„Jede Kilowattstunde Strom, die gespart wird, zählt. Ziel muss sein, dass kein Strom mehr mit Gas erzeugt wird.”
Interview mit Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna, Wissenschaftliche Leiterin bei Eco Austria

Wie lange sind die Strompreise noch auf diesem Niveau
Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna: Strom und Erdgas werden nicht tagesaktuell, sondern mittels Durchschnittspreisbildung beschafft und sie unterliegen Preisbindungen. Daher sind die hohe Energiepreise erst zu einem geringen Teil bei Haushalten und Unternehmen angekommen. Man muss leider von weitere Kostenerhöhungen ausgehen. Die kommenden beiden Winter werden noch davon geprägt sein.
Welche Auswirkungen auf die Wirtschaft erwarten Sie?
Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna: Wir rechnen mit einer milden Rezession, die mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit einhergeht Die Rezession und der Reallohnverlust werden die Inflation dämpfen, den die Nachfrage nach Gütern wird sinken.
Welche Maßnahmen sollten jezt getroffen werden?
Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna: Man muss die begünstigte Nachfrage nach Strom so weit drosseln, dass wir Gaskraftwerke nicht mehr zuschalten müssen. Ich sehe die Preisbremse für Haushalte bis zu 2900 kWh kritisch, denn die Hälfte aller Haushalte verbraucht das gar nicht, daher ist das kein Anreiz zu sparen. Für kleinere Unternehmen sollte es bei Businesstarifen ähnlich wie für Haushalte, Unterstützungen geben. Man könnte sich beim Verbrauch am jeweiligen Branchendurchschnitt orientieren. Für energieintensive Unternehmen ist ein Zuschuss vorgesehen.
Müssen Regierungen nicht in den Strommarkt eingreifen?
Priv.-Doz. Dr. Monika Köppl-Turyna: Es gibt derzeit mehrere Vorschläge, wie ein Eingriff in den Strommarkt aussehen könnte, von Preisobergrenzen für Stromlieferungen über Subventionen für Erdgas bei der Verwendung zur Stromproduktion bis hin zu einer Abschöpfung von außergewöhnlichen Gewinnen. Der Markt ist jedoch komplex, die Auswirkungen sehr schwer abzuschätzen. Wichtig ist, dass die Anreize zum Energiesparen nicht verloren gehe und ein Überreagieren vermieden wird.