Steinscherer
© Karin Schwarz

„Feelgood und Leistung passen doch zusammen!“

Feelgood-Managerin und New- Work-Expertin Doris Steinscherer begleitet Unternehmen bei ihrer Transformation hin zu mehr Menschlichkeit. Im Interview erzählt sie, worauf es ankommt.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 11.04.2024

Von Claudia Blasi
Redakteurin „Kärntner Wirtschaft“


„Kärntner Wirtschaft“: Was ist die Aufgabe eines Feelgood-Managers?
Doris Steinscherer: Ein Feelgood-Manager sorgt in einem Unternehmen für ein Arbeitsumfeld, in dem die Mitarbeiter zufrieden und daher engagiert sind. Er ist gleichsam für eine menschenorientierte und wertschätzende Unternehmenskultur verantwortlich, die sich in Zielen, Werten und Leitbild widerspiegeln sollte. Der Begriff ist in Österreich noch sehr unbekannt und triggert viele – doch Leistung und Wohlbefinden gehören zusammen. 

Warum ist Feelgood-Management wichtig?
Weil wir im Durchschnitt unseres Lebens 70.000 Stunden im Job verbringen, doch nur rund 70 Prozent eine emotionale Bindung an das Unternehmen haben. Die Bereitschaft, den Job zu wechseln, ist groß und bei der jüngeren Generation signifikant höher. Auch die Leistungsmotive ändern sich. Um Mitarbeiter zu finden und zu binden, braucht es also viel mehr als ein teures Imagevideo inklusive Obstkorb und Kickertisch. Die Leute können sich aussuchen, wo sie arbeiten möchten. Doch Angebot und Nachfrage matchen nicht. Wir haben keinen Fachkräfte-, sondern einen Kulturmangel.  

Wie funktioniert die konkrete Umsetzung?
Die Implementierung eines Feelgood-Managers ist ganz individuell, denn jeder Betrieb tickt anders. Grundsätzlich sollte er aber ein fixer Bestandteil des Teams werden und kontinuierlich an einer besseren Unternehmenskultur arbeiten. Im ersten Schritt sieht man sich die bestehenden Verhältnisse an, macht eine Mitarbeiterbefragung und Analysen. Darauf aufbauend wird ein Aktionsplan entwickelt und auch umgesetzt.  

Welche Vorteile entstehen für den Betrieb?
Ganz deutlich weniger Fluktuation und Fehlzeiten, dafür mehr Leistung, Mitarbeiterzufriedenheit sowie ein besseres Betriebsklima und Image. 

Was muss der Chef oder die Führungsebene leisten?
Sie sind Vorbilder und sollten auch den Willen haben, hinzuschauen, was im Betrieb funktioniert und was nicht. Doch auch die Mitarbeiter sind gefordert und haben eine Eigenverantwortung. Viele sind im Job unzufrieden, haben aber Angst vor einer Veränderung. Sie verharren im Jammertal, statt die Dinge aktiv anzusprechen.  

Was hat den größten Einfluss auf das Wohlbefinden in Betrieben?
Die Unternehmenskultur selbst steht an erster Stelle. Wertschätzung, Offenheit und Respekt bilden eine solide Grundlage. Die Kommunikation sollte offen und ehrlich sein, um ein Gefühl des Vertrauens und der Zugehörigkeit zu schaffen. Die Arbeit sollte sinnstiftend sein und sich nach den Stärken der Mitarbeiter orientieren. Entwicklungsmöglichkeiten werden offengelegt. Wo es möglich ist, sind flexible Arbeitszeiten ein Must-have. Anerkennung und Feedback stärken das positive Arbeitsumfeld.

Was gilt es tunlichst zu vermeiden?
Wenn Führungskräfte Versprechen nicht einhalten, das geht gar nicht. Und Mitarbeiterbefragungen, die ohne Folgen bleiben. Die Ergebnisse solcher Befragungen können oft ernüchternd sein, wie etwa bei Hotelier Bodo Janssen aus Deutschland. Er wurde als Chef abgewählt. Doch er zog seine Schlüsse daraus und konnte letztlich die Mitarbeiterzufriedenheit und den Umsatz enorm steigern. 

Was sind ganz klare Warnsignale, dass etwas im Betrieb falschläuft?
Wenn die Stimmung und die Kommunikation ins Negative kippen. Meist folgen mangelnde Initiativen der Mitarbeiter sowie ein Rückgang der Produktivität. Fehlzeiten und Krankenstände nehmen zu, letztlich die Fluktuation. An Teamaktivitäten besteht kein Interesse. Spätestens jetzt ist es soweit, um das operative Geschäft zu unterbrechen und Zeit in seine Mitarbeiter zu investieren.


Dieser Artikel erschien in Ausgabe 7.