Kristina Macherhammer, Wiener Kinderbuch-Verlegerin und Georg Glöckler, Obmann der Fachgruppe Buch und Medienwirtschaft der WK Wien
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So viel Zukunft hat das Buch

Das gedruckte Buch wird in absehbarer Zeit nicht verschwinden. Zwar haben E-Books und Hörbücher ihren Platz, doch ein großer Höhenflug ist nicht in Sicht. Wichtiger werden Online-Shops.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Totgesagt ist das klassische, gedruckte und gebundene Buch noch lange nicht. Davon ist der Wiener Verleger und Obmann der Wiener Buch- und Medienwirtschaft, Georg Glöckler, überzeugt. „Das analoge Buch wird durch das elektronische nicht ersetzt werden – das sieht man auch beim Vorreiter Amerika.” Zwar habe das E-Book vor allem im ersten Corona- Lockdown deutlich zugelegt, als viele Zeit zum Lesen hatten und Buchhandlungen geschlossen waren. Und auch im Urlaub ist es bei Viellesern beliebt. „Wenn es um echtes Lesevergnügen geht, greifen die Kunden aber weiterhin lieber zum echten Buch”, sagt Glöckler. Mittlerweile gebe es beim E-Book kaum noch Wachstum. Ihr Umsatzanteil bleibe daher im einstelligen Prozentbereich.

Große Buchhandlungsdichte

Ähnlich sieht es bei Hörbüchern aus. Auch sie erlebten während der Corona-Pandemie einen Hype - sogar noch länger als E-Books. „Viele waren zuhause und konnten nebenbei hören. Doch das ist jetzt vorbei. Die Verkaufszahlen steigen jetzt nicht mehr”, sagt Glöckler. Nachhaltig verändert hat die Pandemie hingegen die Vertriebsstrategie des stationären Buchhandels. „Viele Buchhändler haben im Lockdown begonnen, sich sehr engagiert um ihren Online-Verkauf zu kümmern. Die meisten wollten einen eigenen Webshop haben. Heute haben wir hier ein sehr gutes Niveau erreicht und kaum noch Aufholbedarf”, freut sich der Branchenvertreter. Finanziell zahlte sich die Kurskorrektur für den Buchhandel offenbar aus: Seine Online-Umsätze sind deutlich schneller gewachsen als jene des Versandriesen Amazon. Allerdings ist die Zahl der Buchhandlungen in Wien etwas kleiner geworden. „Weltweit gibt es aber immer noch kaum eine Stadt, die eine größere Buchhandlungsdichte hat als Wien”, sagt Glöckler.

Kinder brauchen Bücher

Weiter gewachsen ist hingegen die Zahl der Verlage in Wien. Seit 2018 zählt die Branche ein Plus von mehr als acht Prozent, knapp jeder vierte Verlag ist ein reiner Buchverlag, der Rest sind Kunst- und Musikalienverlage. Ein Teil des Wachstums geht auf den Trend zum Eigenverlag zurück. „Nicht jeder, der ein tolles Buch schreibt, findet auch einen Verlag - und gründet dann eben seinen eigenen”, erklärt Glöckler. Als Ein-Personen-Unternehmen (EPU) kümmern sich diese Mini-Verlage um alles selbst. Eine, die vor zehn Jahren genau so begonnen hat, ist Kristina Macherhammer. Die studierte Architektin schrieb damals ein Kinderbuch für ihre beiden Söhne, die es liebten. „Als es dann auch in der Schule sehr gut angekommen ist, wollte ich es herausbringen”, erinnert sich Macherhammer. Heute hat sie ihren eigenen Kinderbuchverlag, arbeitet mit 40, größtenteils weiblichen Autoren und Illustratoren zusammen und hat aus ihrem Erstlingswerk eine achtteilige Reihe gemacht. „Kinder sehen Bücher ganz anders als Erwachsene. Sie erwarten nicht immer etwas Lehrreiches, sondern wollen in eine neue Welt eintauchen”, sagt die Verlegerin. Als Autor müsse man hier auch Kind sein. E-Books publiziert ihr Verlag bewusst keine, und gerade Kinderbücher sieht Macherhammer wegen der vielen Illustrationen nicht durch EBooks gefährdet. Sie hält viel davon, Kindern auch künftig ein angreifbares Buch näherzubringen. „Kinder brauchen Bücher, um Lesen zu lernen und ihre Ausdrucksweise zu entwickeln”, ist Macherhammer überzeugt.

Mittlerweile ist Angebot an Papier wieder da,

Leicht haben es Buchverlage seit Jahren nicht. Zwar sind die Umsätze zuletzt leicht gestiegen, die Kosten aber umso deutlicher. „Finanziell geht es der Branche daher nicht so besonders”, berichtet Glöckler. Einen wesentlichen Anteil daran haben die extrem gestiegenen Papierkosten, die aufgrund einer Angebotsverknappung in der Pandemie entstanden sind: Viele Papierhersteller sattelten damals auf Kartonagen um, weil der rasant gestiegene Online-Handel das brauchte. Mittlerweile ist das Angebot an Papier wieder da, sagt Glöckler: „Die Preise steigen nicht weiter, gehen aber auch nicht mehr auf das frühere Niveau zurück.” Verlage kommen dadurch in die wirtschaftliche Zwickmühle: „Wenn wir einen Euro Kostensteigerung haben, müssten wir sechs Euro auf den Buchpreis aufschlagen, damit der eine Euro bei uns ankommt”, erklärt Glöckler. Und das sei den Kunden nicht zumutbar. Man wolle, dass das Buch weiter leistbar bleibe, vor allem für Kinder und Jugendliche. Indes schreitet die Digitalisierung auch bei den Verlagen weiter voran: Wo früher manchen Büchern CDs beigelegt wurden, sind jetzt Apps gefragt, um Multimedia zu vermitteln. Eine Chance, aber auch ein Kostenfaktor, der notwendig ist, um mit der Zeit zu gehen.