Nikolaus Gstättner, WK-Geschäftsführer der Sparte Handel, Raimund Haberl, WK-Spartenobmann Handel und Peter Voithofer, Handelsforscher vom Institut für Österreichische Wirtschaft (iföw)
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Handel für schwieriges Jahr gerüstet

Die Sparte Handel der Wirtschaftskammer Kärnten präsentierte den Konjunkturbericht für das Jahr 2023 und einen Ausblick auf 2024. Nach der Talsohle sind die Aussichten für die kommenden Monate positiv.

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Aktualisiert am 26.03.2024

Die Zahlen der letzten zwölf Monate sprechen eine klare Sprache. Das Jahr 2023 war für den Handel ein schwarzes. Besonders hart es Kärnten getroffen. Während der gesamte österreichische Handel im Jahr 2023 ein nominelles Umsatzminus von -0,4 % gegenüber 2022 verzeichnete, betrug dies in Kärnten -1,9 %, der reale Rückgang lag bei -4,9 % (österreichweit: -3,4 %).

Die Kärntner Handelsunternehmen mit ihren 32.634 unselbständig Beschäftigten (Einzelhandel, Großhandel, Kfz-Handel) sind überzeugt, dass die Talsohle durchschritten ist. „Wir spüren erste Anzeichen, dass sich das Konsumklima verbessert und der Handel das Konjunkturtief endlich hinter sich gelassen hat. Das Vorjahr war ein schwarzes Jahr für den heimischen Handel“, sagte Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Kärnten bei der Präsentation der Jahresbilanz im Rahmen eines Pressegesprächs. Die Erholung, so Haberl, werde sich im Schneckentempo vollziehen, vor allem weil viele Haushalte generell den Gürtel enger schnallen und geplante Konsumausgaben aufschieben müssen.

Starker Rückgang – auch im Großhandel

Handelsforscher Peter Voithofer vom Institut für Österreichische Wirtschaft (iföw) präsentierte eine auf Daten der Statistik Austria basierende Studie und wies darauf hin, dass sich die Konjunktur in den einzelnen Handelsbranchen sowohl bei der Umsatz- als auch bei der Preisentwicklung sehr unterschiedlich entwickelt hat. Konkret ergab seine Analyse, dass der Kärntner Einzelhandel zwar ein nominelles Umsatzwachstum von +2,1 % (Österreich: +3,0 %) auf insgesamt rund 14,3 Milliarden Euro netto (Österreich: 86,2 Mrd. Euro) erzielen konnte, preisbereinigt bedeutet dies jedoch ein reales Konjunkturminus von -4,3 % (Österreich: -3,4 %). „Das ist der stärkste Rückgang der letzten zehn Jahre“, so Voithofer. Im Großhandel fiel der reale Umsatzrückgang mit - 9 % (Österreich: - 5,3 %) auf einen Nettoumsatz von rund 187,8 Milliarden Euro noch stärker aus - und das bei einem sinkendem Großhandelspreisindex.

Nominelles Plus im Kfz-Handel

Weitaus besser lief es im dritten Handelssegment, der Kfz-Wirtschaft: Nach Rückgängen im Jahr 2022 konnte die Kfz-Wirtschaft ein nominelles Umsatzplus von + 13,5 % (+12,5 %) erzielen, wenngleich die Pkw-Neuzulassungen das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht haben. Betrachtet man die Zahlen der einzelnen Branchen, so ergibt sich folgendes Bild: Alle Bereiche des Einzelhandels mit Ausnahme des Elektro- und Möbelhandels (- 4,7 %) verzeichneten ein nominales Umsatzplus von 2,1 %. Nur zwei Einzelhandelsbranchen können auch ein reales Umsatzwachstum erzielen: der Online-Handel (+3,9 %) und der Einzelhandel mit Blumen
(+0,4 %). Nikolaus Gstättner, Geschäftsführer der Sparte Handel: „Die übrigen Einzelhandelsbranchen verzeichnen reale Umsatzrückgänge zwischen -0,8 % (Bücher und Zeitschriften) und -12 % (Elektro und Möbel).“

Mehr Insolvenzen und leichter Beschäftigungsrückgang im Einzelhandel

Insgesamt wurden im Vorjahr in Kärnten 288 Handelsunternehmen insolvent – das sind um
+20,9 % mehr als 2022, österreichweit gab es einen Anstieg von + 13 %. Die Wirtschaftsbereiche Handel (16,3 %), Gesundheits- und Sozialwesen (15,3 %), Bau (12,5 %) und Grundstücks- und Wohnungswesen (12,5 %) sind für mehr als die Hälfte (56 %) der Insolvenzen verantwortlich. „Die weit über die EU liegende Inflation wird auf dem Rücken der Unternehmen ausgetragen. Neben den Energiekosten sind es vor allem die Lohnnebenkosten, die für viele Kleinbetriebe kaum mehr zu stemmen sind. Haberl: „Wir brauchen Energiesicherheit zu wettbewerbsfähigen Preisen und eine Senkung der Lohnnebenkosten - auch, um die dortigen Steigerungen einigermaßen auszugleichen. Für eine Arbeitsstunde muss mehr netto von brutto übrigbleiben, hier ist der Staat gefordert.“ Dass der Handel infolge der hohen Lohnabschlüsse die Preise anheben musste, sei kaum zu vermeiden gewesen.

Auch die Entwicklung der Mitarbeiterzahlen ist nicht zuletzt eine Folge der hohen Lohnkostensteigerungen. 32.634 Menschen waren 2023 im Kärntner Handel beschäftigt, dies entspricht einem Rückgang von -1,6 % bzw. 527 Arbeitsplätzen. Mit Ausnahme des Internethandels (+10,2%) verzeichnen alle Handelsbranchen ein Beschäftigungsminus, stärkster Rückgang war in der Branche elektrische Geräte und Möbel (-7,8 %).

Konsumklima: Wendepunkt erreicht, vorsichtig optimistisch für 2024

„Auch wenn es für 2023 wenig Positives zu berichten gibt, haben wir erste Anzeichen, die uns vorsichtig optimistisch auf 2024 blicken lassen“, resümiert Haberl. „Wir hoffen aber, dass sich das Konsumentenvertrauen weiter verbessert und wir bis zum Sommer endlich wieder ein normales Handelsjahr erleben. Wir dürfen dabei auch nicht vergessen, dass die Rezession in der Industrie und in der Bauwirtschaft auch auf den Handel durchschlägt“, so Haberl abschließend. Die Vorzeichen jedenfalls sind positiv. „Im Jänner und Feber haben wir bereits ein Abflachen der Inflation gespürt, der Großhandelspreisindex ist in den ersten beiden Monaten gesunken und auch die Energiepreise erholen sich langsam.“

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