Klaudi Wurzer
© Sandra Tauscher

Corona hält uns einen Spiegel vor Augen

Klaudia Wurzer, Expertin für Persönlichkeitsentwicklung und Lebenserfolg. Sie erklärt, warum gerade in Krisenzeiten die Ausrichtung auf die unternehmerische Vision erfolgsentscheidend ist.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

Welchen besonderen Einfluss hat Corona auf Unternehmer?

Wurzer: Die Pandemie zeigte uns sehr deutlich, dass unser unternehmerisches Leben wesentlich von unserer Einstellung abhängt. Sie hat uns vor Augen geführt, dass innere Beweglichkeit, schnelle Anpassungsfähigkeit, kombiniert mit dynamischer Flexibilität, entscheidend ist. Besonders EPU waren und sind gefordert, die stärkste Triebfeder und Motivation ihrer Selbstständigkeit -  nämlich Schaffenskraft und der Mut, die eigene Vision zu leben -  täglich zu trainieren. Vor allem hat sich auch gezeigt, dass gerade in Krisenzeiten die Ausrichtung auf die unternehmerische Vision erfolgsentscheidend ist. Der Verursacher von Erfolg liegt in der Person, nicht in äußeren Faktoren. Um es im Sinne von Viktor Frankl zu sagen: „Wie ich reagiere, bestimme ich selbst“. 

Gibt es Mechanismen, um Ängste in der aktuellen Situation zu überwinden und damit verbundene Erfolgsblockaden zu lösen?

Wurzer: Angst kann ein Motor sein. Die Pandemie hat einige menschliche Urängste stark berührt. Viele Unternehmer befinden sich noch in einer mentalen und emotionalen Lähmung, die verhindert, dass sie in ihre unternehmerische Kraft zurückfinden. Aus meinen 20 Jahren Praxis kann ich folgendes feststellen: Angst erfährt dann eine nachhaltige Veränderung, wenn die Wurzel der Angst erfasst, vom Verborgenen ins Bewusstsein gehoben und dort transformiert wird. Das sollte jetzt unsere Aufgabe sein. Ist die Auflösung der Angst auf der Bewusstseinsebene gelungen, ändern Menschen automatisch ihr Verhalten. Sie setzen andere Schritte als zuvor und erzeugen dadurch andere Ergebnisse. Die Devise bei Angst lautet also: Hinschauen statt Wegschauen, Lösen statt Verdrängen, um dann angstfrei, verwandelt und gestärkt im Leben weiterzugehen und kraftvolle Schritte zu setzen – als Mensch und als Unternehmer.

Sehen Sie in Corona also eine Chance für persönliches das Wachstum der Unternehmer?

Wurzer: Definitiv. Wenn auch unliebsam, so wachsen wir Menschen persönlich sehr stark in Krisenzeiten. Die Krise hält uns einen Spiegel vor Augen. Wir erkennen, wo wir weggeschaut haben, wo notwendige persönliche oder unternehmerische Entwicklungsschritte nicht vollzogen wurden. Im Idealfall bringt die Krise eine fokussierte unternehmerische Aufmerksamkeit. Voraussetzung ist: Bereitschaft zur Selbstreflexion – alleine oder mit professioneller Begleitung. Sucht und findet man das Sinn-Stiftende in Krisen, nutzt man die darin verborgenen Wachstumspotenziale. „Wo deine Talente und die Bedürfnisse der Welt sich kreuzen, liegt deine Berufung“, wusste schon Aristoteles: Und die eigene Berufung zu leben, ist ja der wichtigste Motor - auch im unternehmerischen Leben. Daher sehe ich eine stetige Persönlichkeitsentwicklung als wichtigste Basis für eine prosperierende unternehmerische Entwicklung.

Wie Unternehmer den Blick auf sich und die eigenen Werte richten können, scheint gerade jetzt von besonderer Relevanz zu sein?

Wurzer: Das ist richtig. Werte sind das Herz eines Unternehmens. Seit rund 20 Jahren definieren Unternehmer ihre Werthaltung in der sogenannten „Corporate Social Responsibility“. Wesentlich, weil Unternehme dann erfolgreich sind, wenn Werte nicht nur gesagt, sondern gelebt werden. Gerade jetzt ist es angesichts der großen globalen Themen so bedeutsam, als Unternehmer gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen - im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens.     Das vergangene Jahr hat beim einzelnen und global ein Überdenken mancher Werte ausgelöst. Werte wie Familie, Gesundheit, Konsumverhalten, Gemeinschaftssinn, Wirtschaftswachstum, Natur, Nachhaltigkeit, Lebenstempo, Freiheit beispielsweise haben eine Neubewertung erfahren. Das Virus hat uns auch gezeigt, welche Entscheidungen wir im Zustand von Angst treffen. Ich wünsche uns, dass wir gerade jetzt eine Mut-Gesellschaft sind, die beherzt und zuversichtlich unser Gesellschafts- und Wirtschaftsleben wieder zum Blühen bringt.