Unsere Menschen des Jahres 2022
Nach den schwierigen Corona-Jahren sollte 2022 die Rückkehr zur Normalität bringen. Doch dann kamen der Ukraine-Krieg, extreme Energiepreise und der Beginn wirtschaftlicher Stagnation - aber auch mutige Unternehmen mit Ideen und Zuversicht.

In diesen Tagen geht das nächste wirtschaftliche Ausnahmejahr zu Ende. Dabei waren die Aussichten anfangs noch gut: Die Wirtschaftsforscher erwarteten ein rasantes Wirtschaftswachstum, dazu einen hohen Beschäftigungsstand, rückläufige Arbeitslosenzahlen und ein Comeback des Tourismus. Doch dann machten der Angriff Russlands auf die Ukraine und seine Folgen vieles davon zunichte. Heute stehen die Unternehmen in Wien am Beginn einer wirtschaftlichen Stagnation. Die Inflation ist hoch, die Energiepreise sind extrem, die Arbeitskosten steigen, Planungssicherheit gibt es nur wenig. Zugleich gibt es aber auch viele positive Entwicklungen. 2022 im Schnelldurchlauf.
Corona als Top-Thema ausgelaufen
Am Beginn des Jahres dominierte die Corona- Pandemie mit ihren unzähligen Begleiterscheinungen das Leben, Arbeiten und Wirtschaften in Wien immer noch. Bis in den März hinein brauchte man vielerorts einen 2G-Nachweis, um eingelassen zu werden. Danach folgten Lockerungen, das bundesweite Testsystem wurde zurückgefahren. Wien blieb stets ein wenig strenger als der Rest von Österreich - das von der WK Wien initiierte Testprogramm „Alles gurgelt” gibt es heute noch, ebenso die Maskenpflicht in den Wiener Öffis. Parallel dazu stellte sich in praktisch allen Branchen der wirtschaftliche Normalzustand ein, ab dem Sommer auch in der Stadthotellerie. Die Corona- Hilfsprogramme liefen aus, Härtefall-Fonds, Corona-Kurzarbeit, Ausfallsbonus & Co. sind mittlerweile Geschichte. Im August fiel dann auch noch die Quarantäne-Pflicht für Corona- Infizierte - in den Wiener Betrieben geht man damit unterschiedlich um. Geblieben sind stark schwankende Infektionszahlen, die den Personalmangel in den Unternehmen und im Gesundheitswesen immer wieder verschärfen.
Ukraine-Krieg stellt vieles auf den Kopf
Den russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar bezeichnete manch einer als „Zeitenwende”- genau wird man das erst in einigen Jahren beurteilen können. Fest steht: Die Handelsbeziehungen Österreichs zu Russland sind massiv beschädigt, die jahrzehntelangen Bemühungen um diesen Absatzmarkt vorerst zunichtegemacht. Auch mit der Ukraine ist ein normales Wirtschaften kaum mehr möglich. Russen und Ukrainer fehlen zudem der Wiener Hotellerie als Touristen, auch der Wiener Immobilienmarkt und Luxusmarkenhändler merken ihr Ausbleiben. Von der rasch ausgestellten Arbeitserlaubnis für tausende Ukrainer profitierte die Wirtschaft bislang hingegen eher wenig. In einigen Bereichen gestört hat der Krieg auch internationale Flugrouten und Lieferketten. Viele heimische Produzenten mussten sich nach neuen Lieferanten umsehen - auch die Bundesregierung tat dies, um Österreich von russischem Öl und Gas unabhängiger zu machen. Erste Teilerfolge gibt es bereits.

Energiekrise bringt Inflationsrekord
Kriegsbedingte Unsicherheiten, Nachfrageverschiebungen und der Energiehunger des Konjunkturhochs brachten schließlich eine bis dahin beispiellose Eigendynamik auf den internationalen Energiemärkten - mit massiv gestiegenen Treibstoffpreisen, explodierenden Gaspreisen und in der Folge beinahe zügellosen Strompreisen. Je nach vertraglicher Bindung spürten nicht alle die extremen Verwerfungen zur selben Zeit, nach und nach aber immer mehr - Haushalte ebenso wie Unternehmen. Private werden mit einem aufgestockten Klimabonus und einer Strompreisbremse unterstützt, für Betriebe gilt der Energiekostenzuschuss derzeit noch als unzureichend. Zahlreiche energieintensive Betriebe stellen sich daher die Zukunftsfrage, und für viele andere ist Energie erstmals zum erheblichen Kostenfaktor geworden. Bei einigen hat der Kostendruck Ideen zum Energiesparen beflügelt, doch viele haben keinen echten Handlungsspielraum. Mittlerweile ist die extreme Inflation in praktisch allen Wirtschaftsbereichen angekommen - bei den Lebensmitteln ebenso wie in der Gastronomie, im Einzelhandel und demnächst auch bei den städtischen Abgaben. Ihren vorläufigen Höchststand erreichte die Teuerung in Österreich im Oktober mit 11,0 Prozent. Was zu tun ist, um die Energiekrise zu lösen, zeigte die WK Wien gemeinsam mit Stadt Wien und IV Wien in einem umfassenden Maßnahmenkonzept auf, das Anfang Oktober präsentiert wurde.
Es gibt auch gute Nachrichten
Indes hat sich für die Wirtschaft heuer auch einiges verbessert. So wurde eine umfassende Steuerreform beschlossen - die kalte Progression wurde abgeschafft, weitere Steuersenkungen fixiert (siehe Seite 21). Eingeführt wurde auch der bundesweite Reparaturbonus. In Wien wurden die WKBG-Wachstumsaktion und die Winterschanigarten-Regelung verlängert, das „Stolz auf Wien”-Programm ausgeweitet und zahlreiche Services der WK Wien mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen ausgebaut. Massive Unterstützung für Betriebe bot und bietet die WK Wien auch im Kampf gegen Cyber-Kriminalität und zur Vorbereitung auf den vorhergesagten Strom-Blackout. Weiters hat die WK Wien gemeinsam mit der Stadt die neue Dachmarke „meinkaufstadt Wien” ins Leben gerufen und führt zugleich die Nahversorgungsförderung in eine neue Zukunft. Mit vielen Services, Beratungen und Vor-Ort-Einsatz begleitet wurden auch tausende Unternehmen, die von der Einführung der flächendeckenden Kurzparkzone im März in Wien betroffen waren, sowie jene zahlreichen Betriebe, vor deren Türen der U2/U5-Bau für Kundenrückgang und Zufahrtsprobleme sorgt. Eine wichtige Rolle bei allen lokalen Themen spielte auch heuer WKO im Bezirk - die WK Wien-Interessenvertretung in allen Bezirken; in Simmering, Floridsdorf und Neubau kamen heuer neue Obleute. Besonders unterstützt wurden auch die Wiener Jungfachkräfte, die bei den WorldSkills vier Exzellenz-Medaillen erreichten. Nicht zuletzt hat die WK Wien heuer auch zahlreiche Zukunftskonzepte vorgelegt, wie der Wirtschaftsstandort Wien verbessert werden kann. Sie umfassten unter anderem die Zukunft des 1. Bezirks, den Fondsstandort Wien und die Breitbandversorgung der Wiener Betriebe.