„Im europäischen Vergleich gibt es in Österreich Aufholbedarf.”
Interview mit Mag. Fjodor Gütermann, Stv. Leiter Breitbandbüro Österreich

Wie gut ist das Breibandnetz in Wien ausgebaut? Wo lieg Österreich im europäischen Vergleich?
Mag. Fjodor Gütermann: Im europäischen Vergleich weist Österreich bei der Verfügbarkeit von gigabitfähigen Anschlüssen einen deutlichen Aufholbedarf auf. Betrachtet man die Breitbandverfügbarkeit jedoch auf Bundesländerebene, so zeigt sich ein deutlich differenzierteres Bild. Einzelne Bundesländer, wie Wien (93 Prozent), Salzburg (89 Prozent) und Vorarlberg (76 Prozent), liegen über dem europäischen und Tirol (68 Prozent) und Oberösterreich (58 Prozent) über dem österreichischen Schnitt.
Warum haben Unternehmen in Betriebsgebieten oft Probleme mit der Breitbandversorgung?
Mag. Fjodor Gütermann: Unternehmen sind in einem hohen Ausmaß von IKT-Infrastrukturen und den damit verbundenen Dienstleistungen abhängig. Bei einem Großteil der Unternehmen sind jedoch heute noch keine zukunftssicheren Glasfaser-Anschlüsse verfügbar. Die unmittelbare Anbindung an das Glasfasernetz ist jedoch oft nur mit umfangreichen tiefbaulichen Maßnahmen und damit verbundenen erheblichen Grabungskosten zu erreichen. Diese Herausforderung wird im Rahmen des Förderprogrammes „Breitband Austria 2030: Connect” adressiert. Die einmalig anfallenden Erschließungskosten für die Errichtung von Glasfaser-Anschlüssen wird mit bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten gefördert.
Wie stark ist die Datennutzung in den letzten Jahren gestiegen? Wie stark wird der Bedarf in Zukunft steigen?
Mag. Fjodor Gütermann: Im Jahr 2021 wurden in den österreichischen Mobilfunknetzen Daten im Umfang von 3,3 Milliarden Gigabyte übertragen, ein Anstieg auf das 46-fache im Vergleich zu 2012. Nichtsdestotrotz werden über feste Breitbandanschlüsse im Schnitt weiterhin über 60 Prozent mehr an Datenvolumen übertragen als über mobile Anschlüsse. Prognosen von internationalen IKT-Ausrüstern sagen auch für die kommenden Jahre einen weltweiten Anstieg der Datennutzung voraus. Laut einer Schätzung sind bis zu 80 Prozent des global anfallenden Datenvolumens auf Inhalte mit Bewegtbildern zurückzuführen. Ein wichtiger Faktor werden auch die immer stärker voranschreitende Vernetzung von Geräten (IoT - Internet of Things), Machine-to-Machine-Kommunikation und Smart-Home-Anwendungen sein.