Lehrlingsaustausch: Wiener Germanistik-Student wird Tischler-Lehrling mit 40
Lehrlingsaustausch zwischen Wirtschaftskammer Wien und Handwerkskammer Koblenz – Bildungsbeauftragter Eppler: „Lehre ist auch für Ältere attraktiv“
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Bereits seit 1993 gibt es den Lehrlingsaustausch zwischen der Wirtschaftskammer Wien und der Handwerkskammer Koblenz. Für zwei Wochen sind Wiener Lehrlinge auch dieses Jahr wieder bei den Lehrbetrieben am Rhein, im Jahr darauf sind die deutschen Lehrlinge dafür in Wien. Heuer findet der Lehrlingsaustausch zum 29. Mal von 9. bis 22. Oktober statt. Organisiert werden die Kurzpraktika in Koblenz (Deutschland) von der Wiener Sparte Handwerk und Gewerbe.
„Die Lehre wird durch den internationalen Austausch attraktiv und hebt gleichzeitig das Image der Lehre.“
Heben Image der Lehre
„Die Erfahrungen, Erlebnisse und Bekanntschaften helfen unseren Betrieben und vor allem den jungen Menschen“, sagt Alexander Eppler, Spartenobfrau-Stellvertreter Gewerbe und Handwerk und Bildungsbeauftragter der Wirtschaftskammer Wien, über den Lehrlingsaustausch: „Die Lehre wird durch den internationalen Austausch noch attraktiver, das Image der Lehre wird angehoben.“ Acht Lehrlinge aus dem Wiener Gewerbe und Handwerk haben sich heuer für das zweiwöchige Berufspraktikum in Koblenz beworben. Darunter die drei Friseur-Lehrlinge Vanessa Molzer (Firma Grießner & Mayerhofer GmbH), Carmen Schmölz-Dosedel und Lara Zelenka (beide Firma Sibylle Grießner GmbH), ein Lehrling der Fleischverarbeiter Dario Ullrich (Firma Horst Stierschneider GmbH), der Goldschmied-Lehrling Philipp Tesarik (Firma Gabriela Bibl) und zwei Lehrlinge der Orthopädie-Schuhmacher, Felix Ochensberger und Liesa Griesbacher (Firma Ortho-Schuh GmbH).


Vom Germanistik-Student zum 40-jährigen Tischler-Lehrling
Erst am zweiten Bildungsweg die Lehre für sich entdeckt hat Tischlerlehrling Daniel Wasserer, der heuer ebenso in Koblenz dabei ist: Denn Wasserer hatte erst Germanistik studiert und in diesem Job bereits gearbeitet, als er sich schließlich doch noch für eine Tischlerlehre entschied. „Ich bin mittlerweile 42 Jahre alt, habe mich vor etwa drei Jahren dazu entschlossen, einen beruflichen Neuanfang zu wagen und meine Ausbildung 2021 begonnen“, erzählt Tischlerlehrling Wasserer: „Das Arbeiten mit verschiedensten Materialien und Techniken, das Umsetzen von Plänen auf Papier zu tatsächlichen Objekten und nicht zuletzt das Herstellen von Gegenständen, die länger Bestand haben, reizt mich sehr an diesem wunderschönen Handwerksberuf. Wenn nach dem Letztschliff schließlich ein ansprechendes, durchdachtes und präzise gefertigtes Möbelstück vor einem steht, welches sowohl dem Kunden als auch dem Tischler selbst Freude bereitet, ist das ein unglaublich erfüllendes Gefühl“, so Wasserer. Abb
Lust, sich auszuprobieren
Von seinem Berufspraktikum in Koblenz verspricht er sich „unterschiedliche Aspekte und handwerkliche Herangehensweisen“ zu lernen. Vor allem aber freut sich der42-Jährige, neue Menschen kennenzulernen und internationale Kontakte zu knüpfen. Wasserer rät allen Lehrlingen, so viele Angebote wahrzunehmen, wie sich ihnen bieten: „Seien es Freifächer, kostenlose Kurse oder eben sogar ein Lehrlingsaustausch: Während der Ausbildungszeit gibt es so großartige Möglichkeiten, sich auszuprobieren, für die man dann im gewöhnlichen Arbeitsleben kaum noch Gelegenheit findet.“

181 Lehranfänger mehr
Gute Zeiten für die Lehre bescheinigt die aktuelle Lehrlingsstatistik
- Bei den Lehranfängern gibt es ein sattes Plus von 4,6 Prozent.
- Waren es am Stichtag 30. September 2021 noch 3.912 Lehrlinge im ersten Lehrjahr
- sind es ein Jahr später mit Stichtag 30.9.2022 bereits 4.093 Lehrlinge –
- exakt um 181 Wiener Lehranfänger mehr.
Das sagen die Teilnehmer zum Lehrlingsaustausch
„Wenn man die Möglichkeit bekommt, sich etwas anderes anzusehen, sollte man das auch nutzen. Es kann dabei nur Positives herauskommen.“
„Ich freue mich unglaublich auf Koblenz, darauf, neue Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen.“
„Es ist sicher interessant, wie anderswo gearbeitet wird. Ich lerne gerne Neues kennen und außerdem würde ich mir auch gerne die Stadt anschauen. In meinem Ausbildungsbetrieb hatten wir im Vorjahr einen Lehrling aus Koblenz, der war richtig nett. Auch deshalb bin ich heuer beim Lehrlingsaustausch mit dabei.“
„Eine andere Stadt, eine andere Perspektive, Neues erleben, neue Erfahrungen machen – es gibt so einiges, was an dem Lehrlingsaustausch reizvoll ist.“
„Ich freue mich auf Koblenz und bin schon sehr gespannt, wie es ist, im Ausland zu arbeiten.“
„Es ist ein Abenteuer und ein neues Erlebnis. Mir war sofort klar: Da mache ich mit, als der Anstoß für das Praktikum in Koblenz von meiner Chefin kam.“
„Es ist eine einmalige Chance, die nicht jeder kriegt. Ich hab‘ mich sehr gefreut, als mir das angeboten wurde, und bin schon gespannt, wie es in Koblenz sein wird. “
„Ich glaube, dass ich von dem Praktikum in Koblenz sicher etwas mitnehmen kann, denn jeder arbeitet auf seine eigene Art. Ein bisschen nervös bin ich aber auch, weil es für mich etwas ganz Neues ist.“