1 Mio. Osterhasen: Hochbetrieb in Wiens ältester Backstube
Wiens Bäcker und Konditoren haben zu Ostern Hochbetrieb - Angelmayer: „So viele Lehrabschlussprüfungs-Absolventen wie lange nicht mehr“

Wiens Bäcker und Konditoren haben zu Ostern Hochkonjunktur: Mehr als eine Million Osterhasen aus süßem Briocheteig, mindestens ebenso viele Biskuit-Osterlämmchen oder Osterpinzen aus Germteig müssen gebacken werden, ganz zu schweigen von den unzähligen Marzipan- und Schokohaserln aus Konditorhand. Ostern bedeutet auch Hochbetrieb in Wiens ältester Backstube, der Wiener Innungsbackstube in der Florianigasse 13 (8.), wo junge Wienerinnen und Wiener den Beruf des Bäckers und Konditors erlernen und in diversen Kursen ihrem Können vor der Lehrabschlussprüfung den letzten Schliff verpassen. Ein Osterpräsent hat der Osterhase an Wiens Bäcker jetzt schon: Zuletzt gab es so viele Lehrabschlussprüfungs-Absolventen wie lange nicht mehr.
2022 gab es bei den Bäckern so viele Lehrabschlussprüfungs-Absolventen wie lange nicht mehr
Positive Entwicklung bei Lehrabsolventen
Der Innungsmeister der Wiener Bäcker und Konditoren Josef Angelmayer zeigt sich erfreut: „Aktuell zählen wir in Wien 147 Konditoren-Lehrlinge und 42 angehende Bäcker-Fachkräfte. Besonders erfreulich: 2022 gab es bei den Bäckern so viele Lehrabschlussprüfungs-Absolventen wie lange nicht mehr – waren es vor einem Jahr nur 13, steigerte sich die Zahl 2022 auf 30.“ Ebenso positiv die Lage bei den Konditoren: Auch in diesem Beruf gab es im Vorjahr mit 72 Lehrabschlussprüfungs-Absolventen eine positive Tendenz, 2021 waren es nur 59. Süßes Detail: Der neue Beruf des Chocolatier-Lehrlings hat sich etabliert und findet mit drei neuen angehenden Schokoprofis Wiener Nachwuchs.
Erst Latein-Matura, dann Bäckerlehre
In der Wiener Innungsbackstube finden aktuell die Meisterprüfungs-Vorbereitungskurse für Bäcker und Konditoren statt. Auch für die Lehrlinge in beiden Traditionsberufe gibt es laufend Kurse. Ein besonderes Lehrmädchen ist Anna Kraft. Sie absolvierte ein humanistisches Gymnasium im 13. Wiener Gemeindebezirk und entschloss sich nach bestandener Latein-Matura für eine Bäckerlehre. Anna Kraft: „Mir taugt der Beruf total, man kann etwas mit seinen eigenen Händen schaffen, und wenn‘s den Kunden dann schmeckt, ist das eine besondere Freunde.“ Ob sie Probleme hat, früh morgens schon in der Backstube zu stehen? „Mit den Arbeitszeiten habe ich kein Problem, im Gegenteil: Ich fange zwar früher an, höre dadurch aber auch früher auf und habe mehr Zeit für Familie.“
Über das Haus der Wiener Bäckerinnung
Die Wiener Bäckerinnung wurde im Jahr 1227 erstmals urkundlich erwähnt. Das älteste nachweisbare Zunfthaus der Bäcker stand 1468 in der Krugerstraße, 1605 übersiedelte die Innung ins Haus Salzgries 19, das 1615 umgebaut und vergrößert, 1830 jedoch niedergerissen und durch einen vierstöckigen Neubau ersetzt wurde. Seit 1893 befindet sich die Liegenschaft Florianigasse 13 im Besitz der Innung. Für die Administration und die Aus- und Weiterbildung wurde 1898 im Innenhof ein Gebäude im Stile der deutschen Renaissance errichtet. Seit 2000 ist das Innungshaus das Zentrum des Wiener Lebensmittelgewerbes (Bäcker, Fleischer, Konditoren und des Nahrungsmittelgewerbes). Ebendort befindet sich auch das Archiv der Bäckerinnung und das Bäckermuseum. Dessen historischer Teil umfasst u. a. 38 Urkunden, 7762 Akten und 125 Bände an Handschriften. Dazu kommen zahlreiche historische Gegenstände, insgesamt ein halbes Jahrtausend Geschichte des Bäckerhandwerks.