Schoellerbank-Chef Philipp Boruta beim Interview
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"Eine gute Reputation ist uns heilig"

Philipp Boruta ist der neue Mann an der Spitze der Schoellerbank Steiermark. Ein Gespräch über Diskretion, den Bankenplatz Graz und regulatorische Hürden.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 14.12.2023

Sie sind dem langjährigen Leiter der Ostregion, Heimo Haidmayer, an der Spitze der Schoellerbank in der Steiermark und im Burgenland gefolgt. Wie werden Sie die neue Aufgabe anlegen?

Boruta: Der Standort in Graz hat sich schon bisher sehr gut entwickelt, gleich wie die Gesamtbank, deren verwaltetes Kundenvolumen sich in den letzten zehn Jahren knapp um die Hälfte erhöht hat. Ich möchte diese positive Entwicklung fortführen. Als eines der Ziele habe ich mir gesetzt, die Bekanntheit der Bank weiter zu heben. Wir leben von gewachsenen Kundenbeziehungen, viele sind seit Generationen dabei. Hier sehen wir uns als Begleiter im Familienverband und als Architekten der Vermögensstruktur. Für uns ist der Kundenkontakt essenziell, das soll auch trotz Digitalisierung so bleiben. 

Was unterscheidet die Schoellerbank im Wettbewerb von anderen Instituten?

Boruta: Als Privatbank ist es unser Anspruch, hohe Anforderungen in sämtlichen Vermögensfragen zu erfüllen und Chancen bei hohem Veranlagungsbedarf zu eröffnen. Hierzu haben wir uns auf die Vermögensverwaltung spezialisiert.

Wie hat sich der Bankenplatz in Graz in den letzten Jahren verändert?

Boruta: Sehr, gleich mehrere Institute gibt es nicht mehr. Insbesondere die kleinen Banken haben es schwer, denn alles zu bespielen, ist schwierig. Die anspruchsvolle Regulatorik tut dazu das Übrige.

Welche Herausforderungen gibt es in diesem Zusammenhang?

Boruta: Die Regulatorien dienen ja dem Anlegerschutz, was positiv ist, brauchen aber viele Ressourcen. Der Aufwand ist enorm. Unser Fokus liegt aber auf Sicherheit, wir möchten Prüfungen bestens bestehen. Unsere Abteilungen unterstützen uns daher professionell bei der Umsetzung, von Geldwäsche-Richtlinien bis hin zu ESG-Themen (Environmental, Social, Governance). 

Die konjunkturelle Lage ist schwierig, die Inflation ist hoch, die Verunsicherung ist groß. Wie ist die Stimmung bei den Anlegern?

Boruta: Die Gesamtsituation ist schon schwierig, aber es zeigen sich erste Sonnenstrahlen: Die Inflation ist rückläufig, die Zinsen sind zurück. Natürlich hat der rasche Zinsanstieg am Markt zu Verwerfungen geführt. Für nächstes Jahr wird eine Entspannung prognostiziert. Für die Anleger sind die gestiegenen Zinsen natürlich attraktiv, sie fragen verstärkt nach Investmentmöglichkeiten – von Pfandbriefen über Anleihen bis zu Aktien und Fonds ist da alles dabei. 

Was empfehlen Sie Ihren Kunden in dieser Situation?

Boruta:  Eine generelle Empfehlung kann man nicht aussprechen, das ist individuell und bedürfnisorientiert. Wir können unter den derzeitigen Voraussetzungen ein breiteres Repertoire anbieten. Jedenfalls gibt es keinen falschen Zeitpunkt, investiert zu sein. Wer punktuell investiert, muss auf Diversifikation als Sicherheitspuffer achten. Wir arbeiten mit hauseigenen Analysetools bzw. Ratings, um unseren Kunden ein maßgeschneidertes Angebot machen zu können. Mittlerweile verwalten wir zwölf Milliarden Euro.

Welche Rolle spielt das Thema ESG in Ihrem Produktportfolio? Wohin geht da die Reise?

Boruta: Wir beschäftigen uns seit 20 Jahren damit. Keine Assetklasse ist so gewachsen wie ESG, das betreute Volumen hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Es ist kein Nachteil, in ESG investiert zu sein – ganz im Gegenteil. Das Thema wird künftig eine noch größere Rolle spielen. Uns ist wichtig, dass kein Green Washing betrieben wird, auch für die eigene Glaubwürdigkeit. Reputation ist uns heilig.

Welche Trends zeichnen sich in der Veranlagung ab?

Boruta: Wir versuchen, eher antizyklisch zu reagieren und bewusst andere Themen zu bespielen. Wir gehen etwa behutsam mit dem Trend Künstliche Intelligenz um. Wenige Werte machen im Moment den Markt. Das birgt Chancen, aber auch Risiken.