Vier Männer stehen vor dem Wörthersee
© Foto Linzer

Erneuerbare Stromproduktion: Industrie fordert Tempo ein

Der Energiegipfel der Industrie in Pörtschach stand ganz im Zeichen der erneuerbaren Stromproduktion. Mit dem aktuellen Tempo seien die ambitionierten Ausbauziele für 2030 völlig außer Reichweite sind sich Spartenobmann Velmeden und „seine Kollegen“ aus Oberösterreich, Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg einig.

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Aktualisiert am 04.10.2023

Österreich hat sich mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 den Stromverbrauch (bilanziell) aus erneuerbaren Energien darzustellen. Dazu soll die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern von 2020 bis 2030 mengenwirksam um insgesamt 27 TWh bzw. um 2,7 TWh pro Jahr gesteigert werden. „Dieses Ziel muss erreicht werden“, waren sich die Obleute der Industriesparten der Bundesländer Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg bei ihrem Energiegipfel einig. Schließlich erhöht jede in Österreich produzierte Kilowattstunde Strom die nationale Resilienz und macht den Strompreis mittelfristig unabhängiger von fossilen Preiseinflüssen. Eine ausreichende Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom ist zudem die Voraussetzung, zahlreiche Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten. 

Die nationale erneuerbare Stromproduktion stagniert seit Jahren.

Im Jahr 2022 wurden in Österreich etwa 43 TWh Strom aus Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik gewonnen. 2021 konnten 45 TWh erzielt werden, und 2020 knapp 48 TWh. Für 2023 wird zwar wieder ein leichter Anstieg erwartet, aber vor allem bei Wasser- und Windkraft hinkt die Erzeugung den Ausbauzielen deutlich hinterher. „In Summe ist daher mit einer deutlichen Verfehlung des nationalen Ziels 2030 für die erneuerbare Stromerzeugung zu rechnen“, so Michael Velmeden, Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Kärnten. Zudem ist in vielen Regionen eine einseitige Fokussierung auf Photovoltaik zu beobachten. 

Netze stoßen bereits heute an ihre Kapazitätsgrenzen

Die Netze stoßen bereits heute an ihre Grenzen, wenn der Verbrauch niedrig und die Produktion erneuerbarer Energien hoch ist. „Das ist beunruhigend, denn bis 2030 werden sich die Erzeugungsspitzen von heute etwa 10 GW mehr als verdoppeln. Beim Netzausbau ist also die Geschwindigkeit deutlich zu erhöhen“, analysierte Velmeden.
 

Einseitiger Fokus auf Photovoltaik belastet Netze und treibt Netztarife in die Höhe

Photovoltaik ist für viele Industriebetriebe eine attraktive Option, den Netzbezug deutlich zu reduzieren, sofern der Eigenverbrauch des PV-Stroms auf hohem Niveau gehalten werden kann. Velmeden: „Eine mangelnde Balance zwischen Photovoltaik einerseits und der Stromproduktion aus anderen erneuerbaren Quellen andererseits birgt allerdings ein erhebliches Risiko für unseren Standort.“  

Hintergrund ist, dass Photovoltaikanlagen im Jahresverlauf nur etwa 1.000 Volllaststunden Energie liefern. Dies ist der mit Abstand niedrigste Wert aller erneuerbaren Energieträger. Als Folge der höheren Peakleistungen und der Einspeisung in allen Netzebenen ist bei einer alleinigen Fokussierung auf Photovoltaik mit deutlich höheren Netzausbau- und Netzwartungskosten zu rechnen als bei einem ausgewogenen Mix erneuerbarer Energien. Es besteht das Risiko, dass sich die Netzgebühren entsprechend ungünstiger entwickeln als in anderen Regionen Europas.

Hinzu kommt, dass Photovoltaikanlagen nur etwa ein Viertel ihres Ertrags im verbrauchsstarken Winterhalbjahr erzeugen. Bei Windkraftanlagen sind es dagegen mehr als zwei Drittel. Eine Fokussierung auf Photovoltaik erfordert daher einen stärkeren und damit auch kostenintensiveren Ausbau von Elektrolyseleistung und Speicherkapazität für klimaneutralen Wasserstoff, da mehr Strom durch verlustreiche Speicherung vom Sommer in den Winter transferiert werden muss. 

Industrie fordert ausgewogenen Ausbau erneuerbarer Energieträger

„Die derzeit zu beobachtende Fokussierung vor allem auf Photovoltaik kann zu erheblichen Nachteilen für den Wirtschaftsstandort in Bezug auf Netzbelastung und Netztarife führen. Wir fordern daher einen Zubau erneuerbarer Energien, der einen ausgewogenen Mix aller erneuerbaren Energieträger, also Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik, berücksichtigt“, fordert Spartenobmann Velmeden. In diesem Sinne müsse auch die Förderlandschaft überarbeitet werden. Das derzeitige Fördersystem orientiere sich nicht an der Eigenverbrauchsquote von Photovoltaikanlagen. „Das sollte geändert werden, denn hohe Eigenverbrauchsquoten, wie sie typischerweise bei Industrieanlagen erreicht werden, reduzieren die teuren Spitzenlasten der Netze deutlich“, unterstrich Velmeden.

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