Geballte Wirtschaftskraft beim ersten Sommergespräch der Wirtschaftskammer Kärnten mit LH Kaiser und LR Schuschnig
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100 Tage Landesregierung: Die Wirtschaft fragte nach

Die „Nachhaltigkeitskoalition“ ist seit 100 Tagen im Amt. Das heutige Sommergespräch der Kärntner Wirtschaft mit LH Kaiser und LR Schuschnig wurde zur kompakten Fragestunde in fünf Themenkreisen. 

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 05.08.2023

Die Kärntner Landtagswahl am 5. März 2023 brachte eine Fortführung der SPÖ-ÖVP-Koalition. Die neue, alte Landesregierung wurde am 13. April angelobt. Nach Ablauf der traditionellen Schonfrist hat heute die Kärntner Wirtschaftskammer die Spitzen der Landesregierung eingeladen, Wirtschaftsvertretern Rede und Antwort zu stehen. Vor der immer wieder beeindruckenden Kulisse des - zu Abwechslung - sommerlich sonnigen Wörthersees stellten sich Landeshauptmann Peter Kaiser und Wirtschafts-, Tourismus- und Energielandesrat Sebastian Schuschnig den Fragen von Manuel Kapeller-Hopfgartner (Energiewende), Martin Zandonella (Digitalisierung), Stefan Sternad (Arbeit im Wandel) Gerhard Oswald (Wirtschaftsraum „AREA Süd“) und Nicole M. Mayer (Ein-Personen-Unternehmen). 

Energie

Wer hätte gedacht, dass die Stromrechnung einmal ein so großes Thema für Unternehmen werden würde, wie es derzeit der Fall ist. Manuel Kapeller Hopfgartner, Fachgruppen-Obmann den Kärntner Seilbahnen, appelliert einmal mehr an die Politik, noch gezielter auf erneuerbare Energie zu setzen. Schuschnig: „Eine Energiepolitik ohne kluge Raumordnungspolitik ist zum Scheitern verurteilt. Wir haben vor allem im Winter hohe Energiekosten und importieren die Teuerung!“ Kaiser und Schuschnig sind sich einig: „Die Energienetze müssen besser, schneller und leistungsfähiger werden.“ Und die Energie gehört dorthin, wo sie gebraucht wird. Damit die Energie auch in Echtzeit fließen könne, brauche es einen Digitalisierungsschub.

Digitalisierung

Laut Martin Zandonella, Obmann der Sparte Information und Consulting, hat Kärnten in diesem Bereich noch sehr großen Aufholbedarf. „Wir bringen das Glas nicht unter die Erde und  sind in der Fördertechnik unterentwickelt.“ Die KI, so der Branchenvertreter, zeige uns täglich, wie schnell neue Technologien praxistauglich werden. Kaiser räumt ein, dass Kärnten bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Die zweite Breitbandmilliarde sei auf Schiene, nicht nur in den Ballungszentren, auch in den Regionen müsse die Digitalisierung vorangetrieben werden. Schuschnig: „Es geht voran, aber noch deutlich zu langsam.“ Bei der Cybersicherheit räumt Kaiser Zeitverluste bei der Umsetzung ein. Die Sicherheitsarchitektur müsse sehr gut aufgebaut sein. Erst wenn man geknackt wird, weiß man, was los ist“.

Arbeit im Wandel - Fachkräfte

Auch das Thema Fachkräftemangel wurde diskutiert. Wirtesprecher Stefan Sternad hat wie viele seiner Unternehmerkollegen in den vergangenen Krisenzeiten gelernt, die Ärmel hochzukrempeln. Der Fachkräftemangel werde anhalten. Bis dieser sich erholt habe, so Kaiser, gelte es, die Engpässe bestmöglich zu managen. Ohne qualifizierte Zuwanderung werde es kaum gehen. Während sich Kaiser zu einer Hochleistungsgesellschaft bekennt, fühlt sich Schuschnig von der Forderung nach einer 32-Stunden-Woche provoziert. Beide sehen den Service und die Sozialleistungen in großer Gefahr. Schuschnig: „Es ist reiner Populismus zu sagen, zahlt den Mitarbeitern mehr. Mit Geld allein bekommt man keine Mitarbeiter mehr.“ Fakt ist, dass bei einer Wochenarbeitszeit von 32 Stunden die Dienst- und Sozialleistungen in großer Gefahr sind, das Sozialsystem kann so nicht mehr aufrechterhalten werden. Sternad: „Wir müssen uns von der Vollkasko-Mentalität des Staates verabschieden, der Staat ist und kann nicht für alles da sein und alles übernehmen“.

Wirtschaftsraum Area Süd

Für Gerhard Oswald, Bezirksstellenobmann von Wolfsberg, gilt es die Koralmbahn, die Kärnten und die Steiermark zur Area Süd verbinden wird, entsprechend zu nutzen. Kaiser unterstrich, dass Kärnten zum siebentgrößten Ballungsraum im deutschsprachigen Raum mit einem Bevölkerungswachstum von 3,8 Prozent werde. Nicht nur die Ballungsräume, so Schuschnig, auch Regionen müsse man mit entsprechenden Verbindungen an das Jahrhundertprojekt anbinden. Wichtig sei auch für Unternehmer aus Kärnten die Sicherung von Flächen für Betriebsansiedlungen, wobei es keine Preistreiberei geben dürfe.

EPU – Einpersonenunternehmen

Ein wichtiger Wirtschaftsmotor sind auch die EPUs, die mit rund 22.000 Betrieben immerhin 60 Prozent der 37.000 Unternehmer ausmachen. „Wir sind innovativ, flexibel und Forderungen nach einer 32-Stunden-Woche sind uns fremd“, betonte EPU-Sprecherin Nicole M. Mayer. Für Kaiser und Schuschnig ist die Schlagkraft der EPUs deutlich spürbar. Kaiser meinte sogar: „Wir haben so viele EPUs wie Feuerwehrleute“.

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Rückfragen:
Wirtschaftskammer Kärnten
Wirtschaftspolitik
Ing. Mag. Herwig Draxler
05 90 90 4–220
E herwig.draxler@wkk.or.at

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