„Weihnachten ist ein sehr emotionaler Kaufanlass. Da wollen die wenigsten bei ihren Liebsten sparen.”
Interview mit MMag. Dr. Wolfgang Ziniel, KMU Forschung Austria

Haben die negativen Ereignisse der letzten Zeit Auswirkungen auf das Weihnachtsgeschäft?
MMag. Dr. Wolfgang Ziniel : Die Verunsicherung auf Seiten der Wiener Konsumenten ist groß. Rund 64% geben laut unserer Studie an, heuer zu Weihnachten verstärkt auf ihr Geld zu achten. Gleichzeitig ist die Kaufbereitschaft im Vergleich zum Vorjahr trotz der getrübten wirtschaftlichen Situation nur ganz leicht zurückgegangen (von 86% auf 84%).
Das Weihnachtsbudget ist sogar noch gestiegen. Gründe?
MMag. Dr. Wolfgang Ziniel: Die Geschenkebudgets pro Käufer sind um 10 € auf 330 € gestiegen. Das Weihnachtsfest ist ein sehr emotionaler Kaufanlass. Im aktuellen Umfeld sehnen sich die Konsumenten nach Geborgenheit, Familie und Sicherheit. Bei den Liebsten und den Kindern wollen die wenigsten sparen. Das zeigen die Daten ganz deutlich.
Gleiches Einkaufsverhalten trotz steigender Inflation?
MMag. Dr. Wolfgang Ziniel: Das hat auch mit der Einkommenssituation der Konsumenten zu tun. Konsumenten in höheren Einkommensklassen haben für die Teuerungen eine andere Wahrnehmung als Konsumenten in den niedrigeren und mittleren Einkommensklassen.
Kunden wollen verstärkt in Geschäften in ihrer Umgebung einkaufen. Warum?
MMag. Dr. Wolfgang Ziniel: Unsicherheit steigert das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Nähe. Das müssen die Geschäfte und die regionalen Anbieter in der direkten Umgebung der Konsumenten unbedingt nützen.
Woher kommt es, dass Kunden gerne im stationären Han del statt online einkaufen wollen?
MMag. Dr. Wolfgang Ziniel: 76% der Wienerinnen und Wiener schätzen im stationären Handel die sofortige Verfügbarkeit der Warenauswahl „zum Anfassen”. Knapp die Hälfte der Befragten nennt die persönliche Beratung als entscheidenden Vorteil gegenüber der Online-Bestellung.