Franz Josef Lang: „Tourismus-Lockdown schlägt voll zu”
Der neuerliche Stillstand im Tourismus macht auch den Wäschereien zu schaffen. Alle Betriebe spüren die Auswirkungen der Pandemie, sagt der Wiener Branchensprecher Franz Josef Lang.

Von einem Minus von 40 Prozent berichtet Georg Toifl, Geschäftsführer der Ottakringer Wäscherei Rosa Toifl & Co. Das Unternehmen, das Wäsche nicht nur reinigt, sondern auch vermietet, macht seinen Umsatz zu 30 Prozent im Hotel- und Gastrobereich und zu 70 Prozent mit Pflege-, Reha-Zentren und Krankenhäusern. Die tägliche Tonnage - die Menge an zu reinigender Wäsche - lag vor Corona bei 25 Tonnen. „Aktuell sind es 14 Tonnen”, so Toifl. Schon während des ersten Lockdown war der tägliche Wäscheberg um acht Tonnen geschrumpft, „in der allerschlechtesten Zeit sogar noch mehr”, so Toifl. Das habe sich mit der Öffnung der Gastronomie zwar leicht verbessert. Dafür schlug auch deren erneute Schließung Anfang November sofort wieder durch. „Ein neuerlicher Einbruch um zwei Tonnen täglich”, berichtet Toifl.
„Fast jeder betreut auch Gastronomen. Der kleine Wirt geht auch zum kleinen Reiniger.”
Wie schon im Frühjahr und Sommer hat er nun erneut Kurzarbeit für seine rund 200 Mitarbeiter beantragt - bis Ende März 2021. Bis dahin rechnet der Unternehmer nicht mit einer Verbesserung der Lage. So sei zum Beispiel bei der Stadthotellerie nicht absehbar, wann diese wieder in den Vollbetrieb zurückkehren kann. „Ich hoffe nicht, dass es jetzt auch noch im Spitals- und Reha-Bereich zu weiteren Maßnahmen kommt”, sagt Toifl.
Auch Private bringen weniger Kleidung in die Reinigung
Der neuerliche Tourismus-Lockdown hat zu 100 Prozent auf die Branche durchgeschlagen, bestätigt Franz Josef Lang, Sprecher der rund 200 Wiener Textilreiniger, Wäschereien und Färbereien. „Die Betriebe haben derzeit Umsatzrückgänge zwischen 30 und 70 Prozent.” Betroffen sind nicht nur große, die täglich Tonnen von Wäsche reinigen. „Fast jeder hat einige Wirte, die er betreut. Der kleine Wirt geht auch zum kleinen Reiniger”, so Lang. Dieses Geschäft fehlt jetzt ebenso wie das ganze Catering-Segment. Und auch die Privatkunden bringen weniger Kleidung. „Wenn keine Bälle, Feste und Hochzeiten stattfinden, muss auch das Gewand dafür nicht gereinigt werden. Auch das Hemdenservice ist total eingebrochen”, so Lang. Im Home-Office wird auch kaum Businesskleidung getragen, und die Alltagskleidung waschen die Menschen zu 90 Prozent zuhause selbst. Wobei der Berufsgruppenobmann rät, gerade das in Pandemiezeiten zu überdenken. Denn infektiöse Keime werden erst ab 60 Grad unschädlich gemacht. „Um Hygiene sicherzustellen, ist daher eine Wäsche mit 60 Grad oder spezielle Chemie notwendig. Diese wird in der Textilreinigung angewendet”, betont Lang.
Branche hofft auf Fixkostenersatz
Die Branche hofft, dass sie als indirekt betroffener Sektor auch den 80-Prozent-Umsatzersatz beantragen kann. „Das würde ungemein helfen”, so Lang. Branchenkollege Toifl glaubt dagegen nicht an einen raschen und unbürokratischen Fixkostenzuschuss, wie ihn auch die Bundesinnung der Textilreiniger fordert. Im Gegenteil, er fürchtet, dass Wäschereien leer ausgehen - die Branche finde zu wenig Gehör. Sein eigener Betrieb werde es überleben, „wir sind gut aufgestellt, das Gebäude gehört uns, alle Maschinen sind bezahlt. Aber ich kenne einige Betriebe in der Branche, denen das Wasser bis zum Hals steht.”