Vor 20 Jahren gab es viele Bewerber und keinen Markt für Green Jobs. Heute ist es umgekehrt.
Dipl.-Ing. Gudrun Schindler, Leiterin Career Center der Universität für Bodenkultur im Interview.

Was genau ist ein Green-Job
Gudrun Schindler: Der Begriff braucht eine Abgrenzung. Es gibt einen Kernbereich. Das ist die Ausbildung mit einer Kombination aus Naturwissenschaft, Technik und sozialer Kompetenz. Im weiteren Sinn ist es ein Job, der zum Umweltschutz beiträgt.
Wie hat sich dieser Bereich in den letzten Jahren entwickelt?
Gudrun Schindler: Viel hat sich in Richtung Nachhaltigkeit gedreht. Neue Jobs entstehen, Abteilungen werden größer. Die Boku ist eine Green Jobbörse. Vor 20 Jahren hatten wir viele Bewerber und keinen Markt. Heute habe ich viel mehr Anfragen von Unternehmen, die Leute suchen, als Bewerber.
Warum ist das so?
Gudrun Schindler: Firmen sehen die Notwendigkeit. Sie wollen etwa ihre Co2-Bilanz kennen. Einerseits müssen sie Berichte verfassen, die gesetzlich oder von Investoren verlangt werden, andererseits wollen Kunden wissen, was sie kaufen. Daher ist Nachhaltigkeit auch eine Marketingstrategie geworden. So sind viele neue Jobs entstanden. Betriebe haben ganze Abteilungen gegründet. Auch der Beratermarkt in diesem Bereich ist gewachsen. Sie durchleuchten alle Zyklen und Abläufe im Unternehmen - von der Energieversorgung bis zum Abfall.
Wie gefragt ist die Lehre an der BOKU?
Gudrun Schindler: Im Jahr 2004 hatten wir rund 4000 Studentinnen und Studenten. Mittlerweile sind es 11.000. Es entstehen neue Studienprogramme und neue Inhalte. Die Zufriedenheit der Studenten ist sehr hoch. Man kann sich sogar individuell sein Studium zusammenstellen - überlegt sich ein Thema, setzt einen Fokus, stellt einen Antrag. Studierende, die sich diese Mühe machen, gründen dann oft auch ein Unternehmen. Die Anzahl der lässigen Erfindungen, die in der Wirtschaft Fuß gefasst und zu Gründungen geführt haben, hat in den letzten fünf bis sieben Jahren zugenommen.