Wo das Christkind heuer einkauft
Trotz der getrübten wirtschaftlichen Situation behält Weihnachten seinen hohen Stellenwert bei der Wiener Bevölkerung. Die Tradition des Schenkens wird hochgehalten, zeigen die aktuellen Zahlen der KMU Forschung Austria.

Leise rieselnden Schnee und eine weiße Weihnacht wird es wohl auch heuer nicht geben. Dafür rieseln in diesem Jahr wieder vermehrt die Geschenke. Denn die Wiener lassen sich laut einer Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer Wien das Weihnachtsfest nicht vermiesen - trotz Corona, steigender Inflation und erhöhten Energiekosten.
Demnach wollen 84 Prozent der über 15-jährigen Wiener heuer Weihnachtsgeschenke kaufen - fast genauso viele wie im Vorjahr - und dafür mit durchschnittlich 330 Euro sogar etwas mehr ausgeben als 2021. In Summe dürften die Wiener knapp zehn Millionen Packerl unter den Christbaum legen. „Die Wienerinnen und Wiener lassen sich Weihnachten und die Tradition des Schenkens nicht nehmen”, sagt dazu die Obfrau des Wiener Handels, Margarete Gumprecht. Sie erwartet „ein Wiener Weihnachtsgeschäft wie früher”, wozu auch die festliche Stimmung in der Stadt beitrage - mit Adventmärkten, die heuer wieder ungehindert stattfinden, Weihnachtsbeleuchtung, offenen Geschäften und vollen Lagern. Für viele Branchen sei das Fest „ein richtiger Umsatzturbo, gleichbedeutend mit einem 13. Monat im Geschäftsjahr”, so Gumprecht.
„Weihnachten ist für viele Branchen ein wichtiger Umsatzturbo.”
Unsicherheit macht Kunden vorsichtig
Auch wenn sich der Handel also optimistisch zeigt - „davon leben wir, speziell zu Weihnachten”, betont die Spartenobfrau - ganz spurlos geht die aktuelle Lage auch an Weihnachten nicht vorbei. Zwei Drittel der Wiener wollen beim Geschenkekauf heuer verstärkt auf ihr Geld achten. Dorothea Massing, Inhaberin einer Modeboutique in Ober Sankt Veit, kann das bestätigen. „Viele Kunden wissen nicht, welche Kostensteigerungen noch auf sie zukommen werden. Sie sind unsicher und daher vorsichtig. Oft wird dann zum Beispiel bewusst auf hochpreisige Stücke verzichtet”, erzählt die Unternehmerin, die auch ein Geschäft für Geschenke und Kindermoden betreibt. Die explodierenden Energiekosten dürften auch mit beeinflussen, was heuer gern gekauft wird: „Warme Kleidung, zum Beispiel Strickpullover und wärmere Westen, sind viel stärker gefragt als früher. Zwiebellook mit mehreren Schichten ist generell ein Thema”, berichtet Massing. Sie selbst achte schon beim Einkauf darauf, ihren Kunden etwas Besonderes bieten zu können. „Da stecke ich viel Herzblut rein, aber es lohnt sich.” Die bisherigen zwei Adventwochenenden waren ganz gut, aber keine Spitzentage, sagt Massing: „Viele Kunden, die Umsätze nicht ganz so riesig.” Sie hofft aber, dass das Geschäft bis zum 24. Dezember noch an Fahrt aufnimmt. „Das werden wir auch brauchen, angesichts der auch für uns enorm steigenden Kosten.”
Spielwarenhandel auf gutem Niveau
Eher zuversichtlich in die Adventzeit blicken Erich und Andreas Bannert, Senior und Juniorchef des Spielwarengeschäft Bannert im 1. Bezirk .„Die Weihnachtszeit ist im Spielwarenhandel die wichtigste Zeit - nach wie vor machen wir da rund die Hälfte unseres Jahresumsatzes”, betont Erich Bannert, der seit mehr als 40 Jahren im Geschäft steht und hofft, dass die Umsätze heuer das Niveau von 2019 erreichen werden. Besonders wichtig sind für den Wiener Traditionsbetrieb die letzten beiden Wochen vor Weihnachten. „Kurz vor Weihnachten, wenn Online- Pakete nicht mehr rechtzeitig verschickt werden können, kommen viele Kunden zu uns.”
Die Tendenz, dass aufgrund der steigenden Energiepreise und der Inflation weniger gekauft werde, sehe man im Spielwarenhandel eigentlich nicht: „Bei den Kindern wird eigentlich nicht gespart. Als Elternteil steckt man da lieber selbst zurück, damit die eigenen Kinder ein tolles Weihnachtsgeschenk bekommen können”, so der Seniorchef. Ein Trend, den man im Spielwarenhandel jedoch beobachtet, sei das Thema Nachhaltigkeit: „Artikel aus Holz sind derzeit sehr beliebt und - bei der Produktion wird auch immer mehr auf recycelte Stoffe gesetzt”, erklärt Andreas Bannert, der das Geschäft bereits in dritter Generation führt.
Buchhandel gedämpft optimistisch
Beliebte Weihnachtsgeschenke sind, wie jedes Jahr, Bücher. „Im Vergleich mit anderen Geschenken kostengünstig, und trotzdem persönlich”, sagt Petra Hartlieb, Inhaberin von Hartliebs Büchern. Der Buchhandel gehöre in schwierigen Zeiten somit „eigentlich zu den Gewinnern”. Hartlieb hat ein Geschäft in der Währinger Straße und eins in der Porzellangasse. Natürlich versucht sie gemeinsam mit
dem Team Energiekosten einzusparen. „Wir haben die Temperaturen gesenkt und tragen halt dickere Pullover, aber das funktioniert ganz gut.” Hartlieb erwartet Weihnachtsumsätze wie vor Corona, allerdings seien die Kunden preissensibler
geworden. „Aufgrund der allgemeinen Teuerungen wird es à la longue vermutlich nicht reichen”, befürchtet die Unternehmerin. Die während Corona auf fünf Prozent gesenkte Mehrwertsteuer wurde wieder angehoben und darüber hinaus haben einige Verlage ihre Preise erhöht, das erste Mal seit 20 Jahren. „Das macht es auch nicht gerade leichter. Auch unser Online- Handel schwächelt im Vergleich zur Coronazeit.” Ob das daran läge, dass die Kunden wieder ins Geschäft kommen können oder dass sie vermehrt bei Online-Riesen einkaufen, das sei nicht klar. „Das wird sich zu Weihnachten nicht alles aufholen lassen.” Trotzdem kommt das berühmte „Kopf hängen lassen” für Hartlieb nicht infrage. „Vor Weihnachten geht sicher noch was”, ist sie überzeugt. Und: „Menschen werden immer lesen wollen, davon bin ich überzeugt.”
Schmuck lässt Weihnachten glänzen
Ein Fixpunkt auf vielen weihnachtlichen Einkaufslisten ist auch Schmuck. Das bemerken die italienische Schmuck-Designerin, Rachele Cacace, und ihr Geschäftspartner und Lebensgefährte, Konstantin Pohl. Vor zwei Jahren, mitten während der Corona-Pandemie, haben sie das Unternehmen Donna Rachele Jewelry gegründet. Den italienisch inspirierten Modeschmuck entwirft und stellt sie mit viel Kreativität und Leidenschaft her, die Materialen stammen meist handverlesen aus Süditalien, von wo aus Cacace 2017 nach Wien kam. Zweimal pro Jahr bringt sie neue Kollektionen auf den Markt, Monate im Voraus beginnen dafür ihre Ideen im Kopf konkrete Formen anzunehmen, es folgen Prototypen und schließlich Kleinserien mit je zwanzig Stück. Während sie kreativ ist, organisiert Pohl alles rundherum: Den Internet-Auftritt, den Online- Handel, Fotos, Videos und den Kundensupport. Im 2. Bezirk haben die beiden derzeit nur eine Werkstatt, die man zwar besuchen kann, aber ein echtes Geschäftslokal ist für die Jungunternehmer noch nicht in Reichweite. „2024 könnte es soweit sein”, kündigt Pohl an. Doch derzeit läuft es vor allem auf Märkten sehr gut. „Wir sind positiv überrascht, wie gut die Märkte für das Unternehmen und die Kundenzufriedenheit sind”, sagt Cacace. Nächste Jahr wolle sie den gesamten Dezember für Märkte einteilen und auch unter dem Jahr diese Vertriebsschiene ausbauen. „Wir haben auch schon Stammkunden, die immer wieder bei uns bestellen oder zu den Märkten kommen und dabei unseren Schmuck tragen”, freut sich Cacace. Gefragt sei derzeit alles, was Eleganz, Glitzer und Glanz hat - „das kommt zu Weihnachten und Silvester gut an”, sagt sie. Mit ihren eigenen Einkäufen will sie bis 15. Dezember fertig sein. Er hingegen zählt sich zu den Late-Shoppern, „die jedes Jahr wieder zu spät dran sind”.