Bianca Puches, Inhaberin von „Brautmoden Turteltäubchen”
© Fernanda Nigro

Trau dich in Wien

Heiraten ist wieder „in”. Wenn Wien dann noch die Location ist, kann nichts mehr schiefgehen. Denn Wiener Unternehmen verschiedener Branchen kümmern sich darum, dass der Hochzeitstag unvergessen bleibt.

Lesedauer: 7 Minuten

Aktualisiert am 05.08.2023

Unsicherheit, Skepsis, Verwunderung. Und am Ende leuchtende Augen - manchmal auch inklusive Freudentränen. Bianca Puches kennt sie, die Emotionen „ihrer” Bräute. Puches hat sich mit „Turteltäubchen Brautmoden” ihren Traum verwirklicht und ihre Berufung gefunden, wie sie bestätigt. Das Thema Hochzeit sei ein sehr persönliches und mit vielen Emotionen verbunden. „Da ist es wichtig, eine gute Bindung zur Kundin zu haben”, betont Puches. Ihre Kundinnen seien zumeist Wienerinnen, aber auch aus den Bundesländern kommen viele Interessentinnen, „manche reise sogar aus Bayern an, weil unser Konzept offenbar so gut ankommt.” Was die Unternehmerin auf jeden Fall bestätigen kann: „Es wird wieder geheiratet, da sind wir fast wieder auf dem Stand von vor den Lockdowns.” Das sei auch wichtig, denn auch am „Turteltäubchen” gehen Teuerungen und Energiepreise nicht spurlos vorbei. „Ich muss schon genau auf den Umsatz schauen, da ich drei Mitarbeiterinnen habe. Das ist manchmal gar nicht so leicht.”

„Die Menschen trauen sich wieder, den Bund fürs Leben zu schließen.”

Was sich auf jeden Fall zu den „Vor-Corona-Zeiten” geändert hat, ist die Vorlaufzeit. „Kamen die zukünftigen Bräute früher neun bis zwölf Monate vor der Hochzeit, sind es jetzt manchmal nur drei Wochen”, bestätigt Puches. Auch lag die Lieferzeit der Kleider früher bei vier bis sechs Monaten. „Aber viele Hersteller haben sich den neuen Rahmenbedingungen bereits angepasst.” Das durchschnittliche Budget der Kundinnen liegt bei 2000 Euro, bestätigt die Unternehmerin. Das Budget fragt sie vor Auswahl der Kleider ab. „Manchmal sind aber nur 1000 oder 500 Euro vorhanden, da sind keine so großen Sprünge möglich”, so die Unternehmerin, die auch Erfahrung als Verkaufs-Coach gesammelt hat. „Und ich war früher einmal Wedding Plannerin. Das hilft mir schon sehr bei meiner Arbeit.”

Zahl der Hochzeiten steigt wieder

Brautmodensalons, Floristen, Friseure, Juweliere, Kosmetiker, Gastronomen, Konditoren, Eventlocations, Musiker, Druckereien, bis hin zu Limousinendiensten und Fiakern - die Liste der Branchen, die von den Hochzeiten profitieren, ist lang. Für die Floristen sei das Thema Heiraten generell sehr wichtig, sagt Branchensprecher Thomas Tergowitsch. „Hochzeiten begleiten uns mittlerweile das ganze Jahr, und so gut wie jeder Florist macht auch Hochzeiten.” Die Floristik sei für alle Paare fixer Bestandteil des Festes. „Brautstrauß und Blumenschmuck gehören unbedingt dazu. Eine Hochzeit ohne Blumen wäre unvorstellbar”, sagt Tergowitsch. 2022 wurden in Wien 9048 Ehen geschlossen. Im Vergleich: Im ersten Corona-Jahr 2020 waren es nur 7627 Hochzeiten – das schwächste Jahr seit 1970). Vor Corona bewegten sich die Zahlen mehrere Jahre lang zwischen 9500 und knapp 10.000. Der absolute Spitzenreiter ist 1987 mit fast 15.000 Hochzeiten. Mit ein Grund für den damaligen Hype war die Abschaffung der Heiratsprämie von 15.000 Schilling (rund 1090 Euro) zum Jahresende.

Hochzeit immer öfter mit Profi-Hilfe

Dass wieder größer geheiratet wird, bestätigt Elisabeth Brandl, mit ihrer Agentur Brandl Events Wedding-Vienna als Wedding Plannerin aktiv und darüber hinaus Bundessprecherin der Wedding Planner. Corona sei auch für die Wedding Planner ein tiefer Einschnitt gewesen: „Hochzeiten, für die wir schon viel organisiert hatten, mussten verschoben werden.” Jetzt stellt sie aber fest, dass sich die „Menschen wieder trauen zu feiern”. Der Mai sei ein beliebter Monat zum Heiraten. „Heiraten in der warmen Jahreszeit ist immer in, doch die anderen Jahreszeiten holen konstant auf”, so Brandl. Generell wird die Unterstützung durch Profis immer gefragter. „Paare holen vermehrt einen professionellen Wedding Planner als Partner an Bord. Der hohe Zeiteinsatz, individuelle Ansprüche und fehlendes Insiderwissen sind die „gängigsten“ Gründe dafür”, sagt Brandl und betont: „Mit Kreativität, Erfahrung, Fingerspitzengefühl begleiten und gestalten wir die Hochzeit zu einem der bedeutendsten Ereignisse im Leben eines Paares. Wir sorgen dafür, dass alles so läuft, wie es sich Brautpaar und Gäste vorstellen und setzen aufgrund unseres Know-hows sicher noch was oben drauf.” Dabei gehe es u.a. um die Umsetzung eines Themas, das sich z.B. auf Design, Auswahl der Locations oder passende Dienstleister bezieht. Es seien viele Agenden, die der Wedding Planner auf seinem Schirm haben muss. Auch das Zeitmanagement - alles in engem Austausch mit dem Brautpaar. „Auf die Vorstellungen des Paares einzugehen, ist selbstverständlich. Aber auch, sie behutsam einzubremsen und Alternativen aufzuzeigen, sollten die Wünsche das Budget übersteigen.” Brandl schätzt die Entwicklung ihrer Branche als sehr positiv ein: „Wir entwickeln uns gesund weiter.”

Zahlen
© WKW/Quellen: Stadt Wien, www.hochzeits-location.info

Ausbildung bringt Professionalität

Um als selbstständiger Wedding Planner zu arbeiten, muss man keine formalen Zugangsvoraussetzungen mitbringen. Ein fundiertes Wissen und ein gutes Netzwerk sind dennoch unerlässlich. So bietet beispielsweise das WIFI Wien seit Jahren einen Lehrgang für angehende Wedding Planner an, bei dem alle wichtigen Grundlagen und wesentlichen Elemente für eine perfekt geplante Hochzeit vermittelt werden. „Wer den Lehrgang absolviert hat, kann ein Qualitätskriterium vorweisen”, sagt Lehrgangsleiterin Luise Wagner. Auch sie hat 2017 die WIFI Ausbildung absolviert, ehe sie sich als Wedding Plannerin selbstständig gemacht hat. Das Interesse am Lehrgang, dessen Leitung sie heuer übernommen hat, steige ebenso wie die Anfragen bei den Wedding Plannern - auch das eine Folge der Pandemie, sagt Wagner. „In der Corona-Zeit haben sich viele an uns gewandt zur Unterstützung bei Stornierungen und Verschiebungen. Da hat sich gezeigt, wie wichtig die Hand des Profis bei der Hochzeitsplanung ist.”

Neues Gütesiegel ante portas

Wer eine fundierte Ausbildung absolviert hat, kann bald den nächsten Schritt tun. Um sowohl in Richtung Wirtschaft als auch in Richtung Kunden ein deutliches Zeichen der Professionalität zu setzen, wird die bereits bestehende freiwillige Zertifizierung der Wedding Planer durch ein neues Gütesiegel des Fachverbandes der Freizeit- und Sportbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) auf eine neue Ebene gehoben. „Dieses Gütesiegel, das eine TÜV Zertifizierungsprüfung voraussetzt, hat die WKÖ in enger Kooperation mit einem Expertenteam aus der Wirtschaft auf die Beine gestellt. Das Gütesiegel wird in Kürze vorgestellt mit aktualisierten Inhalten und zeitgemäßen Qualitätsstandards. Sicher eine Bereicherung für Wedding Planner, die ihre Qualität mit einem geprüften Siegel sichtbar nach außen tragen wollen”, erklärt Brandl.

Die richtige Umgebung ist wichtig

Stefan Hadrawa ist Geschäftsleiter im „Das Chadim” am Wienerberg. Das Lokal gehört zu den beliebtesten Hochzeitslocations Wiens. Es punktet besonders mit seiner Lage im Grünen an einem See und mit der hohen Kompetenz seiner Mitarbeiter. Seine Familie habe sich vor zwölf Jahren auf Hochzeiten und andere Familienfeiern spezialisiert, sagt Hadrawa, „auch, weil wir aufgrund unserer Lage im Erholungsgebiet stark witterungsabhängig sind, was jede Planung schwierig macht. Fix gebuchte Events sind da ein Vorteil.” Seither hat er gemeinsam mit seinem aktuell 22-köpfigen Team mehr als 700 Hochzeiten organisiert und durchgeführt. „Wir haben uns dabei viel Kompetenz erworben und wissen, was für das perfekte Fest wichtig ist”, sagt der Geschäftsmann, der dafür auch mit einem Netzwerk von Partnern aus anderen Bereichen arbeitet. Eines seiner Erfolgsgeheimnisse: „Wir versuchen, mit Wow- Effekten emotionale Ankerpunkte zu setzen.” Die Kunst dabei sei es, als Eventlocation standardisierte Angebotspackages zu schnüren, die die Abwicklung von größeren Feste erleichtert, aber den Kunden trotzdem genügend Freiraum für die Umsetzung ihrer individuellen Wünsche zu geben. Heuer ist „Das Chadim” - bis auf eine einzige Ausnahme - bereits an allen Wochenenden ausgebucht. „Und für 2024 wird’s mit den Trauungsterminen auch schon eng”, freut er sich über viele Anfragen heiratswilliger Paare.

Gut beringt am schönsten Tag

„Die Auswahl der Eheringe ist ein sehr emotionales und aufregendes Erlebnis der Hochzeitsvorbereitung, bei dem wir unsere Brautpaare gerne unterstützen. Und ja, es kommen wieder vermehrt Paare zu uns, die in Wien heiraten wollen”, betont Silvia Brandstetter, Inhaberin von Juwelier Silvia Brandstetter. Gemeinsam mit ihren beiden Nichten und ihrem Neffen steckt die Juwelierin seit mehr als 38 Jahren Herz und Leidenschaft in die Betreuung und Beratung und nimmt sich in ihrem Geschäft gerne reichlich Zeit für die Wünsche und Anliegen ihrer Kunden. Auch die Themen Nachhaltigkeit und regionale Produktion werden großgeschrieben. „Wir legen höchsten Wert auf die Qualität, die Herkunft und die Langlebigkeit unserer Schmuckstücke. Wir sind stolz auf die regionale Produktion und die Verwendung hochwertiger Edelmetalle”, so Brandstetter. Auf der Homepage bietet Juwelier Brandstetter einen ersten Einblick in das vielfältige Trauring- Sortiment. „Beratungstermine sind auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Wir freuen uns auf alle Brautpaare.”

Interview
© wkw