Unsere Stärke ist die Rolle des Vermittlers
Kommentar von Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien

Die negativen Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine sind in immer mehr Branchen spürbar. Sie machen kurzfristige Maßnahmen notwendig, etwa bei den Energiesteuern, aber auch bei öffentlichen Ausschreibungen (Stichwort Preisgleit-Klauseln). Zudem müssen wir längerfristige Maßnahmen in Angriff nehmen, um Abhängigkeiten und damit verbundene Risiken zu reduzieren. So kann beispielsweise die Belt & Road-Initiative und der damit verbundene Ausbau der neuen Seidenstraße in Richtung Wien einen Beitrag leisten, um Lieferketten zu entzerren und die Diversifizierung zu stärken – wie auch alternative Bezugsquellen und Produktionsmethoden von Gas.
Was ich bisher vermisst habe, ist die Rolle Österreichs als Vermittler und neutraler Verhandlungsplatz.
Dass erst unlängst die Gespräche zwischen den Konfliktparteien in einem Nato-Land stattgefunden haben und nicht in einem historisch gewachsenen Verhandlungsraum wie Wien, war überraschend und auch enttäuschend.
Gut für die Wirtschaft
Es war immer die Stärke Österreichs, und damit auch Wiens, Konfliktparteien einen Raum für Verhandlungen zu bieten, um Zerwürfnisse gewaltfrei zu lösen. Diese traditionelle Vermittlerrolle und der daraus resultierende Ruf sind uns in der Welt sehr zugute gekommen. Denn hochwertige internationale Beziehungen haben nicht nur einen friedensstiftenden Effekt, sondern wirken sich auch positiv auf den Wirtschaftsstandort aus. Daher sollte Österreich wieder in diese Rolle zurückfinden.