LR Schuschnig, Direktor Höfferer, Präsidenten Herk und Mandl
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Koralmbahn: Wirtschaftsraum „AREA Sued“ ist auf Schiene

Mit der Präsentation der neuen Dachmachmarke „AREA Sued“ erfolgte heute im weststeirischen Groß St. Florian die finale Weichenstellung für einen neuen Wirtschaftsraum im Süden Österreichs, ausgelöst durch die Koralmbahn. Ein Jahrhundertprojekt, das Bewohnern und Betrieben unzählige Chancen bietet. Mit der neuen, seitens der Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten initiierten Dachmarke will man diese noch besser nutzen. „Ziel ist es, den durch die Bahn entstehenden Ballungsraum als gemeinsamen Wirtschaftsraum international zu positionieren“, so die beiden WKO-Präsidenten Josef Herk (Steiermark) und Jürgen Mandl (Kärnten). 

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Aktualisiert am 27.09.2023

Die künftige „AREA Sued“ besticht mit beeindruckenden Eckdaten: Sie umfasst ein knappes Drittel der Fläche Österreichs, auf dem 1,8 Millionen Menschen und mehr als 50.000 Arbeitgeberbetriebe mit 730.000 Beschäftigten eine Wirtschaftsleistung von etwa 70 Milliarden Euro erbringen. Das Zusammenrücken der beiden Zentralräume Graz und Klagenfurt auf eine Fahrzeit von 45 Minuten löst nach Studien der Wirtschaftskammern Kärnten und Steiermark einen starken Impuls für die gemeinsame Standortentwicklung aus. Schließlich entsteht durch die Koralmbahn der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs, der auch international neue Akzente setzen soll. Und zwar mittels der neuen Dachmarke „AREA Sued“, initiiert von den beiden Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten. Diese wurde heute erstmals im Rahmen einer großen Festveranstaltung mit mehr als 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung im weststeirischen Groß St. Florian präsentiert. Nach einer Tunnelbesichtigung standen hier mehrere Keynotes und Diskussionsveranstaltungen am Programm, die von der Bedeutung des Bahnhofs Weststeiermark bis zur Koralmbahn im europäischen Kontext und einer gemeinsamen Agenda für den Wirtschaftsraum Südösterreich reichten. Dabei wurde erstmals auch die neue Dachmarke „AREA Sued“ präsentiert. Mit dieser soll nicht nur internationales Standortmarketing betrieben werden, sondern auch ein strategischer und operativer Austausch auf Politik-, Verwaltungs- und Wirtschaftsebene institutionalisiert werden. Ein bundesländerübergreifendes Bündnis mit definierten Themenbereichen und einem gemeinsamen Forderungspaket auf Bundesebene.  

Vom Transitland zur hochrangigen Wirtschaftszone

Die Vorteile für beide Bundesländer liegen dabei auf der Hand. Neben der Schaffung einer neuen Metropolregion profitiert die Steiermark besonders von ihrer Brückenfunktion für die künftige Baltisch-Adriatischen Achse. Durch sie wird das Land über den im Bau befindlichen Semmeringtunnel bis an die Ostsee angebunden sein. Dazu kommt noch eine Verstärkung der Bahnverbindung nach Norden über den geplanten Ausbau der Pyhrn-Schober-Achse. Für Kärnten wiederum bedeutet die Koralmbahn nicht nur eine wesentlich verbesserte Anbindung an den starken Wirtschaftsraum Graz im Osten, sondern auch ans Mittelmeer im Süden mit dem im Anlaufen befindlichen Zollkorridor vom Hafen Triest zur neuen Logistik-Drehscheibe LCA Süd bei Villach. Nachdem die Koralmbahn derzeit in Klagenfurt endet, kommt einer Güterumfahrung entlang des Wörthersees und rund um Villach bis zum Anschluss an die italienische Pontebbana höchste Bedeutung zu. Mit der neuen Bahninfrastruktur eng verbunden sind die Logistikzentren Fürnitz, Kühnsdorf und St. Paul, die Kärnten vom Transitland zur hochrangigen Wirtschaftszone machen. Nicht zur Kenntnis nehmen die beiden Wirtschaftskammerpräsidenten Herk und Mandl darum auch den Bau- bzw. Planungsstopp der S36/S37: „Der neue Wirtschaftsraum Süd braucht leistungsfähige Verbindungen auch auf der Straße.“ Für beide Bundesländer entscheidend ist zudem die Anpassung von Flächenwidmung und Raumordnung, um alle Entwicklungschancen der Koralmbahn bestmöglich nutzen zu können. Entsprechende Vorbereitungen im Raum Deutschlandsberg sind bereits im Laufen, die Gründung der Laßnitztal Entwicklungs-GmbH war hier ebenfalls ein wichtiger Schritt. 

Gerhard Oswald, Josef Herk, Jürgen Mandl und Manfred Kainz (v.l.)
© WKStmk/Kaiser Gerhard Oswald, Josef Herk, Jürgen Mandl und Manfred Kainz (v.l.)


Zusammenarbeit und Nutzung der vielfältigen Synergien

Dem neuen Wirtschaftsraum liegen umfassende, mehrjährige Standortstudien eines wissenschaftlichen Konsortiums bestehend aus dem Joanneum Research, der Uni Graz und dem Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung im Auftrag der Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten zugrunde. Sie haben schon 2019 ein gemeinsames Bekenntnis zu einer Vertiefung der Zusammenarbeit und Nutzung der vielfältigen Synergien der Koralmbahn abgelegt. Die Studie zeigt Kooperationsmöglichkeiten sowie Ergänzungspotentiale der beiden Bundesländer auf und liefert zudem Best-Practice-Beispiele, wie Regionen voneinander lernen und gemeinsam regionale Grenzen überwinden können.
 
Entscheidend ist zum einen die Erreichung einer kritischen Masse, um im Wettbewerb der Regionen auch auf europäischer Ebene wahrgenommen zu werden - daher regionale Zentren stärken (Steiermark) bzw. einen echten Zentralraum schaffen (Kärnten) und die Lebensqualität als gemeinsames Asset der Region in den Vordergrund zu stellen. Zum anderen ist klar, dass die Demographie die zentrale Herausforderung in Südösterreich ist: Beide Länder sind von Überalterung, regionalen Disparitäten und in Teilbereichen auch von Abwanderung betroffen, daher müssen alle verfügbaren Erwerbsreserven aktiviert werden können. Frauen mit Kindern muss durch die Schaffung einer entsprechenden flächendeckenden Betreuungsinfrastruktur die Berufstätigkeit ermöglicht werden; für Pensionisten soll durch steuerliche Anreize der Zuerwerb attraktiver werden. Durch den neuen Wirtschaftsraum steigt auch die Chance auf qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland.

Statements

Josef Herk, Präsident Wirtschaftskammer Steiermark: „Durch die Fertigstellung der Koralmbahn ergibt sich für den Süden Österreichs eine Jahrhundertchance. Entlang der Achse Graz-Klagenfurt entsteht der – neben Wien – zweitgrößte Ballungsraum des Landes, der auch im internationalen Maßstab eine Größenordnung darstellt. Nun gilt es, eine gemeinsame regionalpolitische Agenda zu definieren, um den Wirtschaftsraum zu einem Vorzeigestandort in Europa zu machen. Diese Agenda beginnt beim Arbeitsmarkt – Sichtwort Skills - und führt über den weiteren Infrastrukturausbau sowie den F&E- und Innovationsbereich bis hin zu einer gemeinsamen Vermarktung mit der neuen Dachmarke AREA Sued.“ 

Jürgen Mandl, Präsident Wirtschaftskammer Kärnten: „Ich sehe die anstehenden Aufgaben des neuen Wirtschaftsraums Süd klar vor mir: Die gemeinsame Entwicklung eines Verkehrs-Masterplans Kärnten/Steiermark mit der Festlegung der weiteren Bahntrassenführung im Kärntner Zentralraum und dem Ausbau der Schober-Pyhrn-Achse, aber auch mit der Fortsetzung der Planung der S36/S37 zwischen S. Veit und Scheifling. Mittelfristig streben wir in der AREA Sued den Aufbau einer Green-Tech-Region an, in der wir gemeinsam unsere natürlichen Ressourcen wie Holz – wir sind die waldreichsten Bundesländer Österreichs –, aber auch Wasser, Sonne und Wind sowie das enorme unternehmerische Know-how im Umweltbereich zum Aufbau einer europäischen Modellregion für erneuerbare Energie nutzen.“

Manfred Kainz, WK-Regionalstellenobmann Deutschlandsberg: „Mit der Koralmbahn hat die Politik die Basis für eine neue wirtschaftliche Entwicklung im Süden Österreichs geschaffen. Diese Chance gilt es zu nutzen, darum haben wir einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit der Dachmarke AREA Sued ins Leben gerufen. Eine Wirtschafts- und Technologieachse, die wir als Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten – und hier federführend die Regionalstelle Deutschlandsberg und die Bezirksstelle Wolfsberg – gemeinsam mit den Unternehmern vor Ort weiterentwickeln wollen. Denn das Potential ist auf jeden Fall riesig.“ 

Gerhard Oswald, WK-Bezirksstellenobmann Wolfsberg: „Unsere Bezirksstellen der Wirtschaftskammer in Deutschlandsberg und im Lavanttal wirken als Drehscheiben für die jeweiligen Lebens- und Wirtschaftsstandorte, die ähnliche Strukturen in der Lage zwischen zwei Zentralräumen – Graz auf der einen, Klagenfurt-Villach auf der anderen Seite – aufweisen. Wir haben besonders durch die neue Koralmbahn eine gute Infrastruktur und attraktive Rahmenbedingungen und können dadurch selbst eine Verbindung dieser beiden Zentralräume schaffen – das ist die AREA Sued, die wir nun gemeinsam angehen und umsetzen werden.“

Werner Amon, Landesrat für Europa, Internationale Angelegenheiten, Bildung & Personal in der Steiermark:
„Die starke Achse zwischen der Steiermark und Kärnten wird durch die Koralmbahn noch stärker. Mit diesem Jahrhundertprojekt entsteht ein attraktiver Lebens-, Arbeits-, und Wirtschaftsraum im Herzen der Europäischen Union. Gemeinsam haben wir die Chance, im europäischen und internationalen Wettbewerb erfolgreich zu sein - der Alpe-Adria-Wirtschaftsraum erfährt dadurch eine neue Bedeutung. Durch die Fertigstellung der Koralmbahn wird der transeuropäische Nutzen sichergestellt, dass die Anbindung an den Flughafen Graz erfolgen muss, ist für uns eine logische Forderung.“

Sebastian Schuschnig, Wirtschaftslandesrat Kärnten: „Diese Infrastruktur bringt unfassbare Chancen mit sich. Ich glaube, dass der Wirtschaftsraum Süd zu einer der am stärksten wachsenden Regionen in Europa werden wird. Daher ist es wichtig, dass auch wir jetzt unsere Hausaufgaben machen. In 45 Minuten von Klagenfurt nach Graz - was für uns ein historischer Moment ist, wird für unsere Kinder und Kindeskinder völlig normal sein.“

Barbara Thaler, Abgeordnete zum Europäischen Parlament: „Der Koralmtunnel liegt auf dem Korridor, der das Baltikum und die Adria verbindet. Somit sinkt nicht nur die Fahrzeit zwischen Kärnten und der Steiermark deutlich, sondern Europa rückt auch näher zusammen. Der Ausbau der Koralmbahn ist für mich ein echtes Vorzeigeprojekt. Hier werden verschiedene Vorteile in einem Projekt vereint: Schnellere Reisezeiten innerhalb Österreichs, engere Vernetzung Europas, Anbindung an die Wirtschaftsräume in Süd- und Osteuropa und Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene.“