Neue Chancen für Wiener Bauwirtschaft und für Arbeitnehmer
Sozialpartner und Politik diskutieren Herausforderungen des Klimawandels und der Fachkräfte-Ausbildung in der Bauwirtschaft

Auf Initiative des Vorsitzenden der Bau-Holz Gewerkschaft, Josef Muchitsch, hat gemeinsam mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer Wien, Walter Ruck, ein Runder Tisch von Vertretern der Wiener Sozialpartner bei Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke stattgefunden. Der waff war durch Vorstandsvorsitzenden, Landtagsabgeordneten Christian Meidlinger und Geschäftsführer Fritz Meißl vertreten, das AMS Wien durch Landesgeschäftsführerin Petra Draxl.
Im Mittelpunkt der Diskussion ist die Fragestellung gestanden, welche neuen Qualifikationen und Kompetenzen zukünftig Beschäftigte in der Baubranche erfüllen müssen, wenn es um konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der ehrgeizigen Klimaziele und Dekarbonisierungsstrategien geht.
Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke: „Die Stadt Wien hat im Rahmen der Smart Klima City-Strategie ein umfassendes Paket vorgelegt. In elf Zielbereichen werden konkrete Maßnahmen auf dem Weg zur CO2 neutralen Klimamusterstadt bis 2040 beschrieben. Zusätzlich hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Abhängigkeit Österreichs von russischen Gaslieferungen und die damit verbundene Verwundbarkeit der heimischen Wirtschaft dramatisch vor Augen geführt. Deshalb ist es so wichtig, die Ausbildung der Fachkräfte auf die zukünftig notwendigen Qualifikationen in der Bauwirtschaft auszurichten.“
Für WKW-Präsident Walter Ruck hat das Fachkräfteangebot entscheidende Bedeutung: „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, wird es gewaltige Investitionen sowohl im Bereich Energie als auch im Bereich Verkehr geben müssen. Die Bauwirtschaft wird in der Umsetzung eine herausragende Rolle spielen und braucht dafür qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von der Forschung über die Planung bis hin zur konkreten Bauausführung und Instandhaltung. Wir haben schon heute einen Fachkräftemangel. Umso dringender müssen wir im Hinblick auf den Fachkräftebedarf in der Zukunft die Voraussetzungen für treffen.“
„Ohne gut qualifizierte Fachkräfte werden wir den Wandel nicht bewältigen. Die Lehre ist dafür die beste Basis. Wir brauchen die Lehrausbildung in den Betrieben, wir brauchen auch die überbetriebliche Lehrausbildung und es muss alles dafür getan werden, dass man auch als Erwachsener einen Lehrabschluss nachholen kann. Wer bereits gut qualifiziert ist, hat die besten Voraussetzungen Neues zu lernen und das wird immer mehr notwendig werden“, sagt Bau-Holz-Vorsitzender Josef Muchitsch.
Vereinbarte Maßnahmen
Die Teilnehmer des runden Tisch waren sich einig, dass es derzeit noch nicht wirklich möglich ist, alle konkreten Qualifikations- und Kompetenzanforderungen für die nächsten zehn bis 15 Jahre abschließend zu beurteilen. Umso wichtiger ist es, dass sowohl auf Bundes- als auch Landesebene dem Fachkräftebedarf in der Zukunft besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dazu wurden im Rahmen des runden Tisches drei konkrete Maßnahmen vereinbart:
- Die mit der Smart City Klima-Strategie verbundenen Auswirkungen auf das quantitative und qualitative Arbeitskräfteangebot werden ein Arbeitsschwerpunkt im Fachkräftezentrum des waff.
- Im Rahmen der überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA) für Bauberufe werden neue Akzente in Bezug auf Ausbildungsinhalte im Kontext Ökologisierung und Nachhaltigkeit gesetzt. Die ÜBA soll damit bewusst zu einem Experimentierfeld im Hinblick auf die Veränderung von Berufsbildern werden. Das AMS Wien und der waff arbeiten dazu gemeinsam mit den Sozialpartnern Umsetzungskonzepte aus.
- Mit seinem Programm „Jobs Plus Ausbildung“ bietet der waff Unternehmen mit Fachkräftebedarf ein umfassendes Unterstützungsangebot. Eine Kooperation mit Wiener Fliesenlegerbetrieben ist bereits in Umsetzung. Um dieses Angebot noch breiter aufzustellen, werden waff und Bauinnungen in den nächsten Monaten gemeinsame Branchenkonferenzen organisieren.