Die aufwändigen Verfahren verzögern Breitbandprojekte
Univ.Prof. Ing. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Christoph Mecklenbräuker, Leiter des Instituts für Telekommunikation der TU Wien im Interview.

Warum ist der Breitbandausbau in Wien herausfordernd?
Mecklenbräuker: Nur ein geringer Anteil der Nutzer hat derzeit einen „echten“ Glasfaseranschluss. Da sehe ich viel Nachholbedarf.
Vor allem in Betriebsgebieten berichte Unternehmen von langsamen, instabilen Internet
Mecklenbräuker:Ja, die Betriebsgebiete in Liesing und Floridsdorf leiden unter mangelnder Netzqualität bzw. einem schlechten Preis-Leistungsverhältnis. Das ist seit vier bis fünf Jahren bekannt. Das hat sich inzwischen nicht wesentlich geändert.
Wie liegt Wien im Vergleich zu anderen Großstädten?
Mecklenbräuker:Die Stadt Wien hat 2015 versprochen, dass Ende 2020 flächendeckend 100 Mb/s verfügbar sind. Dieses Ziel wurde leider nicht erreicht. Die mittlere Downloadbandbreite beträgt in Wien 29 Mb/s. Das ist zwar Spitze in Österreich, aber nicht in der Nähe des Ziels. Insbesondere der Glasfaseraus-bau liegt im Vergleich zu anderen westeuropäischen Großstädten zurück. Auch bei der Internetnutzung ist Österreich im europäischen Vergleich weit abgeschlagen. Das werte ich als ein Indiz für unbefriedigende Netzqualität bzw. -stabilität.
Was kann die Politik tun, um den Breitbandausbau in Wien zu beschleunigen?
Mecklenbräuker:Die aufwändigen Genehmigungsverfahren bleiben ein wesentlicher Grund für Verzögerungen in Projekten für den Breitbandausbau. Eine Schlüsselrolle könnte Micro-Trenching spielen, denn mit herkömmlichen Grabungsarbeiten ist der erforderliche Glasfaserausbau wohl kaum wirtschaftlich realisierbar. Auch optischer Richtfunk kann helfen, Versorgungslücken zu schließen. Ein konsequenter Ausbau der Versorgung mit Glasfaser ist wichtig für die Wiener Smart City Strategie.
Welcher Standard sollte bis 2025 erreicht werden?
Mecklenbräuker:Als Breitbandversorgungsstandard 2025 erwarten wir flächendeckend mindestens 1 Gb/s (Gigabit pro Sekunde). Wir sollten 10 Gb/s zum Ziel erklären.