Handel reloaded ist menschlich digital
Trotz Digitalzeitalter und schwieriger Rahmenbedingungen bleibt der Mensch im Handel entscheidend. Wie sich Unternehmer den aktuellen Herausforderungen stellen können und wie der Handel der Zukunft aussehen kann.

Online-Shopping erfreut sich großer Beliebtheit: Rund 60 Prozent der Österreicher zwischen 18 und 65 Jahren kaufen mindestens einmal im Monat online ein. Und zwei von zehn Österreichern tätigen zumindest einen Online-Einkauf pro Woche. Das belegt eine aktuelle Umfrage, die Integral im Auftrag der Onlinemarketing-Agentur otago durchgeführt hat. An der Digitalisierung kommt somit keine Branche mehr vorbei. Ist der stationäre Handel somit weg vom Fenster? Keinesfalls, betonte die Wiener Handelsobfrau Margarete Gumprecht anlässlich des 34. Handelstags in Wien, der unter dem Motto Human & Digital stand: „Mit mehr als 37.000 Betrieben ist der Wiener Handel enorm vielfältig und trägt eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Die Wiener Unternehmer schaffen Arbeitsplätze, bilden junge Menschen aus und gestalten die Stadt wesentlich mit.
„Wiens Handel ist enorm vielfältig und hat eine wichtige gesellschaftliche Rolle.”
Der stationäre Handel leistet somit das ganze Jahr über einen wichtigen Beitrag für unsere lebenswerte Stadt.” Wie kaum eine andere Branche ist der Handel somit nah am Menschen und prägt das Zusammenleben. Reicht das für den stationären Handel, um sich im Digitalzeitalter durchzusetzen? Eins zeichnet sich ab: Bedingt durch die Pandemie schreitet die Digitalisierung im Handel weiter fort, gleichzeitig wird aber auch das Bedürfnis nach realen Einkaufserlebnissen wieder bedeutender. Das geht auch aus der Studie der JKU (Johannes Kepler Universtität) im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich hervor. Der „Trend-Report #3 Digitalisierung” untersuchte internationale Trends im Hinblick auf neue Technologien und Kaufverhalten der Konsumenten mit Fokus Digitalisierung. Der Trend weg von analogen hin zu digitalen Kommunikationsmitteln hält an und ermöglicht Kosten- und Zeitersparnis für Händler und Konsumenten, lautet ein Ergebnis der Studie. „Für 26 Prozent der österreichischen Konsumenten sind soziale Medien für den Kontakt zu Handelsunternehmen sehr wichtig oder wichtig”, erklärt Studienautor Christoph Teiler. Für jüngere Käuferschichten zeigte sich erwartungsgemäß eine höhere Bedeutung.
Der Mensch bleibt entscheidend
Der Digialisierungsexperte und ehemalige Google Austria-Chef Markus Kienberger schilderte in seinem Vortrag, wie Handelsunternehmen in einem Umfeld, das von Unsicherheit gleichermaßen geprägt ist wie von technologischem Fortschritt, erfolgreich sein können. Neben allem Hightech bleibe der „Faktor Mensch” entscheidend, ist der Experte überzeugt: Entscheidend für den Erfolg ist nach wie vor, eine emotionale Verbindung zu den Kunden aufzubauen. Technologie spielt dabei eine große Rolle, da Konsumenten bei der Kaufvorbereitung und beim Kauf immer häufiger digitale Kanäle verwenden.” Viele Möglichkeiten können auch von kleineren Unternehmen mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden, betonte Kienberger.
Fachkräfte mit Know-how gesucht
Für den Handel heißt es darüber hinaus: Die digitale Transformation kann nur gelingen, wenn die dafür erforderlichen Fachkräfte bestmöglich ausgebildet werden. Gumprecht fasste zusammen: „Händler arbeiten mit Menschen für Menschen, das wird sich nicht ändern - online und offline. Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe der jungen Generationen ist entscheidend. Als Interessenvertretung der Unternehmen treiben wir die Lehre und die Modernisierung der Berufsausbildung – Stichwort Digitalisierung – permanent voran.”
Herausforderung Energiepreise
Ein große Herausforderung neben der Suche nach geeigneten Fachkräften sind die momentan stark steigenden Energiepreise. Sie stellen die Betriebe vor enorme finanzielle Belastungen. Die Unternehmen würden dort betriebswirtschaftlich nachschärfen, wo Spielraum bestehe und Kosten reduziert werden können, so Gumprecht. Die Kostensteigerungen, mit denen die Unternehmen konfrontiert seien, können allerdings nur zu einem geringen Teil an Kunden weitergegeben werden. „Die Bekämpfung der Energiekrise ist derzeit vorrangig, sodass die Handelsbetriebe auch in Zukunft ihrer Rolle gerecht werden können. Entlastungsmaßnahmen für Unternehmen müssen rasch umgesetzt und erweitert werden”, so Gumprecht. Übrigens: Betriebe, die einen Energiekostenzuschuss beantragen wollen, müssen sich vorab bei der Förderstelle aws (Austrian Wirtschaftsservice) anmelden. Die Voranmeldung ist notwendig, um danach einen Förderantrag stellen zu können. Die Frist für die Voranmeldung endet am 28. November
Umsatzbringer Weihnachten
Jetzt heißt es für die Wiener Handelsbetriebe, sich für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft richtig aufzustellen. Denn für viele Handelsbranchen gehört die besinnliche Zeit zu den arbeitsintensivsten und umsatzstärksten Wochen im Jahr.„Weihnachten ist wie ein fünftes Quartal für den Handel und für viele Händler überlebenswichtig”, erklärt die Obfrau. Die Händler hätten alle Vorkehrungen getroffen und seien gut gerüstet. Für die Konsumenten heißt das: Die Suche nach passenden Weihnachtsgeschenken ist auch in diesem Jahr gesichert.