Die Profis der Cyber-Hotline
Digitalisierung macht Betriebe effizienter, doch auch verwundbarer für Internetkriminalität. 2023 setzt die Kammer hier einen Serviceschwerpunkt.

Es sind oft verzweifelte Anrufe, die bei der Cyber-Security-Hotline der Wirtschaftskammern eingehen. „Bei den häufigsten Fällen handelt es sich um Ein-Personen-Unternehmen oder kleine Betriebe, die uns anrufen, weil sie keinen Zugriff mehr auf ihre Daten haben”, erzählt Peter Oskar Miller. Der Experte ist Gründer der IT-Firma HXS, die Teil des Netzwerks von Spezialisten ist, das einen Bereitschaftsdienst für die Cyber-Hotline eingerichtet hat. Die Hotline ist rund um die Uhr für Betriebe erreichbar, die Opfer einer Cyber-Attacke geworden sind, beispielsweise bei Virenbefall, Verschlüsselungstrojanern, digitaler Erpressung und dergleichen. Ruft ein betroffener Betrieb die Hotline an, wird er zuerst von einem Callcenter betreut, das Erstmaßnahmen empfehlen kann und bei Bedarf den Kontakt zu einem ITSpezialisten koordiniert.
„Die meisten Hilferufe betreffen Verschlüsselung und Datenverlust.”
„Oft muss man die Aussagen der Anrufer erstinterpretieren. In einem Erstgespräch hinterfragen wir den Status und leiten daraus ab, was passiert ist und was man tun kann”, so Miller. Große Unternehmen seien meist gut geschützt, doch selbst deren Spezialisten erkundigten sich manchmal bei der Hotline, etwa, wenn sie eine zweite Meinung suchen oder Hilfe bei den Meldungen bei Polizei und Datenschutzbehörde brauchen. „Bei vielen kleinen und mittleren Betrieben ist die IT-Sicherheit auf der Prioritätenliste nicht weit oben angesiedelt. Man will es oft nicht hören, sieht die Lücken dann erst, wenn der Schaden da ist”, so Miller. Zu wenig Investment in IT-Sicherheit räche sich dann, wenn man feststellt, dass ein Backup mitverschlüsselt wurde, wenn das Wiederherstellen von Daten niemals ausprobiert wurde oder wenn eine „gespiegelte Festplatte” doch kein Schutz gegen Datenverlust war. „Es kommen auch immer neue Varianten von Cyberangriffen vor – erst kommt die Krankheit, dann das Gegenmittel. Prävention ist da das Beste. Sie sollte von Profis durchgeführt werden. Und das kostet Geld und Arbeitskraft.”