EPU/KMU: Flexibilität in Krisenzeiten stärken
Ein Jahr Corona – Die Lehren aus der Krise

Klein- und Kleinstunternehmen haben die wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID am Stärksten getroffen. Viele waren durch die Umsatzeinbußen mit Steuern und Sozialversicherung überfordert. Die Krise hat die Situation offengelegt, dass durch die (oft) geringe Eigenkapitaldecke die finanzielle und soziale Situation angespannt ist und eine Insolvenzwelle befürchtet werden muss. Daher muss bei vielen Selbständigen das Bewusstsein verstärkt werden, dass eine Mischung von privaten Lebenshaltungskosten mit betrieblichen Ausgaben (betriebliches „Umlagesystem“) zusammenbricht, wenn ein wirtschaftlicher Schock auftritt. Die zentrale Lehre die daraus gezogen werden muss: Betriebe müssen einen aktuellen Einblick über ihre wirtschaftliche Lage haben, über ihre Kennzahlen verfügen, um dadurch rasch reagieren zu können.
Für die Wirtschaftskamme Wien heißt das, die Angebote für Krisenlagen zu verstärken, etwa durch:
- Beratung für Veränderung des Portfolios, um die Marktchancen zu erweitern
- Ausstiegsberatung, wenn gar nichts mehr geht und Probleme rasch und effizient zu lösen
- Schuldenregulierung: Ziel sollte sein, Einzelunternehmen ohne Beschäftigten den einfachen Zugang zu einem Privatkonkurs zu gewähren, ohne der Möglichkeit zur Weiterführung der gewerblichen Tätigkeit verlustig zu werden, die ja weiterhin Einnahmen für die Schuldentilgung liefern kann. Sind weder Beschäftigte noch gesellschaftsrechtliche Strukturen vorhanden, rechtfertigt die geringere Komplexität ein vereinfachtes Verfahren auch bei aufrechter Gewerbeberechtigung. Die Verfahrensvoraussetzungen dürfen aber nicht von einer Gerichtspraxis abhängig sein. Ebenso müssen die Regelungen kostengünstig sein und der Praxis gerecht werden und dürfen wie derzeit nicht zu Umwegen, wie zB dem Zurücklegen der Gewerbeberechtigung nur für die Antragstellung, führen.