FiW-Geschäftsführerin Tanja Telesklav und Vize-Präsidentin Astrid Legner
© FiW/Huditsch

Weltfrauentag – wer profitiert von Geschlechtergerechtigkeit? Wir alle!

In der österreichischen Verfassung sind Frauen und Männer gleichgestellt. Theoretisch. Sieht man sich die Praxis an, also wie gut Job und Familie tatsächlich zu vereinbaren sind, oder wie viele Aufstiegschancen parallel zur Sorgearbeit wirklich drin sind, kann man aktuell nicht von Gleichstellung sprechen. Doch betrifft Geschlechtergerechtigkeit wirklich nur Frauen? Wir sagen nein.

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Aktualisiert am 04.03.2024


Frauen und Männer profitieren gleichermaßen von bestens eingesetzten Fachkräften, der Aufteilung finanzieller Lasten, sowie von divers aufgestellten Führungsteams, die so die besten Entscheidungen treffen. Wir von Frau in der Wirtschaft möchten den kommenden Weltfrauentag dazu nutzen, um zu erklären, warum Geschlechtergerechtigkeit uns alle angeht oder besser gesagt eine Prämisse für den Fortbestand unseres wirtschaftlichen Erfolgs ist.

Anhand drei konkreter Vorteile von Geschlechtergerechtigkeit zeigen wir auf, dass moderner Feminismus uns alle angeht und sogar eine Chance für die aktuelle Wirtschaftslage in Kärnten ist.

“Wir finden in unserem Betrieb einfach keine Fachkräfte.”

Der Fachkräftemangel ist in Österreich und anderen Länder DAS Thema auf der Agenda von Wirtschaftstreffen. Dabei werden die besten Fachkräfte oftmals nur durch fehlende Flexibilität in Sachen Stundenmaß und möglicher Fehltage kränkelnder Kinder ignoriert.

Durch die Miteinbeziehung von Müttern beziehungsweise Personen mit Sorgeverpflichtung in die Arbeitswelt, lassen sich Fachkräftelücken mit kompetenten und bestens ausgebildeten sowie motivierten Personen füllen. Strukturen innerhalb der Betriebe (Betriebskindergärten, Gleitzeit, Homeoffice, etc.) sind hier zentrale Mechanismen zur besseren Miteinbeziehung von Personen mit Teilzeitwunsch aufgrund von Sorgeverpflichtungen.

“Teilzeitkräfte können keine Führungsfunktion übernehmen.”

Um mit 30 Stunden oder weniger Verantwortung in einem Betrieb zu übernehmen, bedarf es gewisser Rahmenbedingungen. Meetings und entscheidende Calls müssen vor 15 Uhr zu Ende sein und Verantwortlichkeiten sowie Regeln klar definiert werden, Führungspositionen eventuell geteilt werden.

Der große Vorteil für Unternehmen ist aber, dass so das Know-how in der Firma bleibt und man insgesamt als Arbeitgeber, gerade im Bereich der gut qualifizierten Personen mit Familienwunsch, wesentlich attraktiver wird. Denn auf alle Personen mit Sorgeverantwortung als Arbeitskraft zu verzichten, ist auf lange Sicht nicht zu stemmen.

“Ich würde liebend gerne als Vater in Karenz oder Elternteilzeit gehen, aber in meiner Branche ist das nicht gerne gesehen.”

Wir von Frau in der Wirtschaft kennen solche oder ähnliche Aussagen und Gründe, warum eine Väterkarenz in der Praxis oftmals schwer umzusetzen ist. Immerhin wird leider (im Jahr 2024) immer noch Pionierarbeit geleistet, wenn man als Vater des Kindes für längere Zeit als die üblichen zwei Monate in Karenz geht bzw. seine Stunden für mehrere Jahre nach Geburt des Kindes reduziert. 

Dass Väterkarenzen und Väter in Teilzeit also in mehr Branchen normal werden, geht demnach nur über Pioniere. Moderne Väter müssen als Vorbild vorangehen, um den Weg für nachfolgende Generationen zu ebnen. Das entlastet die finanzielle Verantwortung, die gefühlt immer noch männlich ist, intensiviert die emotionale Bindung zu den Kindern und ermöglicht, durch die Aufteilung der Sorgearbeit, eine Partnerschaft auf Augenhöhe. 

Geschlechtergerechtigkeit in der Wirtschaft

Während Betriebe mit dem Fachkräftemangel kämpfen und Männer unter dem Druck der finanziellen Verantwortung leiden, warten hunderte qualifizierte und bestens ausgebildete Mütter darauf, in den Arbeitsmarkt einzusteigen.

Ja, Kinder werden krank. Ja, sich um andere zu sorgen, frisst Ressourcen.

Aber diese Personen mit Fürsorgeverantwortung einfach aus unserer Wirtschaft auszuklammern, wäre langfristig nicht zu finanzieren und schon gar nicht wünschenswert.

Der Fakt, dass 47,95 Prozent aller neu gegründeten Kärntner Einzelunternehmen (insgesamt 10.712 in Kärnten im Jahr 2023) von Frauen gegründet werden, zeigt auch, dass Frauen sich mehr und mehr ihre Arbeitswelt selbst gestalten wollen, anstatt sich an starre Betriebsstrukturen anzupassen.

"Wir alle sind gefragt, Pionierarbeit zu leisten und Vorbilder zu sein, damit Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt zur Norm wird." - KommR Astrid Legner, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Kärnten.

Wir fordern eine geschlechtergerechte Personalpolitik und eine Wirtschaft, die unbezahlte Sorgearbeit anerkennt. Denn jeder von uns profitiert von einer diversen und inklusiven Arbeitswelt.

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