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„Produkten mehr Wertschätzung entgegenbringen“

Interview mit TU Wien-Institutsvorstand Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.h.c. Helmut Rechberger – Experte für Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement.

Ist es wirklich so, dass Elektrogeräte heute schneller kaputtgehen als früher und wie sinnvoll kann Reparieren sein?
© Foto Weinwurm Ist es wirklich so, dass Elektrogeräte heute schneller kaputtgehen als früher und wie sinnvoll kann Reparieren sein?

In der öffentlichen Diskussion wird oft beklagt, dass es zu viel Elektroschrott gibt, zu wenig repariert wird und E-Geräte viel kürzer genutzt werden als früher. Stimmt das? Wie groß ist das Problem wirklich? Und was sind die Ursachen dafür?

Helmut Rechberger: Es ist tatsächlich so, dass sich bei manchen elektrischen bzw. elektronischen Produkten die Nutzungsdauer auf Grund von schnelleren Innovationszyklen verkürzt hat. Die Reparatur von Elektrokleingeräten wird heute wenig praktiziert. Gründe dafür sind, dass die Reparatur im Vergleich zum Kaufpreis des Produktes oftmals zu teuer ist. Prinzipiell kann man aber davon ausgehen, dass die Verlängerung der Lebensdauer von elektrischen bzw. elektronischen Produkten einen Beitrag zur Ressourcenschonung leistet und damit vermehrtes Reparieren ökologisch sinnvoll wäre. Ein neues Produkt kann zwar weniger Energie verbrauchen im Betrieb, nur wird diese Einsparung durch den Energieverbrauch in der Herstellung des neuen Produktes überkompensiert, sodass die Gesamtenergiebilanz für ein System mit kurzen Erneuerungszyklen in der Regel schlechter ist. Für den materiellen Rohstoffverbrauch ist die Verlängerung der Nutzungsdauer sowieso vorteilhaft. Wichtig ist allerdings, ganz gleich ob ein Gerät repariert oder entsorgt wird, dass es am Ende in einer guten Recyclinganlage landet.

Viele Verbraucher meinen, dass ihre E-Geräte früher viel länger gehalten haben als heute. Stimmt der Eindruck? Was ist der Grund dafür?

Helmut Rechberger: Für Produzenten kann es ökonomisch sinnvoller sein ein Produkt weniger robust und damit billiger herzustellen als es etwas teurer und damit für eine längere Nutzungsdauer zu produzieren. Der Produzent verdient eben über die Anzahl verkaufter Produkte. Ein Ausweg aus dieser ressourcenzehrenden Sackgasse wird in der Änderung des Verkaufsmodells gesehen, wo der Produzent nicht mehr ein Produkt, sondern eine Dienstleistung verkauft. So wie das bei unserem Kopierer am Institut funktioniert. Der Kopierer gehört uns nicht, sondern wir zahlen für die Dienstleistung „Kopieren“. Der Dienstleister ist natürlich daran interessiert, dass der Kopierer lange funktioniert und dementsprechend wird das Gerät gut gewartet und versorgt. Leider hat sich dieses Modell noch kaum in anderen Bereichen durchgesetzt.

Was kann unternommen werden, um Geräte länger in Betrieb zu halten und leichter reparieren zu können? Wer ist hier gefordert?

Helmut Rechberger: Ich denke, dass man hier in der Ökonomie bzw. im Steuerrecht ansetzen muss. Solange Rohstoffe so günstig sind – und das sind sie trotz der derzeitigen Preissteigerungen immer noch – und Arbeit vergleichsweise teuer, wird die Reparatur nicht konkurrenzfähig. Die reinen Materialkosten eines elektrischen bzw. elektronischen Produktes sind im Vergleich zu den Herstellungskosten, in denen auch die Personalkosten inkludiert sind, sehr gering. Wenn es hier zu einer Verschiebung käme indem Rohstoffe teurer und Arbeit billiger wird, dann wäre das ein weiterer Anreiz dafür Produkte längerlebiger und reparierfähiger zu gestalten. 

Die EU-Kommission hat neue Regeln vorgelegt, die Elektrogeräte, aber auch Textilien und Bauprodukte leichter reparierbar und recyclebar machen sollen. Sie sind noch nicht beschlossen, sondern erst in der öffentlichen Konsultation. Wie mutig geht hier die EU-Kommission vor? Können die Maßnahmen etwas bringen?

Helmut Rechberger: Ich denke, dass derartige Maßnahmen wichtig sind. Aber nur mit Regelungen alleine wird man nicht weiterkommen. Im Vergleich zu einer linearen Wirtschaftsweise in der produziert, genutzt und entsorgt wird, ist eine Kreislaufwirtschaft wesentlich komplexer. Wir brauchen daher zusätzlich eine Produzenten- und Konsumentenverantwortung. Beide bedingen einander. Die Produzenten müssen mehr Verantwortung für die Nachhaltigkeit ihrer Produkte übernehmen und die Konsumenten müssen diese besseren Produkte auch nachfragen. Man könnte hier durchaus sagen, dass es einen Kulturwandel benötigt, in dem wir den Materialien und Produkten mehr Wertschätzung entgegenbringen.



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