Reise wurde Kärntner Unternehmen die Möglichkeit geboten, sich in kurzer Zeit einen straffen Überblick von Geschäfts- und Investitionsmöglichkeiten zu verschaffen und Direktkontakte mit Entscheidungsträgern sowie potenziellen Partnerfirmen wahrzunehmen. Die beiden Nachbarregionen Kärnten und Lombardei haben sehr viele Gemeinsamkeiten und Potential für eine künftige Zusammenarbeit“, unterstrich Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl, der die Delegation anführte. „Zielmärkte, Branchen und dazugehörige Unternehmen wurden bereits Monate vorher ausgewählt und auch an die Geschäftsfelder der teilnehmenden Betriebe angepasst“, so Hemma Kircher-Schneider, Leiterin der Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer Kärnten.

„Grüne Vorreiter“

Sowohl Kärnten als auch die Lombardei sind Vorreiter im Green Economy Bereich. „Mit dieser Wirtschaftsmission wurde ein hervorragendes Zeichen zur Wiederbelebung der Geschäftsbeziehung gesetzt. Das Potential wurde klar aufgezeigt. Kärnten war zum richtigen Zeitpunkt dort“, sagte Gudrun Hager, österreichische Wirtschaftsdelegierte in Mailand. Für die mitgereisten Unternehmer war es eine hervorragende Möglichkeit, ihre Kompetenzen vorzustellen. „Die Lombardei sieht Kärnten als einen wichtigen Partner, um künftig gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen“, so Hager. Denn mit dem Wiederaufbauplan für Italien als Grundlage für den Einsatz der EU-Hilfsgelder sollen bis 2026 umfassende Reformen in Angriff genommen werden.

Aufbau- und Resilienzplan

Nach einer beispiellosen Krise aufgrund der Pandemie reagiert Italien mit seinem Aufbau- und Resilienzplan auf die dringende Notwendigkeit, eine kräftige Erholung zu fördern und Italien zukunftsfähig zu machen. Auch österreichische Unternehmen sind anspruchsberechtigt, Niederlassungen in Italien oder Investoren können direkte Fördermöglichkeiten ausschöpfen, die teilweise bereits jetzt bestehen. Weiters profitieren österreichische Exporteure indirekt von Förderungen, für welche ihre italienischen Geschäftspartner anspruchsberechtigt sind. „Es ist ein sehr ambitionierter Wirtschaftsplan und eine einmalige Chance für alle Unternehmer mit der wichtigsten Wirtschaftsregion Italiens Geschäfte zu machen“, so Hager.

Wichtiger Importmarkt

Italien ist Österreichs zweitgrößter Handelspartner. Der Außenhandel Österreich-Italien erzielte von Jänner bis November 2021 einen historischen Exportrekord von 10,3 Mrd. EUR (+26,3 %). Auch die Importe legten 10,6 Mrd. EUR (+25,9 %) zu. „Mit der Exportoffensive stärken wir unsere Wirtschaft. Jeder zweite Euro wird in Kärnten durch die exportierenden Betriebe verdient, rund 70.000 Menschen finden in der Exportwirtschaft in Kärnten Arbeit“, so Mandl.

Wirtschaftsstandort Lombardei

Die Region Lombardei zählt im internationalen Ländervergleich zu Österreichs wichtigsten Handelspartnern. Fast ein Drittel, also rund 29,5 % aller österreichischen Exporte nach Italien gingen 2022 in die Lombardei, das bedeutet Rang 12 im Länderranking, noch vor Rumänien, der Slowakei und den Niederlanden. Der Wert der heimischen Lieferungen in die Lombardei entspricht einem Anteil von rund zwei Drittel aller österreichischen Exporte nach China. Die österreichischen Exporte in die Lombardei erreichten 2022 3,88 Mrd. Euro, das entspricht einer Steigerung von +24,6 % gegenüber 2021. Das Gros entfiel mit 749 Mio. Euro auf Maschinen und Transportmaterial (+24,2 %), chemische Substanzen (606 Mio. Euro, +31,9 %), Nichteisenmetalle (466 Mio. Euro, -5,9 %), und Lebensmittel, Getränke und Tabak (442 Mio. Euro, +45 %).

Aber auch als Beschaffungsmarkt ist diese Region von großer Bedeutung für österreichische Unternehmen. Aus der Lombardei wurden 2022 Waren im Wert von 3,58 Mrd. Euro (+15,6 %) nach Österreich geliefert. Zu den wichtigsten Importgütern zählten Maschinen und Transportmaterial (1,02 Mrd. Euro, +4,8 %), Lebensmittel, Getränke und Tabak (740 Mio. Euro, +25,8 %) sowie Eisen und Stahl (658 Mio. Euro, +27,5 %).

Business to Business mit lokalen Stakeholdern

Das Programm war vielfältig. Besucht wurde die größte Müllverbrennungsanlage in Brescia, die von der A2A S.p.A., einem führenden Energieunternehmen in Norditalien, betrieben wird. Mit Vertretern von Assolombarda, einer der größten regionalen Unternehmerverbände Italiens in den Provinzen Mailand, Monza und Lodi, der die Interessen von 6.900 nationalen und internationalen Unternehmen aller Größen und Branchen vertritt, wurden ebenfalls sehr interessante Gespräche geführt. Begeistert war die Delegation vom MADE Competence Center, einer digitalen und nachhaltigen Forschungseinrichtung, angesiedelt am Campus vom Politecnico, Italiens bekanntester und ältester Technischen Universität. Vor allem Fertigungsunternehmen finden dort bestens ausgebildete Ansprechpartner, die sie bei ihren digitalen Transformationen unterstützen. Zugleich dient MADE als Forschungslabor für Studierende der angrenzenden Technischen Universität. Weiters stand ein Firmenbesuch bei Cosperga SPA, einer Vorzeigefirma aus dem Bereich Maschinenbau und Industrie 4.0, auf dem Programm. Höhepunkt der Wirtschaftsmission war der Netzwerkabend Austrian Business Circle, wo sich die Delegation zum Austausch mit lokalen Stakeholdern traf. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Standortmarketing Kärnten und der BABEG Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H. statt. Den Abschluss bildete ein Treffen mit dem Team von LAND, einem internationalen Landschaftsberatungsunternehmens mit den Schwerpunkten Landschaftsstrategien und Nachhaltigkeit. Eines der Projekte von LAND ist die Neuentwicklung des ehemaligen EXPO-Geländes MIND in Mailand.

Hochkarätige Gespräche mit Stakeholdern

Wirtschaftstreibender Bernhard Puttinger, Geschäftsführer von Green Tech Valley Cluster, der insgesamt 41 Unternehmen vertritt, konnte interessante Kontakte knüpfen. Unternehmer Claudio Müller, Geschäftsführer von Drautrans, dessen Firma seit fast 30 Jahren mit Italien erfolgreiche Geschäfte macht, war von der Mission und dem vielfältigen Programm sehr angetan. Auch WK-Vize-Präsident Alfred Trey von der gleichnamigen Versicherungsagentur sowie Gernot Schmerlaib (Schmerlaib Consult) und Horst Kandutsch (Softwaregutachten.at) knüpften interessante Kontakte. Die Unternehmensberater Christian Pirker und Maria Radinger führten ebenfalls angeregte Diskussionen. Sandra Wassermann, Umweltstadträtin der Stadt Klagenfurt, verschaffte sich einen Überblick, welche grünen Projekte in einer Metropole wie Mailand umgesetzt wurden und in Planung sind. WK-Außenwirtschaftsleiterin Hemma Kircher-Schneider ist mit den Ergebnissen der Reise sehr zufrieden. „Wir haben von allen Unternehmen sehr positives Feedback bekommen, da sie hochkarätige Gesprächspartner getroffen haben und sie die Zeit in Mailand bestmöglich für die Marktrecherche nutzen konnten.“